Fugenausbildung
Je nach Konstruktion und ausführungstechnischen Erfordernissen werden im Stahlbetonbau verschiedene Fugen angeordnet. Unterschiede in der Funktion der Fugen liegen in der Ausbildung von Arbeits-, Bewegungs- und Scheinfugen, bei Sichtbeton zwischen sichtbaren und unsichtbaren Wand- und Deckenanschlüssen sowie den sichtbaren Fugen bei Schalungsstößen. Schwindfugen sind umstritten und werden heute in der Regel nicht mehr vorgesehen.
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Arbeitsfugen
Wird der Betoniervorgang aus fertigungstechnischen Gründen
unterbrochen, entsteht eine Arbeitsfuge. Diese darf jedoch die
statische Gesamtwirkung des Baukörpers nicht unterbrechen und
beeinträchtigen. Aus statischen Gesichtspunkten sind Arbeitsfugen
ungewollt, da eine kraftschlüssige Verbindung zwischen beiden
Betonierabschnitten entstehen soll. Die Bewehrung ist
in der Arbeitsfuge nicht unterbrochen. Eine Bewegung zwischen den
Bauabschnitten oder eine Öffnung der Fuge ist nicht
beabsichtigt.
Eine spezielle Arbeitsfuge ist die Pressfuge. Sie wird angeordnet, wenn statische Einheiten abgegrenzt werden, folglich wird auch die Bewehrung durch die Fuge unterbrochen. Geringe Bewegungen der Fuge (Öffnen der Fuge) und Druckübertragungen bei Ausdehnung sind möglich. Querverschiebungen der Fugenflanken gegeneinander sind durch Verzahnung vermeidbar.
Bewegungsfuge
Fugen zur Aufnahme von Bewegungen innerer Zwangskräfte sind so
anzuordnen und auszubilden, dass Bewegungen in den angrenzenden
Bauteilen keine schädlichen Risse erzeugen. Die Fuge wird in einem
definierten Bereich gesetzt. Es besteht keine kraftschlüssige
Verbindung zwischen den beiden angrenzenden Bauteilen, d.h. die
Bewegungsfuge unterbricht die Bewehrung. Je nach Art der zu
erwartenden Bewegungen wird die Bewegungsfuge auch Dehnungs- und
Setzungsfuge genannt.
Scheinfugen
Scheinfugen werden an Stellen angeordnet, an denen der Beton beim
Auftreten hoher Spannungen reißen soll (Sollrissstelle). Aus diesem
Grund durchtrennen sie teilweise den Betonquerschnitt (etwa ein
Drittel). Konzipiert sind Scheinfugen für den gezielten Abbau der
Betonspannungen während des Abbinde- und Erhärtungsvorgangs infolge
Temperaturabnahme (Hydratationswärme) und Betonschwindens
(Volumenverringerung des Betons). Die Bewehrung ist ganz oder
teilweise durchlaufend. Die Querschnittsschwächung an der
Scheinfuge wird durch Einlegen von Profilen
(Sollbruchstellenprofile) oder durch frühzeitiges Einschneiden des
Betons erzielt. Je nach Ausbildung der Scheinfuge können Querkräfte
auch nach dem Reißen des Betons in der Fuge übertragen werden.
Scheinfugen werden Sollbruchstellen oder Sollrissstellen
genannt.
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