Imprägnierung, Versiegelung und Oberflächenveredelung
Ob Fliesen und Platten einen nachträglichen
Oberflächenschutz benötigen, hängt von dem Material und den
Belastungsarten ab. Bei Steinzeug, Steingutfliesen und Terracotta
wird z.B. zu einer Imprägnierung geraten, da diese Fliesen eher
offenporig sind. Auch Natursteine sind entsprechend ihren
Eigenschaften zu behandeln, so wird z.B. bei Marmor eine
Versiegelung empfohlen, bei Schiefer nicht.
Die beiden bekanntesten Schutzmaßnahmen für Fliesen und Platten
sind die Imprägnierungen und die Versiegelungen. Beide verhindern
das Eindringen von Feuchtigkeit und Schmutz. Während
Imprägnierungen ins Kapillarsystem des Materials eindringen,
bewirken Versiegelungen einen schichtbildenden Schutzfilm auf der
Oberfläche. Bodenbeläge sind gegen die unterschiedlichen
Belastungen zu schützen, die der Raumnutzung entsprechend anfallen
können, Fassadenplatten oder -fliesen müssen grundsätzlich der
Bewitterung statthalten.
Bei Imprägnierungen ist darauf zu achten, dass das Material
vollständig trocken ist. Sollte sich noch Wasser innerhalb der
Kapillaren befinden, so wird die Wirksamkeit einer Imprägnierung
stark herabgesetzt. Imprägnierungen haben im Vergleich zu
Versiegelungen eine längere Lebensdauer, da sie innerhalb des
Belages wirksam sind und somit keinem mechanischen Verschleiß
unterliegen. Sie sind in der Regel optisch nicht wahrnehmbar. Bei
Natursteinen kann zuweilen eine leicht dunklere Grundtönung durch
die Anlagerung im Kapillarraum auftreten. Ein imprägnierter
Kalkstein, der mit verschiedenen Flüssigkeiten verunreinigt wird,
nimmt weniger Feuchtigkeit auf als ein nicht imprägnierter,
dementsprechend bleiben auf der unbehandelten Platte mehr Flecken
zurück.
Im Gegensatz zu Imprägnierungen sind Versiegelungen manchmal
optisch erkennbar. Sie verleihen dem Belag Glanz und
Farbintensivierung (Nasseffekt). Bei Bodenbelägen, die
Anforderungen an die Rutschsicherheit erfüllen müssen, sind
Versiegelungen kritisch zu bewerten, da sie durch Schichtbildung
die Rutschgefahr erhöhen. Auf Belägen, die mittels Laser- oder
Chemotechnik rutschsicher ausgerüstet sind, sollten keine
Versiegelung aufgebracht werden, da hierdurch die Wirksamkeit
dieser Maßnahmen aufgehoben wird.
Seit den 1980er Jahren wurden von einigen Herstellern auch
spezielle hydrophobe (wasserabweisende) Beschichtungen auf den
Markt gebracht, die überwiegend in Innenräumen zum Einsatz kamen,
da sie nicht dauerhaft witterungsbeständig waren. Bei
wasserabweisenden Beschichtungen wird die Oberflächenstruktur auf mikroskopischer Ebene mit
kleinsten Reliefen so eingestellt, dass sich - wie z.B. bei einer
Lotusblume - Tropfen bilden, die ablaufen können.
Die neueren Beschichtungen wirken dagegen hydrophil
(wasseranziehend) und fotokatalytisch (chemisch aktiv unter Wirkung
von UV-Licht). Sie sind dauerhafter als die hydrophoben Systeme.
Bei einer Hydrophilisierung wird die Oberflächenspannung des
Wassers so weit reduziert, dass sich bereits kleinste Tröpfchen zu
einem Wasserfilm entspannen und flächig abfließen. Dabei wird der
Schmutz auf der jetzt größeren benetzten Oberfläche besser
abgewaschen und aus der Tropfenbildung entstehen keine Flecken.
Diese Beschichtungen können weitere positive Eigenschaften
aufweisen, wie z.B. eine antibakterielle oder geruchsabbauende
Wirkung.