Verwischungsschwelle

Zeitauflösung des Gehörs

Im Hinblick auf die Wahrnehmung von Sprache und Musik ist sowohl das Einschwingen des Gehörs, als auch sein Ausschwingverhalten sowie das Reagieren auf in kurzen Zeitabständen aufeinander folgende Schallsignale von Bedeutung. Nach Beenden einer Geräuscheinwirkung klingt der Lautstärkepegel im Gehör (praktisch unabhängig von der Frequenz) mit etwa 9 phon je 50 ms ab. Das entspricht einer Nachhallzeit von ungefähr 0,35 s. Kurzzeitig nachfolgende Geräusche entsprechend niedrigen Schalldruckpegels und geringer Dauer werden hierdurch verdeckt, können also nicht wahrgenommen werden. Schallimpulsfolgen, deren Abstände kleiner als etwa 5 bis 10 ms sind, werden infolge der Verdeckungswirkung nicht unterschieden. In besonderem Maße treten Verdeckungserscheinungen bei den üblicherweise längeren Abklingvorgängen (Nachhallzeiten) auf, die in Räumen durch Reflexionen verursacht werden.

Gallerie

Vergrößern sich die zeitlichen Abstände zwischen zwei gleichartigen Geräuschen, etwa zwischen dem Direktschall und einer Reflexion, so wird das von einem bestimmten Zeitpunkt an als störend empfunden. Man nennt diesen Zeitpunkt Verwischungsschwelle. Diese ist vor allem bei Sprache eine markante Grenze für die Laufzeitdifferenz zwischen Direktschall und Reflexionen, oberhalb der eine Verständlichkeitsminderung eintritt.

Die Verwischungsschwelle hängt vor allem vom Verhältnis der Schalldrücke von Primär- und Folgegeräusch, von der Nachhallzeit des betreffenden Raumes und bei Sprache auch von der Sprechgeschwindigkeit ab. Praktische Werte der Verwischungsschwelle für Sprache liegen etwa zwischen 30 und 100 ms. Bei der raumakustischen Planung ist es üblich, mit einem Mittelwert von 50 ms als Grenze zwischen nützlichen und störenden Reflexionen zu arbeiten. Bei Musik ist eine Verwischungsschwelle als Zeitgrenze störender Reflexionen weniger ausgeprägt. Sie wird von vielen anderen, auch subjektiven Faktoren beeinflusst. Als Grenze zwischen Reflexionen, durch die Klarheit und Durchsichtigkeit der Musik gefördert werden, und solchen, die zu größerer Räumlichkeit der Schallwahrnehmung beitragen, wird bei der Planung mit 80 ms gerechnet.

Seitlich einfallende Reflexionen tragen schon nach kürzeren Zeitabständen zum Direktschall, etwa von 25 ms an, zur Erhöhung des Raumeindruckes bei.

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