Sanierung der Haltestelle Landungsbrücken in Hamburg

Das Tor zum Hafen in neuem Glanz

Die Haltestelle Landungsbrücken zählt zu den ältesten Bahnhöfen Hamburgs: Zwischen 1910 und 1912 wurde sie als eine der ersten Stationen der gerade neu gegründeten Hochbahn-Aktiengesellschaft gebaut und entwickelte sich schnell zu einem hochfrequentierten Verkehrsknotenpunkt in der Hansestadt. Heute ist sie ist nicht nur ein wichtiger Umsteigebahnhof im S- und U-Bahn-Netz, sondern auch eine der beliebtesten Anlaufstellen für Touristen. Diese starten von hier aus zu Hafenrundfahrten oder genießen bei einem Fischbrötchen das maritime Flair an der Elbe.

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Errichtet wurde das ursprüngliche Bauwerk nach den Plänen von Johann Emil Staudt. Schon bald wurde es zu klein, nicht zuletzt wegen der vielen Hafenarbeiter, die die Station auf dem Weg zu den Fähren nutzten. Bereits 1923 wurde die Station durch Walter Puritz um eine zweite Schalterhalle in Ziegelbauweise am östlichen Ende erweitert. 

Markenzeichen Kupferdach

Den Zweiten Weltkrieg überstand die Station nicht unbeschadet. Vor allem der markante Turm am Haupteingang wurde stark beschädigt, sodass dieser bei der Sanierung und Modernisierung der Station Ende der 1950er-Jahre abgerissen wurde. An dieser Stelle befindet sich seit 1959 das markante Kupferdach, das nach Plänen von Fritz Trautwein wieder den Eingang markiert und ebenso wieder eine Schalterhalle beherbergt. Von hier überspannt eine breite Fußgängerbrücke die sechsspurige Straße hin zu den Anlegern. Seitlich führt eine große, kaskadenartige Treppenanlage die Böschung hinab zur Straßenkante. Diese Umbaumaßnahme trug vor allem den hohen Fahrgastzahlen Rechnung, die bis in die 1960er-Jahre bei Schichtwechsel im Hafen zum Alltag der Station gehörten. Bis heute sind das Kupferdach und die breite Fußgängerbrücke Trautweins die prägenden Merkmale des Bauwerks, welches als Ganzes unter Denkmalschutz steht.

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Sanierung bei laufendem Betrieb

Im Zuge von Sanierungs- und Ausbaumaßnahmen von 2019 bis 2020 hat Trapez Architektur die Haltestelle nahezu komplett erneuert und einen barrierefreien Zugang ermöglicht. Nur der unterirdische S-Bahnhof war davon nicht betroffen. Ein wichtiges Ziel der umfangreichen Maßnahmen war, eine hochwertige zeitlose Sanierung der Bausubstanz aus verschiedenen Epochen des 20. Jahrhunderts umzusetzen. Deshalb standen der Denkmalschutz und der sensible Umgang mit der historischen Bausubstanz ebenso im Fokus wie eine effiziente Koordination der Baumaßnahmen, die den U-Bahn-Betrieb so wenig wie möglich einschränken sollten. So fanden die einzelnen Arbeiten in enger zeitlicher Abfolge und teilweise sogar zeitgleich statt.

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Schalterhallen aufgeräumt

Bei der Umgestaltung der zwei Schalterhallen im rundlichen Ziegelbau und unter dem aufsteigenden Kupferdach besannen sich die Planenden auf eine klare, offene Raumstruktur. Die beiden Gebäudeteile wurden weitestgehend entkernt, Decken und Fenster erneuert und Einbauten, wie zum Beispiel Fahrkartenautomaten, Technikräume, Verkaufsshops, neu organisiert.

Bei der halbrunden Halle von Walter Puritz am östlichen Eingang sorgen zwei neue Aufzugtürme nun für einen barrierefreien Zugang von der Straßenebene zu den erhöht gelegenen U-Bahnsteigen. Die das Hallendach durchstoßenden Aufzugstürme erforderten auch ein neues Dach über der Schalterhalle B. Außen wurde das historische Klinkermauerwerk teilweise ersetzt und saniert. Im Innenraum erhielten die gestaffelte Kassettendecke und die Sprossenfenster ihre ursprüngliche Form von 1923 zurück.

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Innen und außen erneuerte Oberflächen

Die Außenwand und das Dach der Bahnsteighalle mit seinen genieteten Stahlträgern über den Bahnsteigen wurde vollständig rückgebaut und instandgesetzt. Das Niveau der Bahnsteigebene wurde erhöht, um einen barrierefreien Ein- und Ausstieg in die Züge zu gewährleisten. Neue Wandbekleidungen und Einbauten optimieren das Erscheinungsbild. Den Vorschriften des Denkmalschutzes entsprechend sind nun ähnliche schmale, weißglänzende Fliesen in der Schalter- und Bahnsteighalle zu finden wie bereits 1959. Für die Zeit der Baumaßnahme ließ Trapez Architektur das historische Bahnsteig-Portal aus Naturstein abtragen und später im ursprünglichen Gefüge wieder aufbauen. Die ebenfalls aus dem Jahr 1959 stammende Außenhülle der Schalterhalle A aus Kupfer musste wegen Verwitterung erneuert werden. Diese ersetzte man durch originalgetreue, vorpatinierte Elemente, um das charakteristischen Erscheinungsbild der Haltestelle zu bewahren.

Bautafel

Architektur Sanierung 2020: Trapez Architektur, Hamburg
Architektur Schalterhalle A 1959: Fritz Trautwein
Architektur Schalterhalle B 1923:
Walter Puritz 
Architektur Bestand 1912: Johann Emil Staudt
Projektbeteiligte: LAP Leonhardt, Andrä und Partner, Hamburg (Tragwerksplanung); Argus Stadt und Verkehr, Hamburg (Verkehrsplanung); MUHS Landschaftsarchitekten, Kiel (Außenanlagenplanung Elbpark)
Bauherr: Hamburger Hochbahn
Standort: Bei den St. Pauli Landungsbrücken, 20359 Hamburg
Fertigstellung: 2020
Bildnachweis: Jan Sieg Photography (Baustellenbilder); Meike Hansen, Archimage Architectural Photography (Nachher-Bilder); Trapez Architektur (Pläne)


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Die Bahnhof Landungsbrücken unweit der gleichnamigen Anlegestelle wurde von 2019 bis 2020 nach Plänen des Büros Trapez Architektur umfassend saniert und um barrierefreie Zugänge ergänzt.

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Verkehr

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Das Dach faltet sich im Westen rautenförmig auf und läuft im Osten in geraden Flächen aus

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Für das Finanzzentrum Canary Wharf fungiert der Bahnhof als wichtiger Verkehrsknotenpunkt

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Gleichmäßige Ausleuchtung der Bahnsteige mit dem Dach als Reflektor

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Außenansicht: Aufgeständerte Bahnsteige und Metalldächer

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Außenansicht bei Nacht

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