Kapselhotel 9 h in Kyoto
Puristisch gestaltete, gemeinschaftliche Sanitärbereiche
Eine Stunde Duschen, sieben Stunden Schlafen und eine Stunde Ausruhen – neun Stunden Aufenthalt insgesamt empfehlen die Betreiber des neuen Design-Kapselhotels 9h - nine hours in Kyoto ihren Gästen. Die puristisch gestaltete Herberge bietet Japan-Reisenden eine Unterkunft in minimaler Form. Entstanden aus dem Bedürfnis nach einer preiswerten Unterkunft auch in Großstädten mit Platzmangel, haben sich Kapselhotels in Japan mittlerweile verbreitet. Die Individualbereiche bestehen hier aus niedrigen Schlafkapseln mit einer Grundfläche von etwa zwei Quadratmetern, die Bäder werden gemeinschaftlich genutzt. Die Industriedesignerin Fumie Shibata vom Design Studio S in Kyoto griff dieses Konzept für das Hotel 9h auf und setzte es modern und hochwertig um.
Gallerie
Das Hotel liegt an einer belebten Einkaufsstraße unweit des
Bahnhofs. Gäste betreten das schmale, neungeschossige Gebäude durch
eine elektrische Glasschiebetür, ein lang gestreckter, weißer Raum
bildet das Foyer. Im vorderen Bereich befinden sich neben der
Rezeption Schließfächer für Straßenschuhe. Nach dem Check-in
erhalten die Gäste Einweg-Hausschuhe, eine Papiertüte für
persönliche Sachen und Schlüssel für eine Kapsel und ein
Gepäckschließfach. An den Empfangsbereich schließt eine Lobby an,
die mit Computerplätzen ausgestattet ist. Schwarze Piktogramme auf
weißen Oberflächen leiten die Besucher durch das Hotel und lockern
die geradlinige Gestaltung auf. Nur ein Piktogramm auf einem der
Aufzüge ist rot: Männer und Frauen sind in Kapselhotels getrennt
auf verschiedenen Ebenen untergebracht - das rote Piktogramm steht
für Damen. Erdgeschoss und erstes Obergeschoss sind durch einen
Luftraum über die gesamte Etagenlänge verbunden, auf der
Galerieebene befindet sich eine weitere Lounge. Das Haus verfügt
auf insgesamt neun Geschossen über fünf Schlafetagen (drei für
Männer und zwei für Frauen) mit jeweils 25 Schlafkapseln pro
Stockwerk.
Die Schlafkapseln sind wabenartig in zwei Reihen übereinander
gestapelt und jeweils mit einem Klappbett und einer hochwertigen
Matratze ausgestattet. Die organisch geformten, weißen Kapseln sind
120 cm breit und 234 cm lang. Gefertigt sind sie aus FRP, einem mit
Glasfaser verstärkten Kunststoff. Ein integriertes
computergesteuertes Lichtsystem ist mit Einschlaf- und Weckhilfe
ausgestattet. Dem Biorhythmus entsprechend soll das System das
passende Licht erzeugen, um den Gästen die Platzangst in den
Schrankkammern zu nehmen. Gestattet sind bis zu 17 Stunden
Aufenthalt.
Bad und Sanitär
Die Sanitäranlagen sind ebenfalls nach Geschlechtern getrennt. Die
Waschräume für Frauen befinden sich im dritten Geschoss, die
Schlafräume in den beiden Etagen darüber. Die Männer schlafen
in den Etagen sechs bis acht und duschen im neunten Geschoss. Die
beiden Waschraumetagen sind identisch gestaltet. Auf jeder
Etage befinden sich zwei Toiletten, minimalistisch in Weiß
gestaltet. Handwaschbecken, Waschtischarmatur, Halter für
Toilettenpapier und Abfallbehälter sind integriert in einen
halbhohen Wandvorbau aus Mineralwerkstoff. Ein breiter Spiegel
darüber lässt den Raum größer wirken. Eine Lichtfuge in der
abgehängten Decke sorgt für indirekte Beleuchtung.
Im Umkleidebereich können die Gäste Kleider und Gepäck in einen Spind einschließen. Pyjama, Badetücher, Shampoo, Zahnbürste, Duschgel und Fön werden vom Hotel zur Verfügung gestellt. Alle Produkte sind gestalterisch auf das einheitliche Erscheinungsbild des Hotels abgestimmt. Der Waschraum ist ohne Tür frei zugänglich. Links und rechts an den Wänden befinden sich Reihenwaschtische aus Mineralwerkstoff mit je vier Waschbecken. Deren ovale Vertiefungen sind nahtlos in die homogene Fläche eingearbeitet, die kompakten Waschtische wirken wie aus einem Guss. Die porenfreien Oberflächen sind pflegeleicht und schmutzbeständig, sie lagern weder Bakterien noch Schimmelpilze ein. Gebrauchsspuren wie Flecken und Kratzer lassen sich leicht abschleifen. Rechts neben den Waschbecken befinden sich Standarmaturen, links fest integrierte Seifenspender und darüber Spiegelflächen mit Abschottungen zu den benachbarten Waschtischen. Lichtvouten in der abgehängten Decke sorgen für indirektes Licht.
Die Gestaltung ist zweckmäßig und auf das Wesentliche reduziert,
möglichst wenige Reize sollen auf den Gast einströmen, damit er
sich auf das Regenerieren und Schlafen konzentrieren kann. Die
Duschen folgen dem reduzierten Gestaltungskonzept: Weiße
Mosaikfliesen bedecken Boden und Wände, die Türen zu den
Einzelkabinen sind aus satiniertem Glas.
Bautafel
Architekt: Fumie Shibata, Design Studio S, Tokio (Konzept und Design)
Projektbeteiligte: Masaaki Hiromura, Tokio (Grafikdesign); Takaaki Nakamura, Tokio (Innenarchitektur)
Fertigstellung: 2009
Standort: Nine Hours Kyoto Teramachi, 588 Teianmaeno-cho, Shijyo, Teramachi-dori, Shimogyo-ku, Kyoto
Bildnachweis: Nacása & Partners und Akihiro Yoshida, Tokio
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