Showroom Nanoco in Hanoi
Perforierte Terrakottablöcke lassen das Gebäude leuchten
Im lebendigen, zentral gelegenen Viertel Dong Da in Vietnams
Hauptstadt Hanoi zieht eine kleine Galerie die Aufmerksamkeit auf
sich – nicht nur wegen der dort ausgestellten Objekte, sondern auch
aufgrund ihrer ungewöhnlichen Fassadengestaltung. Der 2016
fertiggestellte Nanoco Panasonic Lighting Showroom besitzt
eine Gebäudehülle aus perforiertem Terrakotta, die tagsüber recht
geschlossen wirkt, am Abend aber durch die Innenbeleuchtung das
Gebäude zum Leuchten bringt. Dieser Inszenierung verdankt die
Galerie ihren Beinamen Laterne. Die Pläne für den Neubau haben die
beiden vietnamesischen Büros VTN Architects und Takashi Niwa
Architects entwickelt.
Gallerie
Das Ausstellungsgebäude fügt sich zunächst unauffällig in das
Erscheinungsbild der Straße ein: Wie auch seine Nachbarn, nutzt der
quaderförmige Flachbau auf schmaler Parzelle die Tiefe des
Grundstücks aus. Die Längsfassade im Südosten bleibt durch einen
schmalen Gang freigestellt und damit gut sichtbar. Auf der anderen
Seite schließt das Gebäude direkt an das Nachbarhaus an.
Halbdurchlässige Fassade und offener Grundriss
Neben der nur 72 Quadratmeter umfassenden Grundstücksfläche
stellte ein ausladender Baum direkt vor der etwa sechs Meter
schmalen Straßenfassade eine weitere Herausforderung für die
Entwurfsplanung dar. Seine Krone erschwert die Wahrnehmung der
Galerie von der Straße aus. Die homogene Gebäudehülle aus
Terrakottablöcken bildet nun einen klaren, grafisch wirkenden
Hintergrund, auf dem sich die unterschiedlichen Tages- und
Jahreszeiten durch das wechselnde Schattenspiel des Laubes
bemerkbar machen. Bei Dunkelheit lässt die Natur der leuchtenden
Fassade den Vortritt, die in Form von stilisierten Blüten, ähnlich
dem Maßwerk gotischer Fenster, perforiert ist.
Besucherinnen und Besucher betreten den Showroom, der sich über
die unteren drei Ebenen erstreckt, im Hochparterre über den tief in
die Kubatur eingeschnittenen Haupteingang mit einer kleinen
Vortreppe. Rückwärtig ist das Gelände abgesenkt, sodass auch im
Souterrain eine Versorgung der Räume mit Tageslicht möglich
ist.
Eine offene, zentral angeordnete Treppe verbindet die Bereiche
miteinander. In einem langen Lauf führt sie ins erste Obergeschoss,
wodurch sich der Showroom und die ausgestellten Objekte auf einen
Blick erfassen lassen. Auf den darüberliegenden Etagen entwickelt
sie sich zu einer platzsparenden gegenläufigen Treppe. Hier
befinden sich Büros und Besprechungsräume. Im dritten Stock liegt
ein weiterer Ausstellungsbereich. Eine einzelne in Sichtbeton
eingefasste Fensteröffnung zur Straße setzt eine Zäsur in der sonst
einheitlichen Hülle und gibt den Blick auf den Baum und das
Straßentreiben frei. Schmale Oberlichter in der Decke sorgen für
zusätzliches Tageslicht und lassen den Dachgarten erahnen.
Mauerwerk: Traditioneller Baustoff neu interpretiert
Hinter der Vorsatzschale aus Terrakotta befinden sich bodentiefe
Verglasungen als Pfosten-Riegel-Konstruktion. Dadurch entsteht ein
besonderes Lichtspiel in den Räumen. Zugleich bietet das keramische
Material die Möglichkeit einer Klimatisierung ohne Anlagentechnik.
Die passive Kühlung durch Baumaterialien mit hoher Wärmespeicherung
hat in Ländern mit tropischem und mediterranem Klima Tradition.
Räume werden auf diese Weise vor zu starker Sonneneinstrahlung und
Erwärmung geschützt.
Die quadratischen Terrakotta-Elemente weisen den für das Material typischen rötlichen Farbton auf. Sie haben eine Seitenlänge von 20 cm, eine Stärke von 6 cm und sind ohne Versatz gestapelt beziehungsweise gereiht. Als Auflager dienen Stahlträger mit C-Profil (240 x 150 mm), die an den Geschossdecken befestigt sind. Der Verbund der Terrakottablöcke erfolgt mithilfe 3 mm starker und 30 mm breiter Stahlblätter, die in die 10 mm starken Lagerfugen eingelegt und über Gewindeschrauben fixiert sind. Letztere sind mit einem Achsmaß von 84,5 cm in die nur geringfügig breiteren Stoßfugen eingelassen. Der Mörtel ist ebenfalls rötlich eingefärbt, damit das gleichmäßige Gesamterscheinungsbild nicht gestört wird.
Bautafel
Architektur: VTN Architects (Vo Trong Nghia Architects), Ho Chi Minh Stadt und Takashi Niwa Architects, Hanoi
Projektbeteiligte: Nguyen Thi Thoa, Koji Yamamoto, Dao Sy Dung (Designteam); Dai Dung JSC (Bauunternehmen); T.S.I. Vietnam (Innenausbau); Công ty CP Gạch Ngói Đồng Nai (Ziegelhersteller)
Bauherrschaft: Fortune-Nano Electrical Company (Nanoco)
Fertigstellung: 2016
Standort: 83 Duong Lang, Dong Da District, Hanoi
Bildnachweis: Hiroyuki Oki; Trieu Chien
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