Fakultät für Naturwissenschaften der Universität Amsterdam
Studentenausweise als elektronische Schlüssel
Die Fakultät für Naturwissenschaften der Universität Amsterdam entstand zwischen 2003 und 2010 in Folge eines internationalen Wettbewerbs nach Plänen von drei niederländischen Architekturbüros, die allesamt in der Grachtenstadt ansässig sind: Das Architekturbüro HH entwarf den Gebäudeteil A, Meyer und van Schooten Architekten den Gebäudeteil B, die Teile C und D entstammen der Feder des Architekturbüros Rudy Uytenhaak, das auch für die Koordinierung des gesamten Bauvorhabens verantwortlich war.
Gallerie
Das Zusammenspiel und der Austausch zwischen den verschiedenen Fakultäten bestimmen den Gebäudekomplex maßgeblich. Dieser bildet das Zentrum des städtischen Entwicklungsgebietes Science Park, das zukünftig außer Firmen, die naturwissenschaftlich tätig sind, auch einer großen Zahl Studentenwohnungen Raum bieten soll. Es liegt auf einer Landzunge am Kanal Buiten-Ij nahe des östlichen Autobahnrings und gehört zum Stadtteil Oost-Watergraafsmeer.
Im Zentrum der neuen Fakultät (Faculteit Natuurwetenschappen Wiskunde en Informatica) ist das verbindende, langgestreckte Gebäude C angeordnet (siehe Lageplan Abb. 26 und Visualisierung Abb. 29). Es ist weitestgehend aufgeständert und überdacht einen weitläufigen, öffentlichen Raum, der sich in verschiedene Richtungen ausdehnt und so das Fakultätsgebäude mit den anderen Bereichen im Science Park verbindet. Zwei halboffene Innenhöfe bilden die Eingangszonen zum dazwischenliegenden, ebenerdigen Foyer. Die Gebäude A und B schließen jeweils an die Längsseiten an, Gebäude D hingegen bildet einen erhöhten Kopfpunkt des Ensembles im Nordosten. Als Nutzung für A, B und D sind vorwiegend Labore vorgesehen, miteinander verwoben durch die öffentlichen Bereiche, Hörsäle, Büroräume sowie offene Arbeitsbereiche in Gebäude C.
Die Eingangshalle wird von den Innenhöfen zu beiden Seiten erschlossen, ihr Boden ist ebenso wie die Höfe mit Naturstein gepflastert. Öffentliche Funktionen wie ein Restaurant und Hörsäle sind um die Halle gruppiert, eine imposante Treppe führt zum Studierendenzentrum im ersten Obergeschoss. Eine große eingestellte Box beinhaltet den Empfang mit Information und eine Kaffeebar. Die Hörsäle sind gekennzeichnet durch eine Verkleidung aus Holzleisten, die stellenweise zu Sitzgelegenheiten ausgeformt sind. Helle Farben sowie transparente und transluzente Materialien herrschen in den Büroetagen vor. Im Bereich der Eingangshalle und überall dort, wo die verschiedenen Gebäude aufeinandertreffen, gelangt Tageslicht durch großflächige Verglasungen nach innen. Vielfältige diagonale Sichtbezüge entstehen zwischen den Büros, Laboren und Lehrräumen. So werden die Etagen untereinander verbunden und das gesamte Ensemble erscheint weiträumig.
Im Gebäude D sind verschiedene Labore für Biologie, Chemie und
Physik untergebracht. Die Physiklabore, darunter eine 65 m lange
und 9 m hohe Halle für Experimente in großem Maßstab, erforderten
die Ausbildung des Gebäudes mit absolut minimierten Schwingungen.
Wie bei den anderen Gebäudeteilen auch, bildet ein
lichtdurchfluteter, offener Bereich den Übergang zu Teil C, der
durch eine spektakuläre Zick-Zack-Treppe durchbrochen wird.
Aufgrund der entstehenden Vibration ist die Treppe ausschließlich
am Bürogebäude abgehängt. Obwohl die Baukörper unterschiedlich
ausgebildet sind und ihre Individualität innen wie außen ablesbar
bleibt, erscheint die Fakultät für Naturwissenschaften als
komplexes, zusammengehöriges Ensemble.
Sicherheit
Alle Studierenden und Mitarbeiter der Universität Amsterdam
besitzen Ausweise in Form von Chipkarten, deren Informations- und
Datenaustausch mittels RFID erfolgt. Die neue Zutrittskontrolle für die naturwissenschaftliche
Fakultät sollte daran angebunden werden, ebenfalls berührungslos
funktionieren, möglichst bequem sein und so wenig Verkabelung wie
möglich erfordern, also weitgehend batteriebetrieben sein. Außerdem
musste sich die Software für die Schließanlage in eine bestehende
Verwaltungssoftware der Universität einbinden lassen, über die
beispielsweise das Zahlsystem für das Essen der Studierenden
verwaltet wird.
Ein elektronisches Schließsystem sichert nun die Gebäudeteile A, B (jeweils fünfgeschossig) und C (viergeschossig). Die elektronischen Schlüssel (Medien zur Identifikation) sind in die Ausweise der Studierenden und Angestellten integriert, ihre Chipkarten ermöglichen das berührungslose Öffnen und Schließen sämtlicher Türen, für die eine Person die Berechtigung hat. Nur an den Außentüren und Liften, die zusätzlich per Kamera überwacht werden, sind insgesamt 49 (verkabelte) Kartenleser zum Einchecken installiert. So gelangen Studierende beispielsweise auch nur in die für sie zugelassenen Etagen.
Rund 5.000 Personen insgesamt gehören zu den Schließberechtigten (u. a. Professoren, Personal), die Studierenden stehen mit ihren Befugnissen in der Hierarchie ganz unten. Über die Software wird jeder Öffnungsversuch und auch jeder Fehlversuch registriert, das Löschen und Ändern von Zutrittsprofilen ist anhand dieses Systems besonders einfach. Die Berechtigungsinformationen sind in der Karte gespeichert und werden durch die Entscheidungselektronik im Zylinder, Wandleser oder elektronischen Beschlag überprüft. Diese gibt den Zutritt frei oder eben nicht und kann außerdem neue Informationen auf die Karte übertragen. An den Innentüren wurden insgesamt 770 elektronische Riegelschlösser und 300 elektronische Zylinder unverkabelt als Stand-Alone-Lösung installiert.
Die verschiedenen Installationsleitungen innerhalb der
Erschließungsbereiche, u.a. für Sprinkleranlage, Kameras, Lautsprecher, Licht und
Notbeleuchtung sind in einer Servicezone in den Böden oder in
schmalen Deckenbereichen untergebracht.
Bautafel
Architekten: Rudy Uytenhaak, Amsterdam (Koordinierung sowie Bauteile C und D); Architectuurstudio HH, Amsterdam/NL (Bauteil A); Meyer en van Schooten, Amsterdam (Bauteil B)
Projektbeteiligte: Scholte & de Vries, Diemen (Installation Schließanlagen) ID Ware International, Zevenaar (Management Chipkarten); Smart Consult, Müllheim (Externe Beratung Schließanlagen); Evva, Wien (Hersteller Schließsystem Salto XS4 Mifare)
Bauherr: Universität Amsterdam
Fertigstellung: 2010
Standort: Kruislaan 404, 1098 SM Amsterdam
Bildnachweis: Pieter Kers, Jeroen Musch und Rudy Uytenhaak Architectenbureau, Amsterdam