Fugen: Arten, Aufgaben und Eigenschaften

Fugen bezeichnen allgemein einen beabsichtigten oder toleranzbedingten Raum zwischen Bauteilen oder Materialien. In Bauwerken dienen Fugen in der Regel dazu, Spannungen auszugleichen und Rissen vorzubeugen; allerdings unterscheidet man zwischen einer Vielzahl von Fugenarten. Dies gilt auch für Fliesenfugen, da Fliesen über verschiedene Bauteile hinweg verlegt werden und auch an andere Materialien angrenzen können.

Hier unterscheidet man zunächst grob offene und geschlossene Fugen. Bewegungs- und Dehnungsfugen müssen offen bleiben – sie können allerdings mit Fugenprofilen, -blechen und -bändern überdeckt oder dauerelastisch ausgefüllt werden –, da sie zur Unterbrechung von Bauteilen dienen oder den verschiedenen Ausdehnungskoeffizienten unterschiedlicher verwendeter Werkstoffe Rechnung tragen. Hierzu zählen Dehnungsfugen, Dilatationsfugen, Setzfugen, Gleitfugen, Anschlussfugen und Bauwerksfugen (oder Bautrennfugen). Aber auch bei der Abschlussfuge des Fliesenbelages an der Wand handelt es sich immer um eine Dehnungsfuge. Diese Randfugen im Übergang vom Boden zur Wand gelten stets als Wartungsfugen: Sie müssen regelmäßig einer Sicht- sowie Dichtigkeitsprüfung unterzogen und gegebenenfalls erneuert werden. Meistens werden sie mit elastischen Dichtstoffen wie Silikon gefüllt. Dehnungsfugen zwischen zwei Räumen werden unter dem Türblatt angelegt.
 
Dichtstoffe müssen (gemäß DIN 18540 Abdichten von Außenwandfugen im Hochbau mit Fugendichtstoffen) eine zulässige Gesamtverformung von 25% aufweisen. Nur dann können sie – als Fugenfüllung eingesetzt – Spannungen aufnehmen, die durch vielfältige Einflüsse wie das Quellen oder Schwinden des Untergrundes, des Fliesenklebers oder der Fliesen selbst sowie durch unterschiedliche Längenänderungen bei Frost und Hitze entstehen.
 
Auch Feldbegrenzungsfugen innerhalb eines Fliesenbelages werden mit elastomeren Materialien (formfeste, aber elastische verformbare Kunststoffe) gefüllt. Sie sind ab Oberkante Fliese bis auf den tragenden Untergrund hin auszubilden. Im Regelfall sind diese Fugen horizontal und vertikal in Abständen zwischen etwa 3,00 und 6,00 m anzuordnen, abhängig vor allem von der Raumgeometrie, der Größe der Fliesen sowie der späteren Beanspruchung. Ist der Fliesenbelag nicht vom Untergrund entkoppelt, müssen die Feldbegrenzungsfugen in ihrer Lage der Fugeneinteilung der Lastverteilungsschicht entsprechen. Letztlich entscheidet der planende Architekt.
 
Arbeitsfugen, Schattenfugen, Scheinfugen und Pressfugen hingegen können auch starr ausgebildet werden. Dies gilt überall dort, wo keine Bewegungen aufzunehmen und auszugleichen sind. Am weitaus häufigsten kommen bei Fliesenbelägen daher die „normalen“ geschlossenen, mit mineralischem, hydraulisch abbindenden Fugmörtel gefüllten Fugen zwischen den einzelnen Fliesen vor. Der starre Fugenmörtel kann Stauchungen oder Dehnungen nur bis zu 25% der Fugenbreite schadlos aufnehmen. Fliesenflächen mit hohem Fugenanteil (wie z.B. Mosaik) weisen hier Vorteile auf.

Der Fuge lassen sich weitere Funktionen zuschreiben: Zunächst einmal machen sie den Fliesenbelag hygienisch – bei fugenloser Verlegung würde sich schnell ein hygienisches Problem in den Schlitzen zwischen den Fliesen ergeben. Außerdem verbinden Fliesenfugen die einzelnen Fliesen auch kraftschlüssig, so dass eventuell einwirkende Kräfte sich auf mehrere Fliesen verteilen können und untereinander durch die Fliesenfuge ausgeglichen werden. Schließlich gleicht die Fliesenfuge noch geringfügige herstellungsbedingte Abmessungsdifferenzen zwischen den Fliesen aus.

Daher ist die Auswahl des geeigneten Fugenmörtels für die Langlebigkeit eines keramischen Belages mitentscheidend. Sie wird maßgeblich von den Belastungen beeinflusst, die der Fugenmörtel – bedingt durch die Nutzung der Fläche – über eine lange Zeitperiode schadenfrei verkraften muss.
 
Obgleich immer mehr Planer und Bauherren möglichst fugenlose Wand- oder Bodenbeläge attraktiv finden, ist dies beim Einsatz von Fliesen nicht möglich. Wie im Beitrag „Fugenplan“ (siehe Zum Thema) erläutert wird, eignen sich Fugen aber auch als Gestaltungsmittel von Wand- und Bodenbelägen.

Bildnachweis: Baunetz, Berlin

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