Datenzentrum in Stockholm

Hohe Sicherheitsvorkehrungen schützen riesige Datenmengen

Im Stockholmer Innenstadtbezirk Södermalm liegt in rund 30 Meter Tiefe ein ehemaliger Atomschutzbunker aus Zeiten des Kalten Krieges. Die Bunkeranlage unterhalb des Vita-Berg-Parks mit dem Code-Namen Pionen erfuhr nach Plänen des schwedischen Architekturbüros Albert France-Lanord eine aufwendige Umgestaltung und dient heute mit einer Fläche von 1.100 m² einem Internetprovider als Datenzentrum.

Gallerie

Beim Projekt mit dem Namen Pionen - White mountain verfolgten die Architekten den Entwurfsansatz, den Felsen als lebendigen Organismus und die Menschen als künftige Bewohner des unterirdischen Gesteins zu verstehen. Sie bringen die für sie wichtigen Elemente Licht und Pflanzen sowie Wasser und Technik mit, um sich in der „fremden Welt“ akklimatisieren zu können. Der Kontrast zwischen dem ursprünglichen Felsen und dessen Vereinnahmung durch den Menschen prägen entscheidend die Räumlichkeiten. Diese zeigen sich zudem deutlich inspiriert von der Filmarchitektur eines Ken Adam für James-Bond-Filme sowie den Science-Fiction-Film Silent Running aus den 1970er-Jahren.

Der Stollen unterhalb des Vita-Berg-Parks wird durch einen schmalen Eingang mit Glastüren erschlossen. Ein Tunnel führt langsam in die Tiefe, flankiert von technischen Elementen wie einem Kühlturm, Rohrleitungen oder Dieselaggregaten aus ehemaligen U-Booten zur Notstromversorgung, die durch punktuelles künstliches Licht effektvoll in Szene gesetzt werden. Am Ende des Tunnels wird die Beleuchtung stärker, das Gefälle im Boden verebbt, der Belag wechselt von Blau zu Hellgrau: Das sogenannte Gewächshaus ist erreicht, die Wände sind begrünt. Alle weiteren Bereiche wie Serverhalle, Besprechungsraum, Büros, Technik-, Aufenthalts- und Sanitärraume werden von hier aus erschlossen.

Auf der Achse des Tunnels liegt gleichermaßen als Kopf des Stollens auf der unteren Ebene die Serverhalle: Darin verteilen sich die Datenspeicher- und -verarbeitungsmaschinen auf insgesamt vier Räume, die sternförmig von einem fünfeckigen Zentrum auseinanderlaufen. Über diesem zentralen Fünfeck schwebt der kreisförmige Besprechungsraum aus Stahl und Glas, zugänglich über eine Treppe sowie einen anschließenden, gläsernen Verbindungsgang.

Zusätzliche Technikräume und ein großes Büro sind in einem weiteren, separaten Stollen mit rechteckigem Grundriss untergebracht. Sie sind vom Gewächshaus über einen eigenen Eingang mit Vorraum erreichbar. Eine schmale, einläufige Treppe führt in ein oberes Teilgeschoss mit Aufenthaltsbereich, einer kleinen Küche sowie sanitären Anlagen. Der Büroraum erstreckt sich über beide Etagen, die Felswände haben ihre natürliche Farbe behalten, sind stark zerklüftet und mit tropischen Pflanzen begrünt. Der oberste Teil der Wände samt Decke (deren Form einem Tonnengewölbe ähnelt) sind geweißt, setzen sich dadurch stark vom Sockel ab und lösen den Raumabschluss optisch beinahe auf. 

Im Zuge der Umbaumaßnahmen des Bunkers wurden die ehemaligen Büros entfernt und der Felsen an verschiedenen Stellen eingerissen und aufgebrochen, um weiteren Raum zu gewinnen. Die neuen Hohlräume sind durch Beton verstärkt. Es folgten technische sowie elektrische Installationen und schließlich die Stahl- und Glaseinbauten, Malerarbeiten und Möblierung.

Sicherheit
Die äußere Abschirmung und damit der Perimeterschutz des tief in den Berg aus Granit eingegrabenen Atomschutzbunkers erscheinen im Falle des Datenzentrums maximal. Sie werden gebrochen durch die verspielte innere Gestaltung der Hohlräume und durch die Schaffung einer künstlichen Unterwelt für die Mitarbeiter des Unternehmens.

Die weiteren Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz gigantischer Datenmengen sind hoch (und weitgehend geheim). Es handelt sich um das größte Rechenzentrum eines in Schweden wichtigen Internet Service Providers, zu dessen Klienten unter anderem die Betreiber der prominenten Enthüllungsplattform Wikileaks gehören.

Bereits am Haupteingang gewährt eine Schleuse nur Berechtigten den Zutritt. Der Zugang zur Serverhalle tief im Inneren des Stollens ist nur durch eine spezielle Sicherheitsschleuse möglich, die Server sind jeweils durch dicke Stahltüren geschützt. -us

Bautafel

Architekten: Albert France-Lanord Architects, Stockholm
Projektbeteiligte: Geosigma, Stockholm (Geologisches Gutachten); Rejlers ingenjörer, Stockholm (Elektroplanung); Albert France-Lanord Architects, Stockholm (Statik); UMB, Uppsala (Stahlbau); Uppländska bergborrning (Sprengarbeiten); Vitabergen bygg, Stockholm (Betonbau); Samglas Södermalm, Stockholm (Glasbau)
Bauherr: Bahnhof, Stockholm
Standort: Renstiernas gata 37, 11631 Stockholm
Fertigstellung: 2008
Bildnachweis: Åke E:son Lindman, Stockholm

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