Ludwig-Hoffmann-Grundschule in Berlin
ELA, BMA und EMA; kindgerechtes Orientierungssystem und Vogelstimmen
Im Zuge des Ausbaus von Berliner Schulen für den Ganztagsbetrieb erhielt die Ludwig-Hoffmann-Grundschule im Stadtteil Friedrichshain durch das Büro AFF Architekten einen Erweiterungsbau. Das neue Gebäude rahmt das Gelände im Norden u-förmig und nimmt mit seiner roten Klinkerfassade eindeutig Bezug zum bestehenden Schulhaus, das durch den namensgebenden Architekten und Berliner Stadtbaurat Ludwig Hoffmann (1852-1932) errichtet wurde. Städtebaulich entsteht auf diese Weise zwischen Lasdehner und Kadiner Straße, südwestlich des Frankfurter Tors, ein zusammengehöriger Block aus Neubau, Hort und altem Schulhaus, der sich nach Osten hin öffnet.
Gallerie
Von Westen kommend, wirkt der zweigeschossige Baukörper mit den wenigen Fensteröffnungen im Obergeschoss und der gelochten Ziegelfassade kompakt und verschlossen. Das Schulgelände ist eingefriedet, ein leicht ansteigender, gepflasterter Fußweg führt über den südlich gelegenen Innenhof zum Eingangsbereich des Neubaus. Dessen breite Korridore sowie ein offen gestaltetes, von kreisförmigen Oberlichtern erhelltes Treppenhaus im Ostflügel orientieren sich zum Hof.
Die Räume sind Schülern und Schülerinnen der ersten bis dritten Klassen sowie deren Lehrern vorbehalten. Im Erdgeschoss befinden sich an der Westseite neben dem Speiseraum die Essensausgabe sowie eine Schulküche für Übungszwecke. Es folgen Sekretariat, Lehrerzimmer und Sanitärräume an der Nordseite sowie drei Klassenzimmer nach Osten und Süden. Sechs weitere Klassenzimmer, ein Werk- und ein Computerraum liegen im Obergeschoss. Zwischen den Klassenzimmern eines Strangs, also beispielsweise den Klassen 1a, 2a und 3a, ermöglichen Verbindungsräume das Separieren einer Gruppe aus den anliegenden Klassen. Diese Gruppenräume sind unterschiedlich groß und verschieden gestaltet, zum Teil ermöglichen Fenster den Sichtkontakt zum Unterrichtsgeschehen.
Alle Räume und Erschließungsflächen sind in hellen Farbtönen ausgeführt, die Fenster nach Osten mit einem außen liegenden Sonnenschutz ausgestattet. In einigen Klassenzimmern sind die Lichtfarbe und -intensität der Deckenbeleuchtung veränderbar – hier können die Lehrer zwischen den Voreinstellungen „normal“, „aktivieren“, „konzentrieren“ und „beruhigen“ wählen. An der Wand des geräumigen Treppenhauses sind farbige Glasplatten, wie Fenster gerahmt, in unterschiedlichen Höhen befestigt und in verschiedene Richtungen geneigt. Sie reflektieren das Tageslicht und verändern sich je nach Lichteinfall. Der Neubau ist barrierefrei ausgeführt und mit einem Aufzug ausgestattet.
Sicherheit
Das gesamte Schulgelände ist eingefriedet, der Erweiterungsbau von
der Lasdehner Straße durch einen Metallzaun abgetrennt. Pforte und
Neubau sind mit einer Klingelanlage ausgestattet, der Haupteingang
bleibt aus Sicherheitsgründen während des Schulbetriebs
geschlossen. Das Bedienen der Klingelanlage und das Öffnen der Tür
per Funktelefon übernimmt während des Unterrichts ein Lehrer. Das
neue Schulhaus ist zudem mit einer Sprachalarmanlage ausgestattet,
die zum einen die Pausenglocke ertönen lässt, zum anderen im
Notfall
akustische Signale auslöst bzw. sämtliche Personen im Haus mit
Durchsagen über Lautsprecher informieren kann. Die Sprechstelle
befindet sich im Sekretariat, Lehrer können über Funkempfänger dort
Alarm
auslösen. Im Alltagsbetrieb verbreitet die elektroakustische Anlage
(ELA) jedoch neben den allgemeinen Durchsagen durchaus friedvolle,
ja geradezu idyllische Geräusche. Der Klangkünstler Fabian Kühlein
nahm heimische Vogelstimmen auf, die den Tagesablauf der Kinder
gliedern. So soll der Ruf eines Falken morgens um 7 und nachmittags
um 16 Uhr die Tauben vertreiben. Die Stimme einer Nachtigall läutet
den Stundenbeginn ein und irgendwann im Laufe des Tages ertönt der
Waldkauz. Die technische Einrichtung zur Sicherheit der Kinder
dient hier also auch der Unterhaltung und lebendigen Gestaltung des
schulischen Alltags.
Das Orientierungs- und Leitsystem ist kindgerecht und originell. Ein teilweise grafisches bzw. tatsächliches Lochmuster betont bestimmte Bereiche, zoniert und erzeugt einen Wiedererkennungseffekt von der Gebäudehülle über die Einfriedung bis hin zu Fluren, Waschräumen und WCs. Wie an vielen Grundschulen ist jeder Klasse ein Tier (Fuchs, Hase, Igel, Bär, Schwein, Schwan, Maus...) zugeordnet, das nicht nur die Klassentür im unteren Bereich ziert, sondern auch als orangefarbenes Symbol auf jedem der (nicht brennbaren) Metallspinde im Flur vor den Klassenräumen zu finden ist. In Verbindung mit Nummern kennzeichnen die Tierbilder die Garderobenschränke eindeutig, gesichert werden diese individuell und nach Bedarf durch Vorhangschlösser.
Das Gebäude verfügt über eine automatische Brandmeldeanlage,
alle Räume und Flurabschnitte sind mit Brandmeldern versehen, an
den Ein- und Ausgängen lässt sich Hausalarm auslösen. Im
Erdgeschoss befinden sich vier Fluchttüren, eine Treppe hinter der Ausgabeküche
am westlichen Gebäudeende sichert den zweiten Rettungsweg.
Rauchschutztore innerhalb der Korridore im Unter- und Obergeschoss
ermöglichen die Bildung von Rauchabschnitten im Brandfall.
Außerhalb des Schulbetriebs ist das Gebäude durch eine Einbruchmeldeanlage gesichert; die bodentiefen
Türen sind mit Magnetkontakten versehen, die Scharfschaltung
erfolgt über den Haupteingang. us
Bautafel
Architekten: AFF Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Bauart, Berlin (Tragwerksplanung); Pin Planende Ingenieure, Berlin (TGA); Landschaftsarchitektur Birgit Hammer, Berlin (Landschaftsplanung Plateau/Schulhof); Fabian Kühlein, Berlin (Klanggestaltung)
Bauherr: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg
Fertigstellung: 2012
Standort: Lasdehner Straße 21, 10243 Berlin
Bildnachweis: Hans-Christian Schink, AFF Architekten und Urte Schmidt, Berlin