Museum in Jevnaker
Einheitlich ausgeleuchtete Ausstellungsräume
Wenn das dänische Architekturbüro BIG baut, dann stets mit einem Überraschungsmoment. So auch im norwegischen Jevnaker, wo das dänische Architekturbüro die zwei Ufer eines Flusses mit einem spektakulär gedrehten Baukörper verbunden hat. Das Innere des Museumsgebäudes The Twist ist als White Cube gehalten, der mit Linsenwandflutern und Strahlern einheitlich ausgeleuchtet wird.
Gallerie
Skulpturen im Wald
Rund eine Autostunde nördlich von Oslo liegt die Kleinstadt Jevnaker. In der wald- und seenreichen Gegend befindet sich der Skulpturenpark Kistefos, in dem locker verstreut Werke von Künstlern wie Tony Cragg, Claess Oldenburg, Jeppe Hein, Anish Kapoor und Olafur Eliasson ausgestellt sind – bisher 46 an der Zahl. Die Sammlung von Anders Sveaas wird dabei kontinuierlich um neue Skulpturen ergänzt, teils auch um speziell für den Ort geschaffene Objekte. In dem 1999 eröffneten Skulpturenpark gibt es zwei Ausstellungsgebäude: Während auf dem ehemaligen Industriegelände einer Zellstoff-Fabrik die Nybruket Gallery in einem revitalisierten Fabrikgebäude untergebracht ist, handelt es sich bei The Twist um einen Neubau, in dem Wechselausstellungen gezeigt werden.
Brücke über den Fluss
Entworfen vom dänischen Architekturbüro BIG Bjarke Ingels Group, fungiert das neue Museumsgebäude gleichzeitig als Brücke, Galerie und Skulptur. The Twist verbindet die Nord- mit der Südseite des Flusses Randselva, was zu spektakulären Ein- und Ausblicken führt. Dazu gesellt sich eine überaus überraschende Form des Gebäudes, bei der Dach und Fassade durch eine 90-Grad-Drehung in der Mitte des 60 Meter breiten Riegels eins werden. Der Museumsneubau ist mit einer Gebäudehülle aus weißem, eloxiertem Aluminium kunstvoll gefaltet und von einer breiten Fensterfront durchschnitten. Im Inneren gibt es drei Ausstellungsbereiche, die sich auf einer Fläche von 1.000 Quadratmetern erstrecken.
White Cube auf dem Industriegelände
Während ein Ausstellungsraum auf einer Seite vollständig verglast ist, ist ein anderer mit neun Meter hohen Wänden versehen, aber komplett tageslichtfrei. Zwischen diesen räumlichen Kontrapunkten liegt ein Verbindungsraum, der sogenannte Twist. In diesem verdrehten Mittelteil werden Wand- zu Boden- oder Deckenflächen – und umgekehrt: Das breite Fensterband aus der North Gallery findet hier seine Fortsetzung als schmal zulaufendes Oberlicht. Das Interior des Museums ist komplett in Weiß gehalten. Nichts stört den White-Cube-Effekt, was auch daran liegt, dass die Haustechnik hinter einer Wand- und Deckenverkleidung aus weißen Holzlamellen verschwindet, die gleichzeitig an norwegische Bautraditionen erinnern.
Lichtplanung: gleichmäßig ausgeleuchteter White Cube
Im Zusammenspiel mit der deckenintegrierten funktionalen
Allgemeinbeleuchtung arbeitet das Osloer Lichtplanungsbüro Light
Bureau mit Linsenwandflutern und Strahlern, die mit einer Lichtstärke
von 4.000 Kelvin die Räume einheitlich in neutrales Weiß tauchen
und die Kunstwerke optimal ausleuchten. Die eingesetzten Strahler können
– je nach den spezifischen Beleuchtungskriterien eines Kunstwerks –
mit unterschiedlichen Optiken ausgestattet werden. Die
Linsenwandfluter sind an sehr kurzen Schienen montiert – „so
stellen wir sicher, dass sie nicht in eine falsche Position bewegt
werden", erklärt Lichtplanerin Thea Collett von Light Bureau.
Während die Linsenwandfluter auch die Architektur hervorheben,
arbeiten die Strahler Texturen, Formen und Farben der Exponate
heraus. -csh
Bautafel
Architektur: BIG Bjarke Ingels Group, Kopenhagen
Projektbeteiligte: Rambøll, Kopenhagen (Tragwerksplanung); Baumetall Design, Budapest (Fassade/ Gebäudehülle); Lüchinger & Meyer, Zürich (Fassadenplanung); Bladt Industries, Aalborg (Stahlbau); Max Fordham, London (Gebäudetechnik); Element Arkitekter, Oslo (Bauleitung); Guy Robertsen (Innenarchitektur); Erco, Lüdenscheid (Leuchten); Light Bureau/ Afry, Oslo (Lichtplanung);
Bauherrschaft: Kistefos Museum, Jevnaker
Fertigstellung: 2019
Standort: Kistefos Museum, Samsmoveien 41, 3520 Jevnaker, Norwegen
Bildnachweis: Laurian Ghinitoiu, Berlin; Tomasz Majewski, Oslo/ Erco, Lüdenscheid, BIG, Kopenhagen