Umbau eines Fachwerkhauses in Regensberg
Viel Weiß, unbehandeltes Holz und farbige Fliesen
Auf dem östlichen Ausläufer des Schweizer Jura ist das Städtchen Regensberg angesiedelt, mit bester Aussicht auf das Zürcher Unterland und die Alpen. Die ringförmige Oberburg mit Schloss und -turm sowie dicht aneinandergefügte Wohnhäuser prägen den historischen Ortskern, dessen Gründung auf das Jahr 1244 zurückgeht. An den steilen Südhang zur Burg hinauf schmiegt sich das Haus Lendenmann, ein zweigeschossiger Fachwerkbau, dessen Zustand bis 2014 sehr schlecht war. Aufgrund gravierender Schäden und zahlreicher unsachgemäßer Umbauten entschied sich das mit der Sanierung beauftragte Büro L3P Architekten in Abstimmung mit der Gemeinde und Denkmalschutzbehörde für einen Teilabbruch des Altbaus mit anschließendem Neubau gleichen Volumens. Zwei denkmalgeschützte Fassaden und ein Gewölbekeller blieben erhalten – hinter der historischen Kulisse wurde ein modernes Mehrfamilienhaus mit drei Wohnungen realisiert.
Gallerie
Die Fachwerkfassaden gen Norden und Westen wurden restauriert, ihre Bauweise mit Sprossenfenstern kontrastiert mit den zurückhaltenden, neuen Süd- und Ostfassaden aus vorgegrauter Fichte. In deren Holzverschalung sind regional typische, unregelmäßige Ornamente eingefräst; eine Perforation, die im Innenraum interessante Licht- und Schattenspiele erzeugt. Für die Ergänzung griffen die Planer weitere ortstypische Elemente auf: Um Tageslicht ins Dachgeschoss zu führen, schufen sie einen Lichtkamin. Zudem weist ein breiter Erker mit großen Fenster nach Osten, und die schienengeführten hölzernen Schiebeläden lassen an alte Scheunentore denken. An der Westseite die historische Fassade um die Ecke herum, bis sie an das zurückversetzte Nachbarhaus anschließt.
Der Hauseingang an der Nordseite wird von der schmalen,
abschüssigen Straße mit Kopfsteinpflaster erschlossen. Ein
schlichtes Treppenhaus aus Sichtbeton führt hinauf in die oberen
Etagen. Die Wohnung im Erdgeschoss umfasst knapp 150 Quadratmeter:
Verschiedene Niveaus und Raumhöhen erzeugen hier ein
spannungsvolles Raumgefüge mit unterschiedlichen Blickbezügen.
Aufgrund der Hanglage des Hauses ergibt sich im Untergeschoss an
der Südseite ein Wohnraum mit Tageslichteinfall. Zur zweiten
Wohnung im Obergeschoss mit annähernd 130 Quadratmetern gehört eine
Loggia entlang der Südseite. Von den 140 Quadratmetern der
Dachgeschosswohnung entfallen 17 Quadratmeter auf eine Galerie.
Küche und Bad
Eine offene, großzügige Küche mit Essplatz bildet den Mittelpunkt
der Erdgeschosswohnung. Sie befindet sich an der Ostseite im neuen
Erker mit Panoramafenster. Wie nahezu der gesamte Wohnbereich ist
sie ganz in Weiß gestaltet. Zentral platziert ist eine
monolithische Kücheninsel mit integrierter Spüle; in einer
Wandnische gegenüber befindet sich die Kochzeile mit Schränken.
Technische Geräte sind in raumhohen Wandschränken verborgen. Von
der Küche aus gelangt man über eine außen angeordnete Treppe in den
tiefer gelegenen Garten oder im Inneren über zwei Stufen zu einem
kleinen Sitzplatz und von dort über eine weitere Treppe in den
Wohnraum im Untergeschoss. Klingt etwas verschachtelt, ist es auch,
aber dank der einheitlich hellen Gestaltung und der Wand- und
Deckendurchbrüche, hat die Wohnung einen offenen, lichten
Charakter. Weiterhin gehören zur Wohneinheit im Erdgeschoss drei
Schlafzimmer und zwei Bäder. Eine raumhohe Schrankwand trennt das
Bad vom Elternschlafraum. Sie ist aus dem gleichen hellen und
unbehandelten Holz gefertigt, mit dem auch Boden, Wand und Decke
bekleidet sind. Das angrenzende Badezimmer hat leuchtend blaue
Facettenfliesen (siehe Abb. 7 und Surftipps). Die Dusche ist
ebenerdig und frei zugänglich; daneben befinden sich das WC und ein
Doppelwaschtisch. Das zweite Badezimmer hat querformatige,
rote Fliesen, die Decke ist passend dazu in Rot gestrichen.
In der Wohnung im Obergeschoss befinden sich Küche und
Essbereich auf der Nordseite, während der Wohnraum und ein
angrenzendes Schlafzimmer zur langen Loggia nach Süden gerichtet
sind. Vor dem Fenster im Schlafraum steht eine organisch geformte
Wanne, die beim Baden Ausblick in die Landschaft ermöglicht. Das
Schlafzimmer ist wie unten mit Holz bekleidet, und auch für das
angrenzende Bad kommen blaue Fliesen zum Einsatz. Im Dachgeschoss
bilden Koch-, Ess- und Wohnraum eine durchgängige Einheit ganz in
Weiß. Frei im Raum steht eine Kücheninsel mit Kochstelle und Spüle.
Der Abzug ist in die Kochstelle integriert, sodass auf eine
Deckenabzugshaube verzichtet werden konnte. Technische Geräte wie
Kühlschrank und Backofen sind in die gegenüberliegende Wand kaum
sichtbar integriert. Die gesamte östliche Giebelseite ist verglast.
Ein Teil der Fenster wird von der Holzverschalung verdeckt, deren
Ausfräsungen für stimmungsvolle Licht- und Schattenspiele sorgen.
Zur Dachgeschosswohnung gehören zwei kleine Bäder sowie zwei
Schlafräume, deren Wand, Decke und Boden, die Galerie bietet
zusätzlichen Wohnraum.
Bautafel
Architekten: L3P Architekten, Regensberg
Projektbeteiligte: Schiavi + Partner, Bülach (Bauingenieur); Wichser Akustik & Bauphysik, Zürich (Bauphysik); Neukom Installationen, Rafz (HLS-Planung); Götz Elektro, Höri (Elektroplanung)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2015
Standort: Unterburg, 8158 Regensberg
Bildnachweis: Sabrina Scheja, L3P Architekten, Regensberg