Fugenrisse und andere Fugenschäden

Bei beheizten Fußbodenkonstruktionen ebenso wie bei großformatigen Fliesen (ab etwa 60 x 60 cm) empfiehlt sich eine Verlegung mit geradlinig durchlaufenden Fugen (Kreuzfuge), damit sich mögliche Ausdehnungen der Platten ungestört in der Fuge abbauen können. Rissbildungen und Haftverbundstörungen der angrenzenden Platten könnten sonst die Folge sein.
 
Im Zusammenhang mit dem anhaltenden Trend zu immer größeren Formaten bereitet den Fliesenlegern der Wunsch nach besonders schmalen Fugen besondere Sorge. Um Fugenrisse zu vermeiden müssen sich die Fugenbreiten an den Fliesenformaten orientieren. Nach Empfehlungen des Natursteinverbandes (sowie laut DIN EN 18157 Ausführung keramischer Bekleidungen im Dünnbettverfahren) sollten Fliesen mit einer Kantenlänge von bis zu 60 cm eine Fugenbreite von mindestens 3 mm besitzen und größere Fliesen mit einer Fugenbreite von mindestens 5 mm verlegt werden. Die exakte Berechnung der Mindestfugenbreite fällt in den Aufgabenbereich des Planers.
 
Planer, Bauherren und Verleger sind sich zwar einig darüber, dass schmalere Fugen Fliesen attraktiver wirken lassen. Allerdings muss der Fugenmörtel tief in die Fuge eingebracht werden um sie möglichst vollständig zu füllen. Das Fugenmaterial sorgt nur dann dafür, dass die Fliesen kraftschlüssig untereinander verbunden werden um die auf jede einzelne Fliese wirkenden Kräfte als Fläche aufnehmen zu können.
 
Praxistipp: Um eine gute Fugenfüllung zu erreichen, kann man statt eines Fugengummis oder eines normalen Fugenbretts eines für die Epoxidharz-Verfugung verwenden. Dieses ist härter und man kann damit, bedingt durch den erhöhten Kantendruck auf den Fugenmörtel, das Material tiefer einbringen.
 
Je schmaler die Fuge, desto schwieriger wird die Verfüllung. Die Grenze bei einer schmalen zementären Fugmasse liegt bei etwa 2 bis 2,5 mm. Noch schmalere Fugen sind nur mit hochviskosen Fugenmassen möglich. Versucht es der Fliesenleger hingegen mit einer nicht geeigneten Fugenmasse, indem er diese überwässert um sie fließfähiger zu machen, geht dies fast immer zu Lasten der Festigkeitsentwicklung. Außerdem können derartige „suppendünne“ Fugenmörtel auch die Farbstabilität gefährden. Ein überwässerter Fugenmörtel trocknet ungleichmäßig aus. Fleckige Fugen sind das Ergebnis, da die in den Fugenmörteln verwendeten Farbpigmente bei Störungen der Austrockung mit Farbveränderungen reagieren. Auch nach der Verfugung können die Fugen noch überwässert werden, nämlich beim Abwaschen.
 
Zusätzliche Probleme birgt ein zu geringer Fugenanteil. Unter den verlegten Fliesen eventuell noch vorhandenes Restwasser – aus Betonkörper, Estrich und/oder Fliesenkleber – kann nurmehr sehr langsam durch die wenigen vorhandenen Fugen ausdiffundieren. Dies kann bei feuchtigkeitsempfindlichen Untergründen zu Schäden führen. Zudem entfällt der „entspannende“ Effekt des Fugenmörtels nahezu gänzlich; Spannungen, die durch hohe Temperaturunterschiede in der Konstruktion auftreten, können kaum noch ausgeglichen werden.
 
Unter Umständen kann auch zu wenig Wasser zu Schäden führen. So sorgen stark saugende Untergründe und hohe Einbautemperaturen dafür, dass die Fuge regelrecht „verdurstet“. Der Fliesenleger kann durch Vor- und Nachnässen für genügend Feuchtigkeit sorgen.
 
Achtung: Fugenloses Verlegen ist grundsätzlich nicht Stand der Technik und birgt Risiken hinsichtlich Rissbildung und Hohllagigkeiten. Sollte in Ausnahmefällen eine Verlegung ohne Fugen gefordert werden, empfiehlt es sich dringend, vor der Ausführung einen Gewährleistungsausschluss zu vereinbaren.

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