Wintergarten am Industriedenkmal
Rohmühle in Bonn
Einst das Herzstück einer Zementfabrik aus der Mitte des 19. Jahrhunderts in Bonn, beherbergt das historische Backsteingebäude nun Büroetagen und ein Restaurant. Den Gastraum in dem denkmalgeschützten Industriebau behutsam zu erweitern, war das Ziel der Umgestaltung des Restaurants in der Rohmühle. Eine faltbare Glaswand in der Fassade bildet den Übergang zum Wintergarten. Dieser ist eine Stahlkonstruktion mit beweglichen Senkrechtelementen und verbindet Innen- und Außenflächen des Lokals miteinander.
Gallerie
Industriedenkmal Zementfabrik
Verkehrsgünstig am Wasserweg gelegen, wurde ab 1858 am Bonner Rheinufer Zement produziert. Weit über einhundert Jahre, bis 1986, war die Fabrik in Betrieb. 1987 endgültig geschlossen, wurde das Ensemble 1989 unter Denkmalschutz gestellt. Fünf Gebäude des bemerkenswerten Zeugnisses der Industrialisierung sind erhalten: Neben dem Direktionsgebäude, den Trakten für Stallungen und Werksfeuerwehr auch der Wasserturm sowie das fünfgeschossige Mühlengebäude. Die Mühle war das Herzstück der Gesamtanlage, hier wurden Kalksteine zu Kalkmehl gemahlen, dann mit Ton zu Zementziegeln gebrannt und dieses Ofenprodukt schließlich zermahlen (mehr zur Geschichte s. Surftipps).
Dieses ockerfarbene Mauerwerksgebäude mit erhaltenem historischem Gebälk und Aufzugsturm wurde 2006 nach Plänen des Architekten Karl-Heinz Schommer saniert, umgebaut, um einen gläsernen Riegel ergänzt und einer neuen Nutzung zugeführt: In den Obergeschossen sind Büros untergebracht, während im Erdgeschoss die Gaststätte Rohmühle ihre Speis und Trank kredenzt. Das Lokal sollte nun uferseitig um einen wettergeschützten Außenbereich erweitert werden. Zunächst war ein reines Terrassendach geplant. Als aber Ausstattungsthemen, Komfort und Nutzbarkeit über das Jahr hinweg thematisiert wurden, entwickelte sich bauherrenseitig relativ schnell der Wunsch nach einem voll nutzbaren und beheizten Anbau zur Erweiterung des Flächenangebots vom Restaurant.
Innen und außen miteinander verbunden
Als Fläche für die Erweiterung bot sich die ehemalige Terrasse an, die zum Rheinufer ausgerichtet ist. Durch den als Wintergarten geplanten Anbau konnten bauordnungsrechtliche und denkmalrechtliche Bedenken gegen eine Erweiterung ausgeräumt werden; die Planung wurde in enger Abstimmung mit den beteiligten Ämtern durchgeführt. Die Terrasse wurde Richtung Rhein vergrößert und mit einer Sichtbetonstützwand und Ziegelpflasterbelag im Fischgrätverband komplett neugestaltet. Der Belag wurde auch im Wintergarten verbaut, sodass der Eindruck eines nahtlosen Übergangs entsteht. Unterstützt wird dies auch durch die Möglichkeit, den Wintergarten durch eine Glas-Faltwand zum Gebäude hin komplett abzutrennen und zum Außenbereich zu öffnen. Die Wahl fiel auf bewegliche Glasfassaden vom spezialisierten Hersteller Solarlux.
Die verbauten Glas-Faltwand-Systeme Highline und Ecoline bieten mit einer schlanken Ansichtsbreite von 99 mm im Flügelstoß eine größtmögliche Glasfläche. Ein multifunktionaler Isoliersteg vereint verschiedene technische Details ineinander und ermöglicht so schlanke Profile bei großen Elementen, hohen Gewichten und besten Wärmedämmwerten. Aufgrund der leichtgängigen und verschleißarmen Edelstahllaufwagentechnik sowie der barrierefreien Bodenschiene ist die gewählte Glas-Faltwand ohne komplizierte Handhabung vollständig zu öffnen. Das System bietet gestalterisch ansprechende Profilbreiten und es sind ebenfalls hohe sowie breite Elemente lieferbar.
Nahtlose Übergange
Im Ziehharmonikaprinzip lassen sich die Glaselemente auf einer Gesamtbreite von circa 12 Metern auffalten und als schmales Paket an der Seite parken. So verbinden sie nahtlos den Innenraum mit dem Wintergarten. Zusätzlich öffnen die Fassaden den Wintergarten auf allen drei Seiten und ermöglichen so die Vergrößerung der vorgelagerten Terrasse. Auch im geschlossenen Zustand lassen sie großzügige Ausblicke vom Gastraum auf den Rhein zu. Ist die innenliegende Glas-Faltwand geöffnet, ist der Übergang in den Wintergarten fließend.
Schmetterlinsgdach aus Stahl
Der Stahlbau besteht im Wesentlichen aus einem Schmetterlingsdach, wobei der kurze Schenkel als Kaltkonstruktion Richtung Rhein hin auskragt, der lange Schenkel als Warmkonstruktion am Gebäude auf Konsolen aufliegt. Die Haupttragachse besteht aus einem geschweißten U-Profil, das auf vier Stützen aufgelegt das Rückgrat der Konstruktion bildet und vor der Längsfassade des Wintergartens steht. Es übernimmt gleichzeitig die Entwässerung der gesamten Dachkonstruktion. Der komplette Wintergarten ist als thermische Hülle ausgebildet, da aus Behaglichkeitsgründen die Beheizung des Wintergartens gewünscht war. Diese erfolgt über eine Fußbodenheizung unterhalb des Pflasterbelages, der im Wintergarten extra auf ein Maß von ca. 20 mm kalibriert und auf einen Heizestrich geklebt wurde.