Zentrale der Deutschen Börse in Eschborn
Flachkollektoren zur Energiegewinnung für die Trinkwassererwärmung
Bei der Planung ihrer neuen Verwaltungszentrale verfolgten die Bauherren der Deutschen Börse in Eschborn zunächst vor allem ein Ziel: Sie wollten ein identitätsstiftendes Gebäude schaffen, das sich aus der Umgebung seines Standorts bei Frankfurt hervorhebt und die Arbeitsweise des Unternehmens nach außen trägt.
Gallerie
Die Architekten KSP Jürgen Engel planten ein 21-geschossiges Gebäude, das auf einer Bruttogeschossfläche von rund 56.000 m² Raum für bis zu 2.400 Arbeitsplätze bietet. Das kompakte Bauwerk besteht aus zwei L-förmigen, sich punktsymmetrisch gegenüberstehenden Baukörpern, die eine 80 Meter hohe, lichtdurchflutete Halle umfassen. Die Gebäudehülle ist transparent und sorgt für eine gute natürliche Belichtung. Wegen der kompakten Form und der orthogonalen Fassadenstruktur nennt die Deutsche Börse den Neubau „The Cube“.
Das Herzstück des Gebäudes ist die Halle, die – bestückt mit Brücken, Stegen, Freitreppen und Besprechungskuben – als Kommunikationsraum mit vielfältigen Blickbeziehungen funktioniert. Die Transparenz des Gebäudes, die durch teils verglaste Systemwände unterstützt wird, macht die Aktivitäten der Menschen innerhalb des Hauses erlebbar und schafft eine visuelle Nähe zwischen den Abteilungen. Neben den Büroflächen bietet das Gebäude Raum für Veranstaltungen, Schulungen und Konferenzen sowie ein Mitarbeiterrestaurant mit 650 Sitzplätzen.
Solares Bauen
Um die Energieeffizienz des Gebäudes zu
gewährleisten, entschieden sich die Architekten für eine kompakte
Bauform mit minimierter Hüllfläche. Außerdem wurde der Baukörper
als Green Building konzipiert, was bedeutet, dass es mit
modernen Techniken wie Kraft-Wärme-Kopplung und Solarthermie ausgestattet ist, die der
Minimierung des Energieverbrauchs dienen.
Zur Gewinnung der Sonnenenergie wurde auf dem Dach eine 90 m² große Solaranlage aus Flachkollektoren installiert. Sie liefert etwa 10% der Energie, die für die Erwärmung des Trinkwassers benötigt wird. Die verwendeten Kollektoren verfügen über hochselektiv beschichtete Kupferabsorber, mit denen sich das Sonnenlicht besonders effizient nutzen lässt.
Zwei Biogas-Blockheizkraftwerke, eine hocheffiziente Wärmerückgewinnung sowie eine intelligente
Gebäudeautomation für den Sonnenschutz und die Beleuchtung sind
weitere Bestandteile des Energiekonzepts. Die auf dem Dach
installierten Blockheizkraftwerke produzieren rund 60% des
anfallenden Strombedarfs innerhalb des Gebäudes.
Durch die direkte Nutzung der Abwärme, die bei der Stromerzeugung
entsteht, liegt der Primärenergieverbrauch des Gebäudes unter 150
kWh/m² jährlich. Diese Wärme wird im Winter zur Beheizung und im
Sommer über Absorptionskältemaschinen zur Kühlung des Gebäudes
eingesetzt (Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung).
Bautafel
Architekten: KSP Jürgen Engel Architekten, Frankfurt
Projektbeteiligte: Lenz Weber Ingenieure, Frankfurt (Energiekonzept), Ebert Ingenieure, Frankfurt/Nürnberg (Haustechnik); Grontmij, Bremen (Tragwerk); AMP Albrecht Memmert & Partner, Neuss-Neuenbaum (Fassadenplanung); Ebert-Ingenieure, Frankfurt am Main (HLS); TP-Elektroplna, Gaggenau (Elektroplanung); ITA Ingenieurgesellschaft für technische Akustik (Bauphysik); Gassmann + Grossmann, Stuttgart (Bauleitung); Heinz H. Eckebrecht, Kelkheim/Taunus (Landschaftsarchitektur)
Bauherr: Groß & Partner Grundstücksentwicklungsgesellschaft, Frankfurt; Lang & Cie. Real Estate, Frankfurt
Fertigstellung: 2010
Standort: Mergenthalerallee 61, 65760 Eschborn
Bildnachweis: Jean-Luc Valentin/KSP Jürgen Engel Architekten, Frankfurt