Wochenendhaus in Kreuzau in der Eifel
Bad mit Ausblick
Im Norden der Eifel gibt es einige große Stauseen, die zur
Stromerzeugung und als Naherholungsgebiete genutzt werden. Oberhalb
des Stausees Obermaubach, südlich von Düren, steht ein exponiertes
Wochenendhaus am bewaldeten Hang. Es bietet einen
180-Grad-Panoramablick und besitzt direkten Zugang zum See. Die
gewachsene Wochenendhaus-Struktur in der Umgebung entstand in den
1960er Jahren. Angelehnt an die Architektursprache dieser Zeit
entwarfen LHVH Architekten aus Köln das eingeschossige, an zwei
Seiten vollständig verglastes Wohnhaus für zwei Personen.
Das Hanggrundstück ist rund 2.500 m² groß, dazu gehört ein
Uferbereich mit Bootshaus. Ein ehemaliges Wochenendhaus wurde bis
auf zwei etwa drei Meter hohe Mauern abgerissen, die im rechten
Winkel zueinander stehen und nun die massive Rück- und Seitenwand
des Neubaus bilden. Zum See öffnet sich das Gebäude mit einer über
Eck geführten Glasfassade. Auf seiner Rückseite errichteten die
Architekten eine vier Meter hohe Gabionenwand und füllten diese mit
den abgetragenen Grauwacke-Steinen des Hanges. Die Wand soll das
Bauwerk schützen und ein Abrutschen der Felswand verhindern.
Gallerie
Erschlossen wird das Ferienhaus über einen ca. 100 m langen, serpentinenartig bergabwärts verlaufenden Fußweg. Dieser führt zur umlaufenden, 50 m² großen Terrasse, die mit Lärchenholzbohlen belegt ist. Das begrünte Flachdach des Hauses ragt über die Fassade hinaus und dient als Regen- und Sonnenschutz. Die Erschließung des Wohnbereichs erfolgt direkt über die Terrasse, einen abgetrennten Eingangsbereich gibt es nicht.
Auf Wunsch der Bauherren ist der insgesamt 85 m² große Wohnraum in zwei Funktionsbereiche geteilt. Ein halböffentlicher Bereich mit Kochen, Essen und Wohnen ist dem See zugewandt, ein privater Bereich zum Schlafen, Ankleiden und zur Körperpflege ist im hinteren Teil des Hauses. Dieses ist gegliedert durch tragende Sichtbeton-Wandscheiben, die beiden Bereiche lassen sich über Schiebetüren gänzlich voneinander trennen. Sämtliche Türen und ein Teil der Möbel wurden nach Entwürfen der Architekten vom Schreiner gefertigt.
Runde Oberlichter sorgen im gesamten Wohnbereich für ausreichend Tageslicht und bieten zudem schöne Ausblicke in den Himmel und zu den Baumkronen. Der Boden ist durchgehend als gewachster Sichtestrich ausgeführt, die Wände sind glatt verputzt und weiß gestrichen. Herzstück des Hauses ist ein Kaminschacht, mitten in der Glasfassade platziert und wie die massiven Außenwände mit Grauwacke verkleidet.
Bad und Sanitär
Das Bad befindet sich im hinteren,
privaten Wohnbereich des Hauses. Das WC ist separat untergebracht und kann auch
als Gäste-WC genutzt werden. Bei geöffneten Schiebetüren können die
Nutzer der Badewanne nach draußen und auf den See schauen. Die
Wanne wurde geschützt in einer Raumecke platziert. Ihr Fußende ist
umbaut, um Ablagefläche und Stauraum zu schaffen. Eine schlichte,
freistehende Standarmatur ist neben der Wanne auf dem Boden
installiert. Gegenüberliegend ist der Waschtisch
angeordnet, er ist aus Kirschbaumholz gefertigt, mit einem
aufgestellten, eckigen Waschbecken aus weißer Keramik. Die Wand am
Waschtisch ist mit sandfarbenem Travertin verkleidet. Eine
bodengleiche Dusche ist durch eine Glastür vom Bad abgetrennt, der
Ablauf in Form einer Edelstahlrinne mit Abdeckung ist flächenbündig
in den Fußboden eingelassen. Auch im Bad sorgen große Oberlichter
sowie eine schmale Öffnung in der Außenwand für viel Tageslicht und
schöne Ausblicke.
Das Wochenendhaus funktioniert nahezu autark. Die
Warmwasserversorgung wird durch eine ressourcensparende Wärmepumpe
unterstützt, die Wärme dazu wird dem Seewasser entnommen. Das
Brauchwasser stammt ebenfalls aus dem See und wird durch eine
eigene Kläranlage aufbereitet. Durch die großflächig verglaste
Fassade entstehen Wärmegewinne im Winter, die im Verbund mit dem
gut gedämmten Gründach den Heizbedarf minimieren. Der sommerliche
Wärmeschutz ist durch das auskragende Dach und eine
Sonnenschutzverglasung konstruktiv gelöst.
Bautafel
Architekten: LHVH Architekten, Köln
Projektbeteiligte: Villeroy & Boch, Mettlach (Badewanne); Ceramica Flaminia, Civita Castellana/I (Waschbecken); Manufaktum, Waltrop (Armaturen); Winkel Stockmann, Nideggen (Sanitär); Kölner Möbelwerkstätten (Schreinerarbeiten); Schüco, Bielefeld (Fassade); Eberhard Sasse, Schwerte (Schlosserarbeiten)
Fertigstellung: 2010
Standort: Kreuzau
Bildnachweis: Lukas Roth, Köln; Eberhard Sasse, Schwerte (Fotos 11+15)
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