Bürogebäude in Kemptthal/CH
Das erste Nullenergie-Bürogebäude der Schweiz
Ein schlichter, dreigeschossiger Baukörper ist als zentraler Verwaltungsbau für die Firma Marché International im Schweizer Kemptthal entstanden. Auf 3.000 m² Grundfläche errichtete die Firmenzentrale ein Bürogebäude mit flexiblen Arbeitsräumen für 50 Mitarbeiter.
Gallerie
Das Gebäude sollte die, in der Firmenphilosophie verankerten, Themen „Natürlichkeit" und „Umweltfreundlichkeit" reflektieren. So galt es nicht nur ein gutes Arbeitsklima zu schaffen, sondern auch möglichst wenig Energie zu verbrauchen und gleichzeitig die Umwelt zu schonen. Aufgrund der Umsetzung dieser Ansätze durch den Architekten Beat Kämpfen wurde das Gebäude mit dem Schweizer Label Minergie-P Eco zertifiziert und setzt damit neue Maßstäbe im Bürobau.
Da nur 12 Monate für Planung und Bau des Gebäudes zur Verfügung standen, wurde eine komplett vorfabrizierte Holz-Plattenbauweise gewählt. Bis auf die beiden Betontreppenhäuser besteht der gesamte Bau aus einer Holzkonstruktion mit einer maximalen Plattengröße von 4 x 12 m. Aus ökologischen Gründen verzichtete der Züricher Architekt auf eine Unterkellerung, was dazu führte, dass nun die Technikzentrale auf einem der beiden Treppenhäuser liegt. Die Fassade ist mit Ausnahme des Eingangskubus mit einer horizontalen Lärchenschalung verkleidet. Dieser Eingangskubus mit schwarzen Holzwerkstoffplatten wird in einiger Zeit mit wildem Wein und Efeu bewachsen sein. Der Innenraum wurde sehr reduziert und ohne Verkleidung gestaltet. In jedem Stockwerk ist eine vertikale 12 m² große Hydrokultur installiert. Diese dient als „grüne Wand" nicht nur als Gestaltungselement, sondern sorgt auch für ein verbessertes Raumklima und hat einen positiven Einfluss auf die Mitarbeiter.
Solares Bauen
Die Hälfte der Südfassadenverglasung wurde mit Spezialglas
ausgeführt bei dem die Scheibenzwischenräume mit Salzlösung
gefüllte Polypropylenkammern aufweisen. Dadurch wird die
Sonneneinstrahlung gespeichert und zeitlich verzögert an den
Innenraum als Wärmestrahlung abgegeben. Ein zusätzlicher
Nebeneffekt ist das blendfreie Tageslicht zur Bildschirmarbeit.
Zusätzlich beschatten Stoffstoren die Südfassade und schützen somit
vor sommerlicher Überhitzung der Büroräume.
Die anderen Fassaden besitzen eine 32 cm dicke Wärmedämmung zur Minimierung der Wärmeverluste ohne konstruktive Schwachstellen (Wärmebrücken). Die Wärmeversorgung erfolgt über eine Wärmepumpe mit zwei 180 m tiefen Erdsonden. Durch eine ergänzende Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung liegt der Energieverbrauch für Heizung, Lüftung und Warmwasser rund zehn Mal tiefer als bei konventionell realisierten Gebäuden. Auf dem exakt nach Süden orientierten und 12° geneigtem Pultdach ist eine vollflächige 485 m² große Photovoltaik-Anlage aus 660 Modulen installiert, wodurch auf eine Ziegel- oder Blechverkleidung verzichtet werden konnte. Die PV-Anlage besteht aus Dünnschichtzellen zwischen zwei Glasscheiben, die als steckfertike Module ausgebildet wurden. Die Anlage produziert circa 40.000 kWh Strom, womit sie in der Jahresbilanz die gesamte Gebäudetechnik sowie den Bürobetrieb abdeckt.
Das Gebäude hat 2007 den Schweizer Solarpreis erhalten und wurde 2008 beim europäischen Preis für gebäudeintegrierte Solartechnik ausgezeichnet.
Bautafel
Architekt: Beat Kämpfen, Büro für Architektur, Zürich/CH
Projektbeteiligte: Naef Energietechnik, Zürich/CH (Energieingenieur); AG für Holzbauplanung, Rothenthurm/CH und Gerd Groier, Wetzikon/CH (Tragwerksplaner); Enerpeak Engineering, Zürich/CH (Elektroingenieur); Suntechnics Fabrisolar, Küsnacht/CH (Photovoltaik); First Solar, Mainz (Dünnschichtzellen)
Bauherr: Marché Restaurants Schweiz, Kemptthal/CH
Fertigstellung: 2007
Standort: Alte Poststraße 2, Kemptthal/CH
Bildnachweis: Beat Kämpfen, Zürich/CH; Marché International, Kemptthal/CH