Wochenendhaus in Schnepfau
Waschtisch und Becken aus Akazienholz
Die kleine, österreichische Gemeinde Schnepfau befindet sich südöstlich von Bregenz und dem Bodensee im Bundesland Voralberg. Wahrzeichen der Region, des Bregenzerwaldes, ist das imposante Bergmassiv Kanisfluh. Vor dieser Kulisse entstand an einem Hanggrundstück in 1.100 Meter Höhe, wenige Kilometer von Schnepfau entfernt, ein Wochenendhaus mit separatem Gästehaus.
Gallerie
Die Umgebung ist geprägt durch dichten Wald im Norden, weitläufige Weideflächen und die schroffe Massivität der südlich gelegenen Kanisfluh. Die Dornbirner Architekten Oskar Leo Kaufmann und Albert Rüf entwarfen zwei puristisch gestaltete Solitäre: Auf rund 100 m² bietet ein großer Kubus genügend Platz für eine Familie, während ein kleiner Quader mit 20 m² Wohnfläche als Gästehaus dient.
Beide Baukörper sind als Massivbauten errichtet – Sichtbeton und Holz in puren, klaren Formen sollen die Ruhe und Kargheit des Ortes widerspiegeln. Die 65 cm starke, zweischalige Gebäudehülle aus Beton wurde in zwei Schritten realisiert: Zuerst wurde die Außenwand in einem Stück über eine Höhe von 9,50 Meter betoniert, danach die Kerndämmung angebracht und anschließend die Innenwand ebenfalls in einem Durchgang betoniert. Auf diese Weise wurden horizontale Arbeitsfugen vermieden, was die Massivität der geometrischen Baukörper unterstreicht. Die Betonoberflächen sind sandgestrahlt, damit sie homogen und rau wirken. Die Dächer sind mit großformatigen Betonfertigteilen ausgebildet. Die Ausrichtung der Gebäude orientiert sich an der vorhandenen Topografie, dem Ausblick und der bestmöglichen Belichtung.
Erschlossen wird das Grundstück über einen Feldweg, eine Parkmöglichkeit gibt es am Fuße des Hangs. Die Besucher gelangen über eine schmale Betontreppe hinauf zu beiden Häusern. Deren Eingänge an der Rückseite im Norden sind vom Weg aus nicht einsehbar. Über einen Betonsteg ist der Eingang des Haupthauses erreichbar, dessen Erdgeschoss offen und großzügig gestaltet ist. Unterschiedliche Raumhöhen schaffen zwei Wohnzonen: Der Küchenbereich mit 2,24 Meter ist deutlich niedriger und geschlossener gestaltet als der angrenzende Wohn- und Essbereich mit 3,60 Meter Raumhöhe. Fenster nach Süden, Westen und Osten sorgen für reichlich Tageslicht und schöne Ausblicke in fast alle Richtungen. Auch die Sichtbeton-Oberflächen im Innenraum sind sandgestrahlt. Am Boden, für die Eingangstür und Wandeinbauschränke kam unbehandeltes Rüsterholz (Ulme) zum Einsatz.
Küche, Bad und Sanitär
Im Zentrum der Küche steht eine monolithische Kücheninsel mit
integriertem Herd und Spüle. Arbeitsfläche und Fronten sind aus
Rüsterholz gefertigt. Der Korpus der Insel sowie ein
gegenüberliegender Einbauschrank bieten ausreichend Stauraum.
Die Treppenstufen aus Holz sind freitragend in der Wand verankert und führen durch einen bis unters Dach offenen Luftraum. Im Keller befindet sich neben einem Stau- und Technikraum eine kleine Sauna mit Dusche. Das Obergeschoss ist als Split-Level mit zwei Ebenen konzipiert, deren untere das Kinderzimmer und deren obere das Elternschlafzimmer beherbergt. Wände, Böden und Decken sind ebenfalls mit Rüsterholz verkleidet. Ein Waschbecken und ein WC sind ohne Abtrennung im Schlafraum integriert; Waschtisch und Becken sind durchgehend aus Akazienholz gefertigt. In die hölzerne Wachtischkonsole sind Handtuch- und Papierrollenhalter für das nebenstehende WC integriert. Im Erdgeschoss gibt es zusätzlich ein abgeschlossenes WC. Das Gästehaus folgt in Bezug auf Materialien und Gestaltung dem Haupthaus.
Sämtliche Böden sind mit einer Fußbodenheizung ausgestattet.
Eine Wärmepumpe sorgt für die nötige Energie; zusätzlich wird Strom
von den Nachbarn hergeleitet. Das Wohnhaus besitzt eine eigene
Quelle und eine Kläranlage. Die massiven Betonwände sorgen für gute
Wärmespeicherfähigkeit.
Bautafel
Architekt: Oskar Leo Kaufmann und Albert Rüf, Dornbirn
Projektbeteiligte: Mader & Flatz Ziviltechniker, Bregenz (Statik); Oberhauser Schedler, Andelsbuch (Fassaden); Rusch Dachdeckerei, Alberschwende (Dach); Wälderfenster, Bizau (Fenster); Tischlerei Rüscher, Schnepfau (Türen/Möbel); Werner Albrich, Schnepfau (Licht- und Elektroplanung); AWA Installationen (HLS Technik)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2011
Standort: Schnepfau
Bildnachweis: Adolf Bereuter, Dornbirn
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