Funk-Bussysteme
Installation ohne Leitungsverlegung
Die Gebäudesystemtechnik kann auch über drahtlose
Kommunikationsmethoden wie Funk betrieben werden, um die
verschiedenen Systeme und Komponenten eines Gebäudes miteinander zu
verbinden und zu steuern. Die Vorteile der Funktechnologie liegen
in der flexiblen und einfachen Installation ohne aufwendige
Verkabelung.
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Hauptanwendungsgebiete von Funk-Bussystemen
Grundsätzlich bieten sich Funk-Bussysteme überall dort an, wo
drahtgebundene Lösungen nur mit großem Aufwand realisiert werden
können. Da für funkbasierte Systeme keine Steuerleitungen verlegt
werden müssen, lassen sie sich schnell und einfach realisieren und
insbesondere im Bestand auch gut nachrüsten. Naheliegend ist eine
Anwendung bei historisch wertvoller Bausubstanz, auf
Glastrennwänden, Sichtbeton oder Sichtmauerwerk oder wenn die
Bedienung sehr flexibel bleiben soll.
Probleme kann die Reichweite der Funk-Bussysteme bereiten, vor
allem wenn sich die Funklösung über einen Raum hinaus auf eine
ganze Etage oder gar über ein ganzes Gebäude erstrecken soll.
Innerhalb von Gebäuden rechnet man mit Reichweiten von 30 bis 50 m.
Diese können sich jedoch je nach Anzahl und Stärke der zu
durchdringenden Wände, dem Baumaterial und Funkschatten durch
Metallteile u.ä. stark verringern. Zeitgemäße Systeme nutzen daher
das Mesh-Prinzip (z.B. Jung Home): Darin wirken Steckdosen,
Lichtschalter oder Bewegungsmelder zugleich als Verstärker des
Bluetooth-Mesh-Netzwerks. Das Signal springt dabei so lange von
Knotenpunkt zu Knotenpunkt, bis es sein Ziel erreicht hat, wodurch
höhere Reichweiten erreicht werden können.
Funktionsprinzip
Funk-Bussysteme funktionieren
grundsätzlich nach dem gleichen Prinzip wie leitungsgebundene
Bussysteme – mit dem Unterschied, dass für die Datenübertragung
Funkwellen (RF = Radio Frequency) genutzt werden. Ein
Funk-Bussystem realisiert eine Funkübertragungsstrecke aus Sendern
(Sensoren) und Empfängern (Aktoren), die sich in die Unterputzdosen
von Schaltern, Steckdosen oder in Leuchten usw. integrieren lassen.
Diese Sensoren und Aktoren sind mit einer drahtlosen
Kommunikationsschnittstelle ausgestattet, die es ihnen ermöglicht,
Daten über Funk zu senden und zu empfangen. Damit sind diese
Elemente in das System integriert und können per App, Hand- oder
Wandsender gesteuert werden.
Das System kann durch Zubehör wie Signalverstärker, Gateways, Controller oder eine Zentrale ergänzt werden. Die Sensoren (Befehlsgeber wie Taster, Fühler, Bewegungsmelder) senden per Funk Informationen an die Aktoren (Befehlsempfänger wie Lichtaktor, Jalousieaktor und Alarmsirene), die die Informationen auswerten und entsprechend schalten. Wie bei allen Bussystemen ist der Informationsaustausch auch beim Funk-Bus grundsätzlich bidirektional möglich, da jede am Bus angeschlossene Komponente mit jedem Sensor oder Aktor kommunizieren kann – vorausgesetzt, sie sind jeweils mit Sendern und Empfängern ausgestattet und entsprechend programmiert. So kann ein Sensor beispielsweise die Rückmeldung erhalten, dass der gesendete Befehl auch ausgeführt wurde. Möglich ist es auch, von einem Sensor Zentralbefehle (wie Alles aus) an alle relevanten Aktoren zu schicken.
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Energieversorgung der Funkkomponenten
Bei der Planung
und Anwendung von Funkbussystemen ist die Energieversorgung der
Funkkomponenten zu beachten, die auf drei Arten möglich
ist:
- Drahtgebunden mit 230 V oder Kleinspannung bei fester Montage von Komponenten (z. B. in der UP-Dose oder in einer Verteilung)
- Mit Batterie oder Akku für bewegliche Taster etc. (mit dem Nachteil einer begrenzten Lebensdauer der Batterien und einem Arbeits- und Kostenaufwand für den Batteriewechsel)
- Batterielos auf Basis der EnOcean-Technologie: Hier beziehen die Sensoren ihre Sendeenergie aus Licht, Wärme oder Bewegungen in der Umgebung; Taster etwa beziehen ihre Energie aus dem mechanischen Druck auf die Tastwippe (oder elektrodynamischer Wandler). Bei Temperaturfühlern oder Bewegungsmeldern genügt eine Solarzelle zur Speisung des Miniatur-Akkus. Die Sensoren können so an nahezu jedem beliebigen Ort angebracht werden und sind wartungsfrei.
Typische herstellerunabhängige Funk-Standards
- KNX RF: Analog zum drahtgebundenen KNX-Installationsbus
findet der Informationsaustausch zwischen Funk-Sensoren und
Funk-Aktoren bidirektional statt, d. h. alle KNX-Funkgeräte sind
sowohl mit Sendern als auch mit Empfängern ausgestattet. Geräte
eines Funk-KNX-Systems arbeiten im Frequenzbereich von 868-870 MHz,
der für Kurzstrecken-Funkgeräte reserviert ist und weder von
Amateurfunkern noch für industrielle, wissenschaftliche und
medizinische Anwendungen genutzt werden darf. Alle Funkelemente
können durch einfache Parametrierung bei der Inbetriebnahme
installiert oder in bestehende KNX-Anlagen integriert werden.
- EnOcean: Die batterielose Funsensorik wird hauptsächlich
für die Überwachung und Steuerung von Haus- und Gebäudetechnik
eingesetzt. Die Installation ist kosten- und zeitsparend und
ermöglicht einen energieeffizienten Betrieb. Sensoren und Schalter
erhalten ihre Energie aus der direkten Umgebung nach dem Prinzip
des Energy Harvesting: Taster etwa beziehen ihre Energie aus dem
mechanischen Druck auf die Tastwippe (Piezo-Prinzip oder
Elektrodynamische Wandler).
- Z-Wave-Standard: Der drahtlose Kommunikationsstandard
kommt für funkbasierte Heimautomationssysteme zum Einsatz und nutzt
Frequenzen zwischen 850 und 950 MHz, die entweder im ISM-Band
(Industry Science Medicine) oder im SRD-Frequenzband liegen. Der
Standard ist auf geringen Energieverbrauch und hohe
Kommunikationssicherheit ausgelegt.
- ZigBee: Der Funkstandard wurde für drahtlose Netzwerke
mit kurzen Reichweiten zwischen 10 und 100 Metern und einem relativ
geringen Datenaufkommen und geringem Stromverbrauch entwickelt, z.
B. für Hausautomation oder Lichttechnik. ZigBee-Geräte
kommunizieren in einem speziellen ZigBee-Mesh-Netzwerk; genutzt
wird ein eigenes ZigBee-Protokoll.
- Bluetooth: Das System dient zum
Datenaustausch über kurze Entfernungen zwischen Geräten, die sich
durch ein einfaches Pairing miteinander verbinden, z. B. durch eine
Tastatur mit einem Tablet. Der Funkstandard Bluetooth ist nur für
kürzere Distanzen von etwa 0,2 bis 10 Meter geeignet (mit Bluetooth
5 sind Reichweiten bis 200 Meter möglich). Das zu Bluetooth
gehörende Funkprotokoll ist das Wireless Personal Area Network
(WPAN). Die Bluetooth-Microchips mit je einer Sende- und
Empfangseinheit sind oft schon in die Geräte integriert. Mit
Bluetooth und WLAN können Smart-Home-Komponenten komfortabel über
mobile Endgeräte wie Tablets oder Smartphones gesteuert werden.
- Bluetooth LE (BLE) / Bluetooth 4.0: Bluetooth 4.0
oder Bluetooth Low Energy (Bluetooth LE oder BLE) hat im
Vergleich zu Bluetooth einen deutlich geringeren Energieaufwand.
Dadurch können Anwendungen mit einer schwächeren Batterie über
einen längeren Zeitraum betrieben werden. Der entscheidende
Unterschied in der Funktionsweise besteht darin, dass BLE im
Ruhezustand bleibt, solange keine Verbindung aufgebaut wird. Diese
kurzen Verbindungen sind notwendig, weil die Datenübertragungsraten
deutlich höher sind (1 Mb pro Sekunde). Daher ist BLE unerlässlich
für Funktionen, die regelmäßig kleine Datenmengen austauschen, wie
etwa bei IoT Anwendungen.
- Bluetooth Mesh ist eine erweiterte Version des Bluetooth-Standards und wurde speziell für die Vernetzung von Geräten in großen Bereichen entwickelt. Es ermöglicht die Bildung eines Mesh-Netzwerks, bei dem viele Geräte, sogenannte Knoten (nodes), miteinander verbunden sind. Jeder Knoten fungiert als Sender und Empfänger und kann Datenpakete im Netzwerk weiterleiten. Dadurch entsteht eine dezentrale Netzwerkstruktur, bei der die Geräte miteinander kommunizieren, ohne dass ein zentraler Hub oder eine Steuerungseinheit erforderlich ist.
Unterschiede zwischen Funk-Bus und klassischen
Funkbedienungen
Klassische Funksysteme, die es schon vor
den Funk-Bussystemen gab, basieren meist auf einer unidirektionalen
Datenübertragung mit wenigen Megawatt Sendeleistung, also nur in
Richtung Sender zu Empfänger. Hier kann jeder
Kommunikationsteilnehmer lediglich senden, aber nicht vom
Teilnehmer darüber informiert werden, ob die Nachricht auch korrekt
empfangen wurde. Insofern handelt es sich bei der Funkfernbedienung
nicht um ein Bussystem, auch wenn hierfür gelegentlich der Begriff
Funk-Bus verwendet wird.
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