Büro- und Geschäftshaus in Esslingen/CH
Mit der Sonne heizen
Bereits 1991 wurde vom Architekturbüro agps ein Gestaltungsplan für das sogenannte Esslinger Dreieck entwickelt. Doch nur nach und nach wird der Plan für die Bebauung des Zentrums der nahe Zürich gelegenen Stadt Esslingen umgesetzt. 2010 ist ein Geschäftsgebäude von Stücheli Architekten fertiggestellt worden, welches dem Planungsprinzip des Areals „Lowtech statt Hightech" gerecht wird.
Gallerie
Die Architekten entwickelten gemeinsam mit dem Bauherrn (der
gleichzeitig auch für das Energiekonzept, die Bauphysik und
Fassadenplanung zuständig war), ein Büro- und Geschäftshaus, das
nach Minergie-P-Eco gebaut wurde. Zu den Anforderungen an die
Planung und Realisierung gehörte auch, dass das Gebäude
energieautark ist, nur die Sonne als Energiequelle braucht und
seine Baumaterialien nach Nachhaltigkeit- und Gesundheitskriterien
ausgewählt sind. Entstanden ist ein kompakter Baukörper, der sich
durch die fassadenintegrierte Technik und seinen flexiblen Ausbau
auszeichnet.
Ein Knick im Grundriss, der auf den Gestaltungsplan zurück geht,
hat zur Folge, dass sich vor dem Gebäude gen Süden ein begrünter
Vorplatz zur Erschließung ergibt. Dadurch entstehen differenzierte
und spannungsreiche Innenräume. Im Innenausbau sind alle
Bürotrennungen und die Wände der Kerne mit Lehmputz versehen, der
sehr gute Eigenschaften hinsichtlich der Feuchtigkeits- und
Geruchsregulierung von Innenräumen aufweist. Der Boden der
Bewegungs- und Büroflächen ist mit einem braunen Linoleum
ausgelegt.
Der Baukörper aus recyceltem Beton bleibt an Kern- und Stirnwänden sichtbar und wird sonst mit einer Holzfassade verkleidet. Darüber legt sich eine gefaltete äußere Haut, in die Photovoltaik-Elemente integriert sind, die sich gen Süden und somit zur Sonne hin orientieren.
Solares Bauen
Alle energierelevanten Komponenten – wie
Gebäudegeometrie und -ausrichtung, Fassade, Energiequellen,
Heizung, Kühlung, Lüftung, Betriebsstrom, Beleuchtung – sind
aufeinander abgestimmt und wurden auf einen minimalen
Energieverbrauch hin erarbeitet. Besonders die Hülle und die
Gebäudetechnik sind in Abhängigkeit voneinander geplant worden. Die
Fassade gen Süden ist als Doppelfassade konzipiert. Über die
hochgedämmte Holzfassade legt sich eine zweite Hülle, die aus
Solarzellen und einer Dreifachverglasung im Bereich der Fenster
besteht. 200 m² Photovoltaik-Panels wurden somit in die Fassade
integriert, die den Strom für die Beleuchtung und die
Gebäudetechnik produzieren. Der Wirkungsgrad der PV-Anlage wird noch erhöht, weil
die Fassade hinterlüftet und an der Stirnseite mit vertikalen
Öffnungen versehen ist. So wird eine Überhitzung der Fassade
verhindert.
Zum Heizen und für die Warmwasseraufbereitung wird auf dem Dach mit einer 95 m² großen Fläche Wasser in Flachkollektoren erwärmt. Das Wasser wird in Erdsonden geleitet, die die Wärme dann ins Erdreich abgeben und dieses als Speichermedium nutzen. So erwärmt sich über den Sommer hinweg der Grund unter dem Gebäude und kann im Winter über die Erdsonden zum Heizen genutzt werden. Das System macht eine Wärmepumpe überflüssig. Auch die entstehende Abwärme der technischen Geräte des Bürogebäudes wird direkt nutzbar gemacht.
Schon im Bau lag das provisorische Zertifikat für den
Minergie-P-Eco-Standard vor, der dem Passivhausstandard in
Deutschland ähnelt. Minergie ist der wichtigste Standard für
Niedrigenergiehäuser in der Schweiz.
Bautafel
Architekten: Stücheli Architekten, Zürich/CH
Projektbeteiligte: Basler und Hofmann, Zürich (Energiekonzept, Bauphysik, Fassadenplanung, Heizung, Lüftung, Klima, Sanitär, Elektro); Beat Kegel, Zürich (Mitarbeit am Energiekonzept); Eckert Architekten, Zürich (Bauleitung)
Bauherr: Rehalp Verwaltung/Basler und Hofmann, Zürich
Fertigstellung: 2010
Standort: Bachweg 1, 8133 Esslingen/CH
Bildnachweis: Reinhard Zimmermann, Adliswil/CH