Verwaltungsbau in Karlsruhe

Solares Schutzschild gegen Lärm und Abgase

Die Innenstadt von Karlsruhe weist entlang der B 10 ein sehr heterogenes Umfeld auf. Wie in einer solchen Lage eine offene, kommunikative Architektur entstehen kann, zeigt die Volksbank Karlsruhe in ihrem neuen Hauptgebäude. Die Architekten Herrmann und Bosch aus Stuttgart entwarfen hier - nach einem gewonnenen Wettbewerb im Jahr 2006 - ein innovatives Verwaltungsgebäude. Auf sechs Geschossen und 7.400 m² Nutzfläche befinden sich nun u.a. 250 Arbeitsplätze, kommunikative Zonen, Veranstaltungsräume zur Mitarbeiterschulung und ein Bistro.

Gallerie

Der Baukörper liegt parallel zur Ludwig-Erhard-Allee. Eine prägnante Fassade aus Photovoltaik-Modulen erstreckt sich vom ersten bis zum sechsten Geschoss und faltet sich auch über die Traufe hinaus. So entsteht eine Art solares Schutzschild gegen Lärm und Abgase der Bundesstraße. Ein- und Ausblicke werden von dieser Seite nur in die vertikalen Lichthöfe gewährt. Hier ersetzen geschossübergreifende Fensterelemente die großformatigen PV-Module. Das Gebäude öffnet sich zum rückwärtigen Park, wobei es über dem Eingang im Osten imposant auskragt. Im Innenraum schaffen wechselnde Raumgeometrien und versetze Deckenausschnitte sogenannte vertikale Foyers. Diese erfüllen unterschiedliche Funktionen: sie lassen direktes Sonnenlicht in die Arbeitsräume, sind Teil des Belüftungssystems und als Aufenthalts- sowie Kommunikationszonen tragen sie zur Steigerung der Arbeitsplatzqualität bei.
 
Solares Bauen
Wie es die prägnante Solarfassade zum Ausdruck bringt, wurde in dem Gebäude ein nachhaltiges Energiekonzept verfolgt, dass im Vergleich zum Referenzstandard jährlich 86 t CO2 einspart. Den Grundbedarf an Energie zum Heizen und Kühlen deckt eine Oberflächen-Geothermie-Anlage ab. 75 Doppelrohrsonden mit einer Einbringtiefe von 35 Metern sind an eine hocheffiziente Wärmepumpe angeschlossen. Dabei werden 2/3 der Energie direkt über die Erdsonden gewonnen, 1/3 über die Wärmepumpe zugeführt, wobei der mittlere, elektrische Leistungsbedarf bei ca. 50 kW liegt. Leistungsspitzen im Energieverbrauch gleicht ein zusätzliche Gaskesselanlage bzw. Kältemaschine aus.

Für die Raumtemperierung kommen thermisch aktivierte Betondecken zum Einsatz. Die solaren Gewinne an erwärmter Luft über nach Süden ausgerichtete Lichthöfe werden zusätzlich über eine Wärmerückgewinnungsanlage geführt. Die Photovoltaik-Anlage ist als gestalterisches Element in die Südfassade integriert. Diese Südfassade besteht u.a. aus 100 Glas/Glas-Module mit einer Abmessung von 2,7 m auf 1,35 m. Die besondere Herausforderung bestand in der Montage der asymmetrisch angeordneten Module.

Die Fassade wird über das oberste Geschoss hinweg auf das Dach gezogen und beinhaltet hier weitere 26 PV-Module. Auf einer Fläche von insgesamt 415 m² erzeugt die Solarstromanlage eine Spitzenleistung von ca. 58 kWp. Die Jahreseinträge von 60.000 kWh/a ermöglichen es,  in der Gesamtenergiebilanz dieses Gebäudes als Nullenergiehaus auszuweisen.

Bautafel

Architekten: Herrmann und Bosch, Stuttgart
Projektbeteiligte: Vollack Architec, Karlsruhe (Projektsteuerung); Hoch Tief Construction, Frankfurt (Ausführung); Harrer -Ingenieure, Karlsruhe (Tragwerk); Fc-ingenieure, Ettlingen (TGA); B.i.g, Karlsruhe (Elektroplanung); MBS-Projekt, Wietze (Fassadenplanung)
Bauherr: Volksbank Karlsruhe
Fertigstellung: 2008
Standort: Ludwig-Erhard-Allee, Karlsruhe

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