Coworking Space Hafven in Hannover

Markanter Sichtbetonbau mit Kerndämmung aus Schaumglas

Schwer und massiv wie eine Festung erscheint der anthrazitfarbene Block des Hafven an einer Kreuzung im Norden Hannovers. Hinter seiner wehrhaften Sichtbetonfassade, die einzig von vertikalen Glasbändern durchschnitten wird, verbergen sich zweieinhalb offen und flexibel konzipierte Geschosse als Coworking- und Makerspace sowie eine unterirdische Parkebene. Die eingerückten Öffnungselemente reichen von oben bis zum Sockel und lassen die Wandabschnitte dazwischen wie breite Zinnen erscheinen.

Gallerie

Zwei fusionierende Unternehmen beauftragten das Berliner Büro Mensing Timofticiuc Architekten mit der Planung des Gebäudes. Im Kontext der heterogenen, gesichtslosen Umgebung nahe eines stillgelegten und sich derzeit im Umbruch befindlichen Güterbahnhofareals wirkt es besonders markant. Bezugspunkte sind ein alter Wasserturm gegenüber Richtung Osten sowie zwei Bestandsbauten als Teil des Baublocks, an die die Planer anknüpften. Nach deren Traufhöhen richten sich die kantigen Konturen des Hafven, der in der Höhe nach Westen allmählich abfällt. Der fünfeckige Grundriss mit Abmessungen von etwa 40 x 45 Meter umschließt einen großzügigen Innenhof. Die Zufahrt befindet sich an der südlichen Sandstraße, zum Haupteingang an der Kopernikusstraße auf der anderen Seite des Gebäudes führt eine Rampe.

Während sich das Gebäude nach außen abschottet und nur wenig über seine Nutzung verrät, öffnen sich die Arbeitsbereiche mit raumhohen Verglasungen zum zentralen Innenhof, der sich auf jeder Etage anders darstellt. Die autarken Arbeitseinheiten sind in Größen von maximal 400 Quadratmeter verfügbar und lassen sich individuell gestalten. Wände, Böden und Decken mit Bauteilaktivierung kühlen die Räume im Sommer und erwärmen sie im Winter.

Mit dem Gründerzentrum für Startups wollten die Architekten einen Industriebau unserer Zeit schaffen – eine Halle, die in viele kleine Werkstätten aufteilbar ist. Monumental und dynamisch zugleich, bietet es den hier Schaffenden flexible, selbstbestimmte Arbeitsmöglichkeiten.

Bauphysikalische Aspekte

Beton ist das prägende Element des Hafven – er übernimmt nicht nur die tragende Funktion, sondern bestimmt auch des Erscheinung des Gebäudes. Die reduzierte Ästhetik des Baumaterials zieht sich durch den gesamten Bau; seine Eigenschaften werden effizient genutzt. Zum einen in Form der Betonkernaktivierung (durch eine Industriefußbodenheizung) zur Beheizung und Kühlung; zum anderen sind die Decken ohne Fußbodenaufbau ausgeführt. In die 50 cm starken Verbunddecken sind Hohlkörpermodule aus Kunststoff integriert. Auf diese Weise ließ sich eine große Menge Beton und der zu seiner Herstellung aufgewendete CO₂-Ausstoß deutlich reduzieren.

Die äußere Schicht der zweischaligen Außenwände ist selbsttragend ausgebildet, der Stahlbeton anthrazit eingefärbt. Verwendet wurde eine großformatige Rahmenschalung, als Ergebnis die Sichtbetonklasse 1-2 erzielt. Als Dämmstoff wurde Schaumglas verwendet. Er erfüllt nicht nur den notwendigen Wärme-, Schall- und Brandschutz sicher, sondern lässt sich auch ideal mit den durchgängigen Sichtbetonoberflächen kombinieren. Ebenso wie Beton ist Schaumglas robust und langlebig. Der Dämmstoff ist wasserdicht und schädlingssicher, dampfdicht und formstabil. Auch das begrünte, leicht geneigte Dach ist mit Schaumglas gedämmt, ebenso wie das Untergeschoss, eine WU-Konstruktion mit Plattengründung. Die Dämmung erfolgte hier außen liegend unterhalb der Bodenplatte und im Bereich der erdberührten Wände.

Die Betonwände und -decken fungieren als thermische Speichermasse. Eine mechanische Nachtkühlung wird durch Querlüftung erzielt. Den baulichen Sonnenschutz übernehmen im Hof weit auskragende Decken, die punktuell bepflanzt sind. Zur Beheizung wird Fernwärme genutzt, zusätzlich wird der Einsatz von Sonnenkollektoren auf dem Dach getestet. Der Primärenergiebedarf des Gebäudes ist beziffert mit 29,20 kWh/(m²a). -us

Bautafel

Architekten: Mensing Timofticiuc Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Ute & Ludger Bühren, Berlin (Projektsteuerung, Objektüberwachung); Pichler Ingenieure, Berlin (Tragwerksplanung); HDH Ingenieurgesellschaft, Berlin (Gebäudetechnik): Fläming Baustofflabor, Treuenbrietzen (Fassadenplanung); Ingenieurbüro Axel C. Rahn, Berlin (Bauphysik); Wallbrecht, Hannover (Beton und Stahlbeton); Heinze Cobiax, Wiesbaden (Betondecken); Foamglas, Hilden (Schaumglasdämmung)
Bauherr:
Hafven, Hannover
Fertigstellung:
2016
Standort:
Kopernikusstraße 14, 30167 Hannover
Bildnachweis: Hélène Binet, London

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