Stadtklanggestaltung
Konditionen einer neuen Entwurfs-, Planungs- und Entwicklungspraxis
Transcript Verlag, Bielefeld 2021
296 Seiten, 14,6 x 22,4 cm
Preis: 49 EUR oder kostenfrei als Open Access
ISBN Print: 978-3-8376-5949-8; ISBN E-Book: 978-3-8394-5949-2
Selten nehmen wir ihn bewusst wahr – den Klang einer Stadt. Dabei ist die facettenreiche Geräuschkulisse eines Ortes fester Bestandteil des urbanen Lebens. Verschiedene Faktoren nehmen Einfluss darauf, wie eine Stadt klingt: Die täglichen Aktivitäten ihrer Einwohner*innen leisten dabei genauso einen Beitrag wie Architektur und Stadtplanung. Thomas Kusitzky, Autor des Buches Stadtklanggestaltung, schreibt, dass es – mit Ausnahme der Lärmbekämpfung – bislang praktisch keine bewusste Stadtklanggestaltung gäbe. Dadurch würden Räume entstehen, die auditiv als unangenehm empfunden werden.
An dieser Stelle setzt Kusitzky an: Wie lässt sich der Klang einer Stadt bewusst gestalten? Was sind die notwendigen Bedingungen für eine Stadtklanggestaltung? Welche Voraussetzungen sind bereits erfüllt und an welchen Stellen gibt es Entwicklungsbedarf? Diesen und anderen Fragen geht der Autor, der sich seit über 15 Jahren mit dem Thema beschäftigt, in seiner Dissertation nach. Dabei argumentiert er gegen das Ideal der Stille im Sinne einer Lautlosigkeit, das im Kampf gegen Lärm beschworen werde. Stattdessen setzt er sich dafür ein, gezielt in das klangliche Bild von Städten einzugreifen und den Fokus nicht auf die Beseitigung von unerwünschtem Schall, sondern auf das Hervorbringen und Begünstigen erwünschter Klänge zu legen.
Im ersten Kapitel geht es darum, wie Städte in der Vergangenheit hörend wahrgenommen wurden und dass vor allem der Lärm in der Stadt Beachtung fand. Die gängige Praxis der Lärmbekämpfung und die Probleme, die damit einhergehen, werden ebenso beschrieben, wie die vereinzelte Faszination für den Klang von Städten. Es folgen bereits existierende Ansätze zu einer bewussten Stadtklanggestaltung. Kusitzky legt den aktuellen Forschungsstand zu dem Thema dar und wirft die Frage auf, warum diese Ansätze bislang nicht zu einer Berücksichtigung der auditiven Dimension in der Stadtplanung geführt haben. Die Frage lässt ihn zu der These kommen, dass der Hauptgrund in der fehlenden Kommunikation und Zusammenarbeit relevanter Akteur*innen liegt.
Zur Untermauerung dieser These bezieht sich der Autor auf zwei Theorien der beiden Soziologen Howard S. Becker und Pierre Bourdieu. Davon ausgehend argumentiert er, dass sich eine Praxis der Stadtklanggestaltung vor allem dadurch ergebe, wenn die relevanten Akteur*innen mit jeweils besonderen Aufgaben und Kompetenzen in einem Netzwerk miteinander kooperieren würden. Vorschläge dafür, welche Akteur*innen an der Bildung eines solchen Netzwerks beteiligt sein müssten und wie sich diese organisieren könnten, finden sich im folgenden Kapitel. Abschließend geht es darum, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit ein aufeinander bezogenes Handeln möglich ist.
Das knapp 300-seitige Buch eröffnet Perspektiven auf die
klangliche Gestaltung von Städten jenseits der bloßen
Lärmvermeidung. Es sensibilisiert für die auditiven
Gestaltungsmöglichkeiten und zeigt konkrete Handlungsfelder auf.
Für Planer*innen, die sich für einen bewussten Umgang mit Klängen
und Geräuschen im urbanen Raum auseinandersetzen wollen, ist die
Publikation eine klare Leseempfehlung. -np