Schwimmender Estrich
Gallerie
Schwimmende Estriche – auch Estriche auf Dämmschicht genannt – dienen der Verbesserung der Wärme- und Trittschalldämmung. Das herausragende konstruktive Merkmal von schwimmenden Estrichen ist die vertikale und horizontale Beweglichkeit der Estrichplatte. Sie darf keinen unmittelbaren Kontakt zu anderen Bauteilen aufweisen, da sonst Schall- oder Wärmebrücken entstehen. Zur Anwendung kommen schwimmende Estriche im Wohnungs- und Verwaltungsbau sowie in öffentlichen Bauten. Der Aufbau zeigt sich im Querschnitt von oben nach unten wie folgt:
- Belag
- Estrich
- Abdeckung
- Dämmschicht (ein- oder zweischichtig)
- Rohdecke
Bei Unebenheiten oder Gefälle im Untergrund ist zudem eine Ausgleichsschicht nötig. Eine Sonderkonstruktion von schwimmenden Estrichen sind Heizestriche.
Bezeichnung
Nach DIN 18560-2 Estriche im Bauwesen - Teil 2: Estriche und Heizestriche auf Dämmschichten (schwimmende Estriche) setzt sich die Bezeichnung für schwimmende Estriche in folgender Reihenfolge zusammen:
- Estrich
- DIN-Hauptnummer
- Kurzzeichen für Estrichart und Biegezugfestigkeits- bzw. Härteklasse nach DIN 13813 Estrichmörtel, Estrichmassen und Estriche - Estrichmörtel und Estrichmassen - Eigenschaften und Anforderungen
- „S” für schwimmend und Nenndicke der Estrichschicht in mm
- „H” und die Überdeckung der Heizelemente in mm (gilt nur für Heizestriche)
Ausführung
Als schwimmender Estrich kommen sowohl Nass- als auch Fließestriche auf der Basis von Calciumsulfat, Zement, Gussasphalt oder Magnesia in Frage. Trockenestriche werden in der Regel ebenfalls schwimmend verlegt. Die Estrichdicke ist abhängig von der Biegezugfestigkeitsklasse bzw. Härte des Estrichs, der Verkehrslast und der Dämmschichtdicke. Estrichbewehrungen sind umstritten, ihr Einsatz empfiehlt sich jedoch unter Stein- und Keramikbelägen.
Dämmstoffplatten sind vollflächig auf der Unterlage und ohne Hohlstellen im Verband zu verlegen. Grundsätzlich werden einlagige und mehrlagige Dämmschichten unterschieden. Bei mehrlagigen Dämmschichten liegt die weichere Schicht unten, ausgenommen bei Rohrleitungen auf dem Untergrund. Hier ist zunächst ein Ausgleich mit einer ebene Fläche herzustellen, zum Beispiel durch Wärmedämmschüttungen. Auf der Wärmedämmausgleichsschicht wird anschließend die Trittschalldämmschicht verlegt. Darüber kommt eine Abdeckung, die den direkten Kontakt von Estrichplatte und Dämmschicht verhindert. Ordnungsgemäß ausgeführt reicht sie bis zur Oberkante des Randstreifens. Bei Fließestrichen ist eine wasserundurchlässige Abdeckung erforderlich.
Schwimmender Estrich darf keinen direkten Kontakt zu aufgehenden Bauteilen oder Rohrleitungen aufweisen. Ein elastischer Randstreifen (Dehnfuge) aus Dämmmaterial verhindert die Berührung mit den umgebenden Wänden. Damit der Randstreifen ordnungsgemäß ausgeführt werden kann, sind die Putzarbeiten vor dem Einbringen des Estrichs zu erledigen. Rohrleitungen oder Installationsschächte, die durch die Geschossdecke führen, müssen mit Dämmmaterial ummantelt werden.
Maßgebliche technische Regelwerke für schwimmende Estriche:
- DIN 18560-1: Estriche im Bauwesen – Teil 1: Allgemeine Anforderungen, Prüfung und Ausführung
- DIN 18560-2: Estriche im Bauwesen – Teil 2: Estriche und Heizestriche auf Dämmschichten (schwimmende Estriche)
- DIN EN 13318: Estrichmörtel und Estriche – Begriffe
- DIN EN 13813: Estrichmörtel, Estrichmassen und Estriche; Eigenschaften und Anforderungen
- DIN 18560-7: Estriche im Bauwesen – Teil 7: Hochbeanspruchbare Estriche (Industrieestriche)
Bei schwimmenden Estrichen wie bei den anderen Estricharten gilt: Die Planung und Ausführung des Untergrundes ist auf den vorgesehenen Nutzbelag und die Art der Nutzung abzustimmen. Wie beim Estrich auf Trennschicht muss beim schwimmenden Estrich nicht zwangsläufig eine Abdichtung gegen aufsteigende Feuchtigkeit vorhanden sein, was insbesondere im Neubau eine entscheidende Rolle spielen kann.
Hinsichtlich der zulässigen Ebenheitstoleranzen gemäß DIN 18202 Toleranzen im Hochbau gilt, was bereits bei Verbundestrichen und Estrichen auf Trennschicht beschrieben wurde.
Schwimmende Estriche, welche auf dem Bindemittel Zement basieren, neigen zu Schüsselungen bzw. Verformungen durch ein unterschiedliches Austrocknungsverhalten. Auch hier gilt sinngemäß das Gleiche wie beim Estrich auf Trennschicht: Sie sollten rechtzeitig erkannt und entsprechend berücksichtigt werden. Zudem ist wichtig die zu erwartende Rückverformung bzw. Randabsenkung der Estrichkonstruktionen und der hieraus resultierenden Belastung der Dichtstofffuge zwischen Fliesen- bzw. Plattenebene und Unterkante Sockel zu beachten.
Eine besondere Bedeutung kommt bei schwimmendem Estrich dem Schallschutz zu: Wärme- und Trittschalldämmungen sollten sich über die Ausbildung der Rand- bzw. Wandfuge und dem so genannten Randdämmstreifen fortsetzen. Dieser darf erst nach dem Verlegen der Fliesen/Platten im Bereich Oberkante Fliesen/Platten abgeschnitten werden. In jedem Fall ist im Rahmen der Fliesen- und Plattenarbeiten zu berücksichtigen, dass die Rand- bzw. Wandfugen und die Fugen zu aufgehenden Bauteilen auf keinen Fall mit Ausgleichsmaterialien, Fliesenkleber/-mörtel etc. verfüllt bzw. beeinträchtigt werden dürfen. Außerdem müssen vorhandene Gebäudetrennfugen und Bewegungsfugen beachtet werden. Sie sind deckungsgleich durch den Auftragnehmer Fliesen- und Plattenarbeiten in den Nutzbelag zu übernehmen. Ein entsprechender Fugenplan ist durch den Architekten oder Planer auszuarbeiten und zur Verfügung zu stellen.
Insbesondere bei schwimmenden Estrichen ist in den Türübergangsbereichen darauf zu achten, dass auch diese Fugen richtig bewertet und ausgeführt werden. Fugen in Türübergangsbereichen können neben der Funktion als Bewegungsfuge auch so genannte „Schallentkopplungsfugen“ darstellen.
Eine Ausbildung der Fugen ist dementsprechend im Rahmen der Fliesen- und Plattenarbeiten sach- und fachgerecht erforderlich.