Unternehmenszentrale Gustav Epple in Stuttgart

Getreppte Betonskulptur

Wenn Planer*innen für sich selbst planen, ist das Potenzial für gestalterisch hochwertige Gebäude groß. So auch bei der neuen Firmenzentrale der Gustav Epple Bauunternehmung, bei der das Unternehmen zugleich als Bauherr und Bauausführender auftrat. In Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro a+r Architekten entwickelten die Beteiligten in Stuttgart-Degerloch ein dreigeschossiges, innen wie außen skulpturales Betonhaus.

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1909 als kleine Zimmerei gegründet, hat sich die Firma bis heute zu einem Unternehmen mit rund 180 Angestellten entwickelt. Die neue Zentrale bietet auf etwa 4.300 Quadratmetern Geschossfläche Platz für 115 Mitarbeitende. Das markante Gebäude bildet seit seiner Fertigstellung im Jahr 2021 den Auftakt für das Stuttgarter Gewerbegebiet Tränke.

Aufgelockerte Massivität

Neben der markanten Kubatur ist auch der Grundriss außergewöhnlich: Er nimmt eine polygonale, nahezu dreieckige Fläche mit abgewinkelten Ecken ein. Das Erdgeschoss ist gegenüber den beiden Obergeschossen rückversetzt, was dem Monolithen aus Sichtbeton die Massivität nimmt. Abgeschlossen ist das Erdgeschoss mit einer gläsernen Pfosten-Riegel-Fassade. Die Fassaden der oberen Geschosse prägen allseitig lange, durchgehende Fensterbänder, die in grauen, vorgesetzten Aluminiumrahmen gefasst sind und der Außenform des Gebäudes mit seinen abgerundeten Ecken folgen.

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Monolith mit vielen Facetten

Die Pfosten-Riegel-Fassaden im Erdgeschoss sind jeweils an den Ecken durch sich nach unten verjüngende Wandflächen eingefasst, die an Couchfüße erinnern. Mit feinen Abstufungen zeichnen dabei plane, brettgeschalte Flächen die konische Form nach. An einer Seite des Obergeschosses ist eine Dachterrasse aus dem Gebäudevolumen herausgeschnitten. Das Fassadenbild wird dadurch nicht unterbrochen: Die Terrasse tritt lediglich durch die fehlende Verglasung und Überdachung nach außen in Erscheinung.

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Innen zeigt sich ein weiteres skulpturales Element: Die weiße Stahlwendeltreppe, die sich über die drei Geschosse im Herzen des Gebäudes erstreckt befindet sich im zentralen Atrium mit ebenfalls dreieckiger Grundfläche. Um das Atrium herum sind die Arbeitsbereiche und Open-Space-Büros angeordnet. Im Kontrast zur äußeren Gebäudehülle sind die Innenräume hell gestaltet und durch Wände aus Sichtbeton, geschliffene Betonböden und Holzoberflächen geprägt.

Dämmbeton und nachhaltige Gebäudetechnik

Die monolithische Außenwandkonstruktion besteht aus 60 Zentimetern starkem Leichtbeton (Dämmbeton) und kommt ohne weitere Dämmstoffe aus. Der Ortbeton wurde durch maßgenaue Sonderschalungselemente in Kombination mit bewährten Systemschalungen geformt. Die Sichtbeton-Außenwände im Erdgeschoss mit getreppter Oberfläche und starker Holzmaserung erinnern an eine Holzverschalung, die auf die Ursprünge des Unternehmens als Zimmerei Bezug nehmen. Innen sind die Sichtbetonoberflächen größtenteils glatt geschalt.

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Das Untergeschoss nimmt eine Tiefgarage und die gesamte Haustechnik auf. Das Gebäude wird durch eine Wärmepumpe, ein Blockheizkraftwerk sowie durch einen unterirdischen Eisspeicher mit Wärme bzw. Kälte versorgt. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt zudem CO2-neutralen Strom. -sab

Bautafel

Architektur: a+r Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Gustav Epple Bauunternehmung, Stuttgart (Bauausführung); Glück Landschaftsarchitektur, Stuttgart (Landschaftsarchitektur)
Bauherr*in: Gustav Epple Bauunternehmung Stuttgart
Standort: Tränkestraße 4, 70597 Stuttgart
Fertigstellung: 2021
Bildnachweis: Max Leitner

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