Hotel Het Arresthuis in Roermond
Baden und Wohnen in ehemaligen Gefängniszellen
Die Umnutzung eines erhaltenswerten historischen Gebäudes in ein Hotel ist heute keine Seltenheit mehr – das Hotel Het Arresthuis ist jedoch ein besonderer Fall. Denn hier handelt es sich um ein Gefängnis, das in ein Vier-Sterne-Gästehaus umgewandelt wurde. Die ehemalige Haftanstalt im historischen Zentrum von Roermond, einer Stadt in der niederländischen Provinz Limburg nahe der deutschen Grenze, beinhaltet nun 40 luxuriöse Zimmer und Suiten. Bis 2002 diente das Gebäude aus dem Jahr 1863 als Haftanstalt, anschließend wurde es bis zu seinem Umbau als Notfall-Einrichtung genutzt. Viele Elemente des früheren Gefängnisses blieben im Originalzustand erhalten, sie geben dem Haus seinen speziellen Charakter und stehen im Kontrast zur modernen und hochwertigen Ausstattung.
Gallerie
Der Umbau der 105 ehemaligen Gefängniszellen in 36 Hotelzimmer und vier Suiten sowie die Neugestaltung des gesamten Areals erfolgte durch das ortsansässige Büro Engelman Architekten. Der Eingang zum Hotel befindet sich im zweigeschossigen Haupthaus (mit ausgebautem Dachgeschoss) im Süden der Anlage. Rückwärtig schließt ein dreigeschossiges, langgestrecktes Gebäude an, dessen Mittelgang die Achse des Haupthauses fortführt. Ein Teil der Haftanstalt wurde abgerissen, um einen begrünten Innenhof zu schaffen. Südlich wird dieser nun gefasst durch das Hotel, westlich schließt ein weiterer Altbau an. Dieser beinhaltet ebenso wie zwei neue Gebäude im Norden und Osten Wohnnutzung. Die Gestaltung dieser Häuser erfolgte angelehnt an den schlichten, geschlossenen Charakter des Bestands.
Nach Betreten des Hotels im Erdgeschoss erreichen Gäste rechterhand die Rezeption. Im ehemaligen Haupthaus des Gefängnisses befindet sich außerdem ein Restaurant, das von Gästen des Hotels und auch externen Besuchern genutzt wird. Die Küche ist von außen und vom Restaurant aus einsehbar. Eine zweiflügelige Glastür führt in das anschließende Gebäude mit den Gästezimmern. Deren Erschließung erfolgt – wie im Gefängnisbau üblich – zentral über umlaufende Stege und Treppen in einem imposanten Luftraum, der sich über alle drei Etagen erstreckt. Die Architekten wollten den Charakter des historischen Gebäudes auch im Inneren erhalten, ursprüngliche Funktionen sollten ablesbar bleiben. So blieben die originalen Türen der Gefängniszellen als Zugang zu den luxuriösen Zimmern und Suiten bestehen, und auch die gusseisernen Treppenanlagen sorgen für einen spannenden Kontrast zwischen alt und neu.
Bad und Sanitär
Die 40 Hotelzimmer sind in drei verschiedene Kategorien unterteilt:
24 sogenannte Komfortzimmer, 12 Delux-Räume und vier Suiten. Drei
ehemalige Zellen bilden heute ein Hotelzimmer mit Schlaf-, Wohn-
und Badbereich. Die Wände blieben bestehen; raumhohe Durchbrüche
sorgen für einen fließenden Übergang zwischen den Zonen.
Die Komfortzimmer einschließlich der Bäder sind schlicht in Grau, Schwarz und Weiß gestaltet. Im Bad wurde eine zentrale Wandscheibe errichtet, an deren Vorderseite sich ein Doppelwaschtisch befindet und deren Rückseite mit Dusche und WC ausgestattet ist. Der strenge, rechteckige Waschtisch mit länglichem, eingelassenen Becken ist aus hellgrauem Mineralwerkstoff gefertigt und steht auf einem Metallgestell. Zwei schlichte Unterputz-Wandarmaturen ergänzen die minimalistische Ausstattung. Über dem Waschtisch befindet sich ein langer Spiegel mit integrierter Beleuchtung. Die Delux-Zimmer sind großzügiger gestaltet, hier kommen außerdem Farben wie kräftiges Rot zum Einsatz.
Jede der Suiten ist anders eingerichtet, ihre Namen beziehen sich teilweise auf die früheren Nutzer. So bilden die ehemaligen Räume des Gefängnisdirektors die Director Suite, die überwiegend Weiß und sehr hell ist. Bad und Schlafraum gehen fließend ineinander über: Eine freistehende Badewanne und die Dusche, abgetrennt durch eine raumhohe Glasscheibe, sind auf einem Podest platziert. In der Dusche sorgt eine rechteckige Kopfbrause für großflächigen Brauseregen. Hinter dem Bett befindet sich ein langer Waschtisch mit Doppelwaschbecken. Dessen elektronisch gesteuerte Waschtischbatterie ist mit einem oben offenen, beleuchteten Wasserlauf gestaltet. Abhängig von der Temperatur ändert sich die Farbe des beleuchteten Wassers von kühlem Blau über Violett bis hin zu warmem Rot.
Die Warden Suite ist in den Räumen einer ehemaligen Aufsichtsperson platziert. Hier stehen dunkles Holz und gedeckte Farben im Kontrast zum hell und offen gestalteten Bad. Eine ovale, freistehende Badewanne steht im Zentrum, der Wasserzulauf erfolgt über eine schlichte Standarmatur. Gegenüber befindet sich der Waschtisch mit zwei aufgestellten, keramischen Waschschalen. Die Unterputz-Wandarmaturen sind auf den großen Spiegel montiert.
Die Lawyer (=Anwalt) Suite ist in dunklen Farben gestaltet. Das offen konzipierte Bad ist mit großformatigen Feinsteinzeugfliesen in dunklem Graugrün gestaltet, die strukturierte, gespachtelte Oberfläche der Wände hat den gleichen Farbton. Eine Wandscheibe dient als Raumtrenner: Vorne ist das bronzefarbene Waschtischgestell mit dem Waschbecken aus einem großen Naturstein, dessen Oberfläche außen roh belassen und innen ausgefräst und poliert ist. Auf der anderen Seite sind Dusche und WC angeordnet.
In den Farben Grau, Beige und Weiß sowie mit Echtholzdielen als
Bodenbelag ist die Judge (Richter) Suite ausgestattet. In
ihrem weißen Bad sind die Funktionseinheiten hintereinander
angeordnet: Auf die frei stehende Badewanne folgt ein Waschtisch
mit glänzend verchromtem Aufsatzschalenbecken, anschließend eine
transparent gestaltete Dusche und das hinter einer Wandscheibe
versteckt angeordnete WC.
Bautafel
Architekt: Engelman Architekten, Roermond
Projektbeteiligte: Gessi, Köln (Waschtischarmaturen); Hansa, Stuttgart (Badarmaturen)
Bauherr: Van der Valk Hotels
Fertigstellung: 2011
Standort: Pollartstraat 7, Roermond
Bildnachweis: Engelman Architekten, Roermond
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