Produktionsgebäude in Kassel
CO2-neutrale Fertigung von Wechselrichtern
Der stetig wachsende Markt für Wechselrichter von Photovoltaik-Anlagen machte eine weitere Produktionsstraße auf dem Firmengelände des Herstellers SMA Solar Technology in Kassel notwendig. Nach Plänen der Architekten HHS (Kassel) entstand ein 280 m langer, 75 m breiter und 12 m hoher Neubau mit einer Nutzfläche von 2,5 Fußballfeldern. Wird die lang gestreckte Produktionshalle vollständig ausgelastet, kann alle 30 Sekunden ein Wechselrichter vom Band laufen.
Gallerie
Der lange Riegel ist gen Westen zur Erschließungsstraße hin vollständig verglast, die östliche Schmalseite wurde dagegen vollständig geschlossen. Nord- und Südfassade weisen vertikale Fenster in regelmäßigen, nutzungsbedingten Abständen auf. Besonders auffallend sind dabei die großen Tore der LKW An- bzw. Ablieferung. Die Haupterschließung erfolgt über eine spitz zulaufende Ecke, dort befinden sich auch der Besuchereingang, die Energieversorgungszentrale und die Betriebskantine hinter der Glasfassade. Im weiteren Verlauf der Halle sind die verschiedenen Nutzungsflächen ihrer produktionsbedingten Notwendigkeit entsprechend aufgereiht: Die zwölf Montagelinien bilden den Auftakt, dann folgt das Testfeld und dahinter - nebeneinanderliegend - das Kommissionierungslager sowie der Versand. Gemäß der Logistik befinden sich direkt neben dem Versand auch die LKW-Anlieferungsmöglichkeiten mit einem weit auskragenden Glasdach als Überdachung der Parkplätze. Im letzten Drittel der Halle sind räumlich getrennt noch weitere technische Forschungs- und Produktionsflächen vorhanden. Ziel der Architekten war es - neben der energieeffizienten Konzeption - einen ästhetisch sprechenden Raum mit optimalen akustischen und klimatischen Bedingungen zur schaffen.
Die erwähnte Energiezentrale versorgt das Bauwerk vollständig mit CO2-neutraler Wärme, Kälte und Strom. Die Wärmebereitstellung erfolgt über ein Biogas-Blockheizkraftwerk (BHKW), für dessen Betrieb erst eine in der Nähe gelegenen Biogasanlage realisiert werden musste. Die erforderliche Restwärme bezieht die Produktionsstätte über das vorhandene Fernwärmenetz aus einer Müllverbrennungsanlage mit Kraft-Wärme-Kopplung. Ergänzend kann auch die Abwärme der Drucklufterzeuger über einen speziellen Wärmetauscher für die Beheizung genutzt werden. Alle drei Wärmelieferanten speisen in einen zentralen Speicher ein, der die Heiz-/Kühldecken, Lüftungsanlagen und Trinkwasserabnehmer mit Wärme versorgt. Die Kälteerzeugung erfolgt über eine Absorptionskältemaschine mithilfe der Abwärme des BHKW. In Spitzenzeiten ist zur Unterstützung dieser Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK) zusätzlich eine elektrische Kompressionskältemaschine im Einsatz. Auch das Kältenetz verfügt über einen entsprechend großen zentralen Speicher, die Nutzenübergabe erfolgen über die Heiz-/Kühldecken und die Lüftungsanlagen.
Solares Bauen
Zahlreiche Fensterelemente und
Dachverglasungen versorgen die Produktionshalle mit viel
Tageslicht. In die Dachverglasungen sind Photovoltaikzellen
integriert, die zugleich der Verschattung dienen. Die solare Produktion
zeichnet sich dadurch auch im Inneren der Produktionsstätte ab.
Auf den opaken Bereichen des Flachdaches wurden ebenfalls Photovoltaik-Anlagen installiert, jedoch - ertragsoptimiert - als klassische aufgeständerte Systeme. Auch das benachbarte Parkhaus erhielt über das gesamte oberste Geschoss eine durchgehende Photovoltaik-Anlage.
Der Stromertrag aus den insgesamt 1,1 MW starken Anlagen wird ergänzt durch die elektrische Leistung aus dem Biogas-BHKW. Die für die angestrebte Deckung des kompletten Strombedarfs inklusive der Produktion erforderliche Restmenge wird in Form von Ökostrom bezogen.
Bautafel
Architekten: HHS Planer + Architekten, Kassel
Projektbeteiligte: IB Goldmann, Kassel (Tragwerksplanung); EGS-Plan, Stuttgart (HLSE und Lichtplanung); Dürrbaum und Partner, Kassel (Elektroplanung); SMA Solar Technology Facility Management, Kassel (Bauleitung)
Bauherr: SMA Solar Technology, Kassel
Fertigstellung: 2009
Standort: Mündener Straße 2, 34123 Kassel
Bildnachweis: Constantin Meyer, Köln über SMA Solar Technology, Kassel