Erweiterung einer Sakebrauerei in Itoshima

Tradition und Neuinterpretation

Sake ist in Japan nicht nur ein alkoholisches Getränk, sondern auch von spiritueller Bedeutung. Ein typisches Ritual des Shintō, einer in Japan neben dem Buddhismus praktizierten Religion, ist etwa das gemeinsame Trinken von Sake aus drei kleinen Schalen als Zeichen der Vermählung bei einer Hochzeit. Auch das rituelle Besprengen des Grundstücks mit dem aus Reis hergestellten Getränk vor dem Bau eines Hauses oder das Opfern von ganzen Fässern bei großen Schreinfesten ist bis heute erhalten geblieben.

Gallerie

Obwohl Sake in einem aufwendigen Prozess gebraut werden muss, verfügte in früheren Zeiten fast jeder Ort über eine eigene Brauerei, die lokale Ausgangsstoffe verarbeitete. Noch heute sind die fertigen Produkte – wie beim Wein – eng mit dem Entstehungsort verknüpft. Bei dem Erweiterungsbau einer Sakebrauerei in Itoshima, einer Stadt auf Kyushu im Süden Japans, war die größte Herausforderung für die Architekten Taketo Tashiro (Atelier a-um) und Yasuhiro Shinano (nano architects), das neue Gebäude in das traditionsreiche bestehende Ensemble einzubinden. Das Hauptgebäude wurde vor über 100 Jahren errichtet – der Neubau sollte dem Stammhaus keine Konkurrenz machen und als zeitgemäße Interpretation der Bauaufgabe klar erkennbar sein.

Braukunst im Bunker

Die Erweiterung ist in Sichtbeton ausgeführt und setzt sich aus mehreren Teilen zusammen. Ein zweigeschossiger Quader mit Satteldach markiert die westliche Grundstücksgrenze, zwei niedrigere Verbindungsbauten docken an ihn an und formen den Übergang zum Bestand, wobei eine Fuge zwischen Alt und Neu bestehen bleibt. Die Satteldächer beziehen sich auf die traditionelle Bauweise der Brauerei, kragen jedoch nicht aus, sondern sind bündig mit den Außenwänden ausgeführt. Da im Inneren in vielen Bereichen konstante Bedingungen herrschen müssen und die Einwirkung von Tageslicht der Qualität des Sakes abträglich wäre, finden sich nur wenige Öffnungen in den Außenwänden.

Der Hauptzugang ist von der Straße aus nicht sichtbar, da er sich ganz und gar zum benachbarten Gebäude hin ausrichtet. Von hier gelangt man über ein Foyer in den Raum, in dem der Reis gewaschen wird. Natürliches Licht ist in diesem Bereich noch erwünscht, weshalb das Dach hier fast komplett verglast ist. Ebenfalls vom Foyer aus zugänglich ist der Quader, in dem die Braukessel untergebracht sind und der sich über zwei Etagen erstreckt. Ein Fenster findet sich bei diesem Baukörper nur im Personalraum, der sich im Obergeschoss im Nordwesten des Gebäudes befindet.

Schalung: Kreisrunde Spuren im Beton

Eine Besonderheit, die sich bei japanischen Bauten aus Sichtbeton oft beobachten lässt, ist die enge Anordnung der Ankerlöcher, die dadurch beinahe dekorativ wirken. Aus konstruktiver Sicht lässt sich dieses Muster durch die Verwendung von selbstverdichtendem Beton erklären, der sich seit den 1980er Jahren in Japan großer Beliebtheit erfreut und dort auch wesentlich weiterentwickelt wurde. Da der hoch fließfähige Beton unter anderem mit einem höheren Frischbetondruck einhergeht, muss die Schalung entsprechend belastbar sein.

Bei der Erweiterung der Sake-Brauerei wurde für die Erstellung der Ortbetonwände eine handwerklich gefertigte Trägerwandschalung aus beschichteten Schaltafeln und Kanthölzern verwendet. Die regelmäßige Anordnung der Spannanker ermöglichte eine engmaschige Fixierung der Gurtung, die mit Stahlprofilen ausgeführt wurde.

Auf eine Dämmung konnte weitgehend verzichtet werden, sodass die monolithischen Wände mit ihrer von Ankerlöchern geprägten Struktur außen und vielerorts auch von innen erlebbar bleiben. In jenen Bereichen, wo ein Wärmeschutz nötig war, wurde innenliegend gedämmt und das entsprechende Bauteil mit Holz oder Gipskarton bekleidet. -chi

Bautafel

Architektur: Atelier a-um, Fukuoka, und Nano Architects, Fukuoka
Projektbeteiligte: Heisei Corporation, Shizuoka (Generalunternehmen)
Bauherrschaft: Shiraito Sakebrauerei, Itoshima
Standort: 1986 Hon, Itoshima, Fukuoka 819-1151, Japan
Fertigstellung: 2015
Bildnachweis: Nacasa & Partners; Atelier a-um, Fukuoka

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