Hauchdünn geschalt
Future Tree in Esslingen im Kanton Zürich
Eine luftige, ausladende Krone über einem soliden Stamm mit rauer Sichtbetonoberfläche – der Future Tree im Außenbereich der Erweiterung des Hauptsitzes des Unternehmens Basler & Hofmann im schweizerischen Esslingen lässt das Vorbild aus der Natur zweifelsfrei erkennen. Weniger offensichtlich ist die präzise digitale Planung und robotergesteuerte Ausführung des Bauwerks, das an zwei Seiten an das Bürogebäude anschließt und zur Straße hin auskragt.
Gallerie
Das Projekt entstand unter Federführung von Gramazio Kohler Research in Zusammenarbeit mit der Professur für Physikalische Chemie von Baumaterialien an der ETH Zürich. Die Krone des Future Trees ist ein Hebelstabwerk aus 380 Holzelementen, dessen Geometrie sich vom Tragverhalten ableitet. Die Struktur besteht aus acetyliertem Kiefernholz, Vollgewindeschrauben sowie Spannkabeln. Gefertigt und zusammengesetzt wurden die Holzelemente mit einem Industrieroboter.
Der Stamm aus Sichtbeton hingegen wurde mithilfe einer nur 1,5 Millimeter starken Schalung erstellt. Das zugrunde liegende System nennt sich „Eggshell“ und wurde von Gramazio Kohler Research entwickelt. Die Schalung druckte ein sechsachsiger Roboterarm mit vertikaler Linearachse in einem kontinuierlichen Prozess nach dem Prinzip des Fused Deposition Modeling (FDM).
Anschließend ließ man die Bewehrung inklusive Abwasserrohr einbringen und einen fließfähigen, schnell aushärtenden Beton im schichtweisen Gießverfahren einfüllen. Durch das Verhalten des Betons blieb der hydrostatische Druck auf die dünnwandige Schalung gering; auch die feine rhombische Oberflächenstruktur trug zur Stabilisierung bei. Nach der Aushärtung des Betons wurde die Schalung mithilfe von Heißluftpistolen abgelöst.
Die innovative Art der Schalungsherstellung zeigt, wie sich
nicht standardisierte, statisch optimierte Betonkonstruktionen
effizient verwirklichen lassen – bei gleichzeitiger Integration von
Standardbewehrung und einer Reduktion von
Schalungsabfällen.