Hotel Tödi in Linthal
Fassade mit dynamischer Deckung vor Alpenkulisse
Der Tödi ist mit 3.614 m der höchste Berg der Glarner Alpen in der Schweiz. Steil ragt er hinter dem gleichnamigen Hotel im Dorf Linthal hinauf. Das Hotel Tödi besteht zum Teil bereits seit 1860, kürzlich wurde es saniert und ergänzt. Zur Zeit dient das idyllisch gelegene Haus allerdings als Basisstation für eine Großbaustelle, denn bis 2015 soll dort das leistungsstärkste Pumpspeicherwerk Europas entstehen. Nach Fertigstellung soll die Großbaustelle mit Betonwerk und Schwerlast-Seilbahn abgebaut und das gesamte Gelände renaturiert werden. Oberirdisch sichtbar bleiben dann nur zwei künstlich angelegte Speicherseen und die Trafostation.
Gallerie
Der Bauherr des Speicherkraftwerks hatte hohe räumliche und funktionale Ansprüche an die Unterkunft für die Beschäftigten. Er beauftragte den Schweizer Architekten Renato Leuzinger, der einen Teil des ehemaligen Hotels sanierte und einen anderen, älteren Teil abreißen ließ. Dieser wurde durch einen Neubau mit Küche, Restaurant, Besprechungsräumen, behindertengerechten Zugängen und Liften ersetzt.
Schiefer
Nach dem Abriss entstand ein moderner, dreigeschossiger Baukörper
mit großflächig verglastem Erdgeschoss, das im Gegensatz zur
Schieferfassade der oberen Stockwerke besonders leicht erscheint.
Der Neubau hebt sich deutlich vom Bestand ab, seine steinerne
Fassade erzeugt einen direkten Bezug zur alpinen Umgebung. Der
Architekt wählte den Naturstein, der früher unweit von hier
abgebaut wurde. Bei der Deckart entschied er sich mit der
Dynamischen Deckung für eine relativ junge Variante. So
entstand eine in der Tradition verankerte, aber doch
unkonventionell und modern wirkende Schieferfassade.
Das verglaste Erdgeschoss wird gehalten durch Stahlbetonstützen,
die oberen Etagen sind aus Stahlbeton und Mauerwerk errichtet. 180
mm Mineralwolledämmung sorgen für den Wärmeschutz, es folgen die
Konterlattung und eine Vollschalung. Die Schiefersteine sind auf der
Vollschalung mithilfe von Rillennägeln aus Chromstahl befestigt.
Die Höhen der einzelnen Gebinde und die Längen der Steine innerhalb eines
Gebindes prägen die Fassade entscheidend. Architekt Leuzinger
entschied sich nach einer Bemusterung für drei Gebindemaße mit
sichtbaren Höhen von 5, 10 und 15 cm. Die Reihenfolge der
jeweiligen Gebinde legte er in einer Systemzeichnung für den
Fassadenbauer fest (siehe Abb. 8).
Die horizontalen Fluchten der Gebinde beziehen sich nun
eindeutig auf die Fensterbänke und Fensterstürze. Außerdem läuft
über den Fenstern ein breites Schieferband, das wie ein
Fenstersturz wirkt. Die Fenster sind mit einbrennlackierten
Aluminiumzargen eingefasst, die gleichzeitig als Rahmen für
Lamellenstores genutzt werden. Als starke horizontale Gliederung
dienen die auffallend orange-roten Fensterpfosten.
Bautafel
Architekt: Leuzinger Architektur, Netstal
Projektbeteiligte: Landolt Gebäudetechnik, Näfels (Dachdecker und Fassadenbauer); Rathscheck Schiefer, Mayen (Schiefer)
Bauherr: Axpo, Zürich
Fertigstellung: 2009
Standort: Tierfehd
Bildnachweis: Rathscheck Schiefer, Mayen und Leuzinger Architektur, Netstal
Fachwissen zum Thema
Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen | Kontakt 02651 955 0 | www.rathscheck.de