Hallenbad in Stutensee

Schwimmenlernen und Entspannen

Viele Gemeinden schließen ihre Schwimmbäder, weil diese nicht mehr rentabel sind. Eine Entwicklung, die dazu beiträgt, dass 59 Prozent der Zehnjährigen nicht sicher schwimmen können und die Zahl der Badetoten kaum rückgängig ist. Es ist also durchaus bemerkenswert, dass die Kleinstadt Stutensee nördlich von Karlsruhe in ein neues Hallenbad investierte und dafür sogar den Fest- und den Bouleplatz verlegen ließ. Dabei handelt es sich bei dem Neubau nicht einmal um ein Erlebnis- oder Wellnessbad, sondern um ein nüchternes städtisches Bad mit Lehrbecken, das nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten geplant wurde. Doch schwimmen, spielen oder auf der Liegewiese entspannen – all das ist möglich und die hohen Besucherzahlen zeigen, dass das Konzept aufgeht.

Gallerie

Strenge Vorgaben, klarer Grundriss

Geplant wurde der Bau von 4a Architekten aus Stuttgart, ein Büro, das viel Erfahrung im Bereich Schwimmbadplanung vorweisen kann. Vorgabe der Bauherrschaft war es, ein gestalterisch überzeugendes und qualitativ hochwertiges Gebäude mit langer Lebensdauer zu entwerfen. Deshalb wurde der Neubau unter Anwendung der Nachhaltigkeitskriterien im staatlich geförderten kommunalen Hochbau entwickelt (Förderprogramm NBBW). Die entsprechenden Vorgaben setzen bereits bei der Abwicklung des Wettbewerbs an und enden beim Einsatz umweltschonender Mittel zur täglichen Reinigung.

Architektonisch gliedert sich der rechteckige, eingeschossige und mit Stahlblech bekleidete Baukörper in zwei in der Höhe gestaffelte Volumina. Wegen des hohen Grundwasserspiegels liegt das Erdgeschoss zwei Meter über Geländeniveau. Eine Rampe leitet die Besucher vom Parkplatz aus entlang der Nordseite barrierefrei zum Eingang im Westen. Von der Straße aus lässt sich der Bau über eine Treppe erschließen, die von Sitzstufen gerahmt wird. Vom lichten Foyer mit einigen Sitzgelegenheiten ist über raumhohe Verglasungen die Halle einzusehen: Hier gibt es ein 25-Meter-Becken, ein Lehrschwimmbecken mit Rutsche sowie einen Kleinkinderbereich – zusammen circa 370 Quadratmeter Wasserfläche. Die Umkleiden sind entlang der Südseite untergebracht, zu der sich der Bau recht verschlossen zeigt. Zu allen anderen Seiten öffnet er sich mit meist raumhohen Glasfassaden. Schlanke Fensterprofile ermöglichen eine weitgehend ungehinderte Sicht nach außen. Zusätzliches Tageslicht fällt durch das Oberlichtband, welches durch den Versatz der Dachflächen entsteht.

Holz und Fliesen

Während das Unter- und das Erdgeschoss in Stahlbeton ausgeführt sind, konnte das Dachtragwerk für die weit gespannte Badehalle und den Umkleidebereich weitgehend in Holzbauweise errichtet werden. Das Naturmaterial schafft nicht nur ein gutes Raumklima, sondern verbessert auch die Akustik in Räumen mit schallharten Flächen, wie sie etwa in Badehallen vorherrschen, erheblich. Darüber hinaus sorgte der hohe Vorfertigungsgrad der Holzelemente für eine wirtschaftliche Bauweise und kürzere Bauzeiten. So kam die Holzrippendecke bereits inklusive Dachentwässerung, Beleuchtung und abgehängter Lamellendecke aus heimischer Weißtanne auf der Baustelle an. Die Lamellenstruktur ist ein wichtiges gestalterisches Element und wird auch an der Untersicht der auskragenden Dachflächen fortgeführt.

Die Türen der Umkleide- und Sanitärbereiche sind aus gefärbtem, blickdichtem Glas und folgen einem stimmigen Farbkonzept von Sonnengelb über Orange und Rot bis hin zu Grün. Ihre Entsprechung finden sie in den Farben der Wandfliesen im Duschbereich sowie in den Glasmosaiken in der Schwimmhalle. Eine warme, ruhige Note bringen die Bodenbeläge aus graubraunem Feinsteinzeug sowie die Sichtbetonflächen in die Räume. Akustikdecken aus gelochten, weiß lasierten Seekieferpaneelen ergänzen den Materialkanon. Die Deckenhöhe ist hier gegenüber der Halle deutlich reduziert, was den Energiebedarf des Gebäudes senkt.

Wärmeversorgung über Nahwärmenetz

Die gesamte Gebäudetechnik ist im Untergeschoss des Hallenbades untergebracht, das als Weiße Wanne ausgeführt wurde. Wer einen Blick in diese den Besuchenden verborgene Welt werfen möchte, kann dem Link zum Video folgen, das den Bau des Gebäudes zeigt (siehe Surftipps). Die Wärmeversorgung des Hallenbades wird über einen Nahwärmeverbund gewährleistet. Die Zentrale befindet sich in der alten Sporthalle neben dem Schwimmbad. Dort wird die Wärme mittels BHKW und Spitzenlastkessel erzeugt und bevorratet. Ein Wärmetauscher gibt sie an das Nahwärmeleitungsnetz ab, das unter anderem einen 6.000 Liter fassenden Pufferspeicher im Untergeschoss des Hallenbades versorgt. Über diese Anlage werden der Heizungsverteiler sowie die Frischwasserstation versorgt.

Die Netztemperaturregelung ist auf folgende Versorgungstemperaturen ausgelegt:

  • Vorlauf / Rücklauf: 75 °C / 50 °C
  • Thermische Desinfektion: Vorlauf / Rücklauf 80 °C / 60 °C

Die Wassererwärmung der Schwimmbecken erfolgt auch über Wärmetauscher. Aus dem Filterkreislauf der Stetsabläufe wird Filtrat entnommen, durch Wärmetauscher abgekühlt und im Rückspülbehälter zur Filterspülung zwischengespeichert. Im Gegenstrom wird kaltes Frischwasser aus dem Netz vorgewärmt und in die Rohwasserspeicher geleitet.

Die Addition der einzelnen Wärmeverbraucher aus der Heizlastberechnung sowie der benötigten Wärmeenergie für die Beckenbeheizung ergibt eine Gesamtheizlast von ca. 550 kW. Sämtliche Primär- und Sekundärregelkreise werden vollständig über elektronisch geregelte Umwälzpumpen zur Anpassung der dynamischen Lastzustände betrieben.

Bautafel

Architekten: 4a Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Fischer + Friedrich Ingenieurges. für Tragwerksplanung, Fellbach (Tragwerksplanung); Kurz und Fischer Beratende Ingenieure, Winnenden (Bauphysik); Müllerblaustein Holzbauwerke, Blaustein (Vorfertigung Holzdecke); IGP Ingenieurgesellschaft für Technische Ausrüstung, Pforzheim (HLS)
Bauherrschaft:
Stadt Stutensee
Fertigstellung: 2018
Standort: Erich-Kästner-Straße 3, 76297 Stutensee
Bildnachweis: David Matthiessen, Stuttgart; 4a Architekten, Stuttgart

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