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Grundprinzip und Elemente von Bussystemen
Hauptaufgabe der Elektroinstallation ist es, die elektrische Energie zu den Verbrauchern an beliebigen Stellen des Gebäudes zu transportieren. Dies erfolgt mit Hilfe eines verzweigten Leitungssystems, das vergleichbar mit dem menschlichen Blutgefäßsystem ist. Es bringt in ähnlicher Weise Nährstoffe (= Energie) zu den Organen und Zellen.
„Klassische“ Elektroinstallation
Die klassische Elektroinstallation diente in bestimmtem Maße
gleichzeitig zur Steuerung der Vorgänge im Gebäude, einfach durch
Schließen (Einschalten der Lampe) oder Unterbrechen (Ausschalten)
des Energiekreislaufs, und zum Transport der Energie. Mit der
Zunahme der Funktionen und Geräte kommt dieses Prinzip an seine
Grenzen, da der Bedarf an Kabeln und Leitungen und damit der
Material-, Kosten- und Arbeitsaufwand höher wird.
Elektroinstallation mit Bussystemen
Bei Bussystemen werden Energie und Informationen mit getrennten
Leitungen transportiert. Allen Bussystemen gemeinsam ist, dass
sämtliche Verbraucher (= Aktoren) mit sämtlichen Befehlsgebern (=
Sensoren) über ein Medium, meist eine 2-adrige, verdrillte
Kupfer-Leitung, miteinander verbunden sind. Über diese Busleitung
laufen, vergleichbar mit dem menschlichen Nervensystem, nach
bestimmten Regeln sämtliche Steuerinformationen innerhalb des
Hauses. Die Busleitungen werden in Linien-, Stern- oder
Baumstruktur im Gebäude verlegt. Die Signalpegel liegen im Bereich
der Schutzkleinspannung.
Das Leitung sparende Grundprinzip besteht darin, dass alle Busteilnehmer (Bedienungselemente, Sensoren, Aktoren usw.) an eine Busleitung angeschlossen werden und auf dieser Leitung Signale zum Schalten, Steuern, Regeln und Überwachen austauschen. Voraussetzung dafür ist, dass die Installationsgeräte busfähig, d.h. mit einer programmierbaren Steuerelektronik ausgerüstet sind. Die Verknüpfung aller Ein- und Ausgabegeräte – der gesamten Elektroinstallation – erfolgt durch eine Programmierung, statt durch eine Verdrahtung.
Das Prinzip bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich:
- Höchste Flexibilität: Bei erforderlichen Änderungen der Raumaufteilung muss nicht neu installiert, sondern nur umprogrammiert werden
- Erweiterungsmöglichkeit: Ist die Grundinstallation (Busleitung) erst einmal vorhanden, kann das System nahezu beliebig erweitert werden
- Gleichzeitige Nutzung der Informatioen: Informationen eines Sensors können an beliebig vielen Stellen genutzt werden (z.B. Hoch- oder Runterfahren aller Jalousien, gleichzeitiges Ein- oder Ausschalten aller Lampen in einem Bürohaus mit einem Signal etc.)
- Einsparung von Steuerleitungen: Die Brandlast wird vermindert und die Installation bleibt überschaubar
- Reduzierung der Betriebskosten
- Energieeinsparung
- Moderne Elektroinstallation in historischen Gebäuden: Die Bausubstanz muss nicht tiefgreifend verändert werden, was bei einer konventionellen Elektroinstallation mit gleichen Merkmalen unumgänglich wäre
- Steuerung von außen: Die Systeme im Gebäude können per Internet oder per Telefon von außen gesteuert werden
Bussysteme bilden die Voraussetzung für eine umfassende Gebäudeautomation. Das sogenannte „Intelligente Haus“ ist ohne Gebäudesystemtechnik (Oberbegriff für alle Bussysteme) überhaupt nicht denkbar. Bussysteme bieten:
- Komfort: Fernbedienung vieler Funktionen, intelligente Jalousiesteuerungen, automatische Raumtemperaturregelung, Lichtsteuerung etc. Im Wohnbereich spricht man von „Home Automation“ bzw. vom „Intelligenten Haus“
- Sicherheit: Präsenz- und Bewegungsmelder, Windwächter, Maximumwächter, Einbruch, Brand- und Rauchmeldesysteme etc.
- Energie- und Kosteneinsparung: Kontrollierte Be- und Entlüftung, Einzelraumtemperaturregelung, tageslichtabhängige Lichtsteuerung, Einbeziehung regenerativer Energiequellen, Wärmepumpen etc.
Es gibt verschiedene Bussysteme auf dem Markt. Die wichtigsten sind KNX, LON und LCN.
- Am bekanntesten und verbreitetsten ist der KNX, das ist der frühere „Europäische Installationsbus - EIB“, an dem hier die Grundprinzipien der Bustechnik erläutert werden.
- Ein leicht zu programmierendes, handwerksgerechtes System bildet der LCN-Bus.
- Für umfangreiche Anlagen wird auch das LON-System verwendet, das seine Ursprünge in der Industrieautomatisierung hat.
Elemente der Gebäudesystemtechnik
Übertragungsmedien
Die Datenübertragung, d.h. die physikalische Realisierung der
Busleitung, ist mit verschiedenen Medien möglich:
- Verdrillte Kupferleitung (TP = twisted pair)
- Der Netzspannung überlagert über das 230/400-V-Netz (PL = Powerline)
- Funkwellen (RF = Radio Frequency)
- Infrarot-Lichtwellen (IR = Infra Red)
Topologie
Als Topologie
wird die Struktur eines Netzwerks von Buskomponenten bezeichnet,
bei dem mehrere Übertragungsleitungen zusammengeschaltet werden.
Man unterscheidet Stern-, Baum- oder Linienstruktur.
Linie
Die kleinste Einheit in einem Busnetzwerk ist die Linie.
Bei KNX können an eine Linie maximal 64 Bus-Teilnehmer
angeschlossen werden. Bei mehr als 64 Geräten werden bis zu 15
weitere Linien gebildet, die über sogenannte Linienkoppler an eine
Hauptlinie angeschlossen werden. So können je Hauptlinie
theoretisch 15 x 64 Geräte zusammengeschlossen werden (unter
Beachtung max. Leitungslängen). Bis zu 15 Hauptlinien können
wiederum mit Hilfe von Bereichskopplern zu Bereichen verbunden
werden, sodass auch große Gebäude mit kompletter Bustechnik
ausgestattet werden können.
Datentelegramm
Ein Datentelegramm
ist eine festgelegte Struktur eines Datenblocks auf der Busleitung.
Sie ist genau festgelegt, damit ihn alle Busteilnehmer „verstehen“
und weiterverarbeiten können. Die Datenübertragung erfolgt mit
einer Übertragungsgeschwindigkeit von 9.600 bit/s.
Sensoren
Als Sensoren bezeichnet man die Geräte zum Erfassen von
Analogwerten (Temperaturfühler, Helligkeit, Bewegung) oder
Binärinformationen (Schaltstellungen, Impulse von Tastern,
Meldungen etc.).
Aktoren
Aktoren empfangen die Datentelegramme und setzen diese in Aktionen
um, wie Schalt- und Dimmbefehle für Leuchten, Steuerbefehle für
Rollläden, Markisen etc. oder Stellbefehle für
Heizkörperventile.
Controller
Controller
sind Geräte für komplexe Steuer- und Regelfunktionen, z.B. logische
Verknüpfungen, Lichtszenensteuerungen, Zeitsteuerungen.
Systemgeräte
Systemgeräte
werden zum Aufbau der Busstruktur (Linien- und Bereichskoppler),
Schnittstellen für PC zur Programmierung und Inbetriebnahme der
Anlage benötigt.
Anzeige- und Bediengeräte
Zur Visualisierung der Vorgänge im System (Schaltstellungsanzeige),
Touch-Screens, Bedien- und Meldetableaus werden Anzeige- und
Bediengeräte verwendet.
Aufbau der Busgeräte
Busgeräte bestehen jeweils aus dem Busankoppler und dem
Anwendungsmodul. Beide sind über die Anwender-Schnittstelle (10-
oder 12-poligen Steckverbinder) miteinander verbunden. Das
Anwendungsmodul ist das Endgerät, das die gewünschte Funktion
realisiert.
Der Busankoppler sendet und empfängt die Telegramme über den Installationsbus. Jeder Busankoppler enthält einen Mikroprozessor zur Speicherung und Bearbeitung des Anwendungsprogramms sowie einen Wandler zur Spannungsversorgung.
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