Bürogebäude in Wörrstadt

Energieversorgung über sogenannte Energiekabine

Für die neue Firmenzentrale in Wörrstad, setzte sich der Bauherr ein ehrgeiziges Ziel: Es sollte nichts Geringeres als das „energieeffizienteste Bürogebäude" der Welt werden.

Gallerie

Der Neubau der Juwi Holding, ein im Bereich der erneuerbaren Energien tätiges Unternehmen, besteht aus drei Gebäudeteilen mit zwei Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss. Das Gesamtgebäude bietet auf ca. 8.500 m² Bürofläche Platz für 300 Mitarbeiter, eine modulare Bauweise ermöglicht eine Erweiterung auf bis zu 600 Arbeitsplätze. Im Hinblick auf den Primärenergiebedarf für die Herstellung des Gebäudes wurde der Bürokomplex als reiner Holzbau realisiert. Der ehrgeizigen Zielsetzung entsprechend, sollte das Bürogebäude ausschließlich mit erneuerbarer Energie versorgt werden. Deshalb wurde bereits der Energiebedarf auf ein Minimum reduziert: Die thermische Hülle erfüllt die Anforderungen an den Passivhausstandard und auch der Strombedarf konnte durch die Vorgaben stark reduziert werden. So beträgt die elektrische Leistungsaufnahme für die Beleuchtung nur 8 Watt pro Quadratmeter und wird über eine tageslichtabhängige Regelung mit zusätzlicher Präsenzschaltung geregelt. Durch die kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärme- und Feuchterückgewinnung wird eine konstant hohe Luftqualität sichergestellt. Insgesamt werden die jährlichen Nebenkosten für Energie mit zwei Euro pro Quadratmeter angegeben.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Wohlbefinden der Mitarbeiter, was sich in einer eigenen Kantine, zahlreichen Kommunikationsbereichen, einem Andachtsraum und verschiedenen Sportgelegenheiten ausdrückt. Außerdem gehört eine Kindertagesstätte zum Programm.

Solares Bauen
Der gesamte Primärenergiebedarf des Gebäudes für Heizung, Lüftung, Kühlung, Warmwasser und Elektrizität wird vollständig am Standort über erneuerbare Energie gedeckt. Den Kern der Energieversorgung bildet eine so genannte „Energiekabine" im Freibereich. Hier ist eine Holzpelletsanlage untergebracht, die von einer 30 m² großen solarthermischen Anlage für die Trinkwassererwärmung unterstützt wird.

Ergänzend wird die Abwärme über drei Stirling-Anlagen vom Typ „Sunmachine" zur Stromerzeugung genutzt. Den Rest des Strombedarfs von insgesamt ca. 200.000 kWh pro Jahr wird von mehreren Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 210 kWp erzeugt. Diese teilt sich auf in zwei Aufdach-Anlagen auf den Flachdächern mit 84 kWp und Überdachungen der PKW-Stellplätze mit 113 kWp. Weiterhin wurden insgesamt 200 m² Modulfläche in die Südfassade integriert: Im Hauptgebäude als Brüstungsverkleidung und in der Mensa als semitransparente Warmfassade, die den Innenraum gestalterisch prägt. Mit 170 kWp hat die Dünnschicht-Technologie (CIS-Module) den größten Anteil, der Rest wurde mit polykristallinen Modulen ausgestattet.

Innovativ ist neben der Energieerzeugung auch die Verwendung des Wassertanks für die Sprinkleranlage als Kältespeicher in Kombination mit einer freien Rückkühlung, die in den kühlen Nachtstunden die Wärmelast an die Außenluft abgibt. Durch diesen Ansatz beträgt der elektrische Energiebedarf für die Kälteerzeugung nur eine kWh pro Quadratmeter, was einem COP-Wert von 25 entspricht.

Bautafel

Architekten: Harald Sauer, Griffner Haus, Griffen (A)
Projektbeteiligte: Solares Bauen, Freiburg i.Br. (Energiekonzept); Lackner & Raml, Villach/A (Tragwerksplanung); Kieback & Peter, Berlin (Gebäudeautomation)
Bauherr: Juwi Holding, Wörrstadt
Fertigstellung: 2008
Standort: Energie-Alle 1, 55286 Wörrstadt
Bildnachweis: Juwi Holding, Wörrstadt; Bert Bostelmann, Frankfurt

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