Fliesenverlegung auf Holzböden
Die Verlegung von keramischen Fliesen auf Holzböden ist nicht grundsätzlich ausgeschlossen, erfordert aber besondere Maßnahmen sowie eine äußerst genaue Ausführung, um spätere Schäden zu vermeiden. Holz ist als Verlegeuntergrund normativ nicht erfasst und sollte im Neubau, insbesondere in Feuchtbereichen, grundsätzlich vermieden werden. Bei Um- oder Altbauten ist das Material jedoch der am häufigsten anzutreffende Untergrund.
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Der wesentliche Unterschied von Holz im Vergleich zu üblichen Untergründen wie Beton, Estrich oder Trockenstrichelementen – und zugleich auch die größte Problematik – ist sein Verhalten unter Einfluss von Feuchte: es quillt auf und zieht sich beim Abtrocknen wieder zusammen. Das Schwindmaß von Spanplatten beträgt bspw. 0,035. Eine 1,00 m breite Platte, deren Feuchte von 6 auf 10% (die erlaubte Holzfeuchte für Hölzer im Innenbereich) ansteigt, quillt also um bis zu 1,4 mm auf. Ohne Entkopplungssysteme, die diese Spannungen abfangen, kann es zum Reißen der Fugen und Bruch der Fliesen kommen.
Eine weitere Eigenschaft von Holzböden bzw. Holzbalkendecken im Altbau ist die Durchbiegung unter Lasteinfluss. Somit sind schwimmend verlegte Dielen- oder Parkettböden (aber auch das zu den elastischen Böden zählende Laminat) absolut ungeeignet für die Belegung mit keramischen Fliesen. Anders verhält es sich mit tragfestem, verklebtem Parkett- oder Laminatboden; sofern er nicht auf einer Holzbalkendecke liegt, sondern auf einer Betondecke. Die Art des Holzuntergrundes ist hingegen unerheblich, egal ob es sich um MDF-, OSB-Platten, Parkett oder Dielen handelt. Allerdings müssen haftungsmindernde Schichten, wie bspw. Wachsversiegelungen, vor den Grundierungsmaßnahmen entfernt werden.
Verschiedene Hersteller bieten Entkopplungssysteme an, die in der Lage sind die unterschiedlichen von Holz und Keramik ausgehenden Spannungen so zu reduzieren, dass eine dauerhaft sichere Fliesenverlegung möglich ist. Voraussetzung dafür ist, dass der Holzuntergrund bereits so ausgesteift ist, dass das Verformungspotenzial sich auf ein Minimum beschränkt. Das bedeutet, dass es ausreichend viele Befestigungspunkte geben sollte – ein Abstand von 60 cm bei Balken- und Ständerabständen ist hierfür ein guter Richtwert. Darüber hinaus muss die Holzdicke in privat genutzten Bereichen an Wandflächen mindestens 12, auf Bodenflächen mindestens 19 mm betragen.
Auch die Verwendung des Klebers spielt eine wesentliche Rolle: Zum einen kompensieren Kleber bereits durch ihre Flexibilität Spannungen, zum anderen kann durch die Wahl eines vollständig Wasser bindenden oder sogar wasserfreien Klebers das Quellen des Holzes während der Frischphase verhindert werden. Hochflexible Kleber zeichnen sich durch ihre S2-Kennzeichnung nach DIN EN 12004 Mörtel und Klebstoffe für Fliesen und Platten aus; diese Kennzeichnung erhalten Produkte mit einer Durchbiegung von mindestens 5 mm.
Eine effektive, vollständige Wasserbindung weisen zementäre
Fliesenkleber auf, welche auf einem ternären
Bindemittelsystem (Dreistoffgemische) aufbauen. Das Anmachwasser
wird dabei vollständig in die Kleberstruktur eingebunden und beim
Trocknungsvorgang nicht wieder abgegeben. Insbesondere für
großformatige Fliesen oder bahnenförmigen Abdichtungs- und
Entkopplungskombinationen ist dieser Faktor maßgeblich.