Aufblasbares Wüstenzelt
Temperaturregelung durch PV-Modul, Ventilator und Zeltform
Für Wüstenregionen mit heißen, ariden Klimaverhältnissen haben Arturo Vittori und Andreas Vogler vom Büro Architecture and Vision das aufblasbare Zelt Desert Seal entwickelt. Das Besondere an dieser Konstruktion ist, dass sich das Klima im Innenraum mit Hilfe der Zeltform sowie einem Photovoltaik-Modul und einem Ventilator regeln lässt. Mit seiner schlauchartigen, gebogenen Form orientiert sich das Zelt nach oben und ist dabei einer Robbe mit erhobenem Kopf tatsächlich nicht unähnlich. Die Form macht sich – wie zum Beispiel auch ein Kamel – die Besonderheit des Wüstenklimas zunutze: Je weiter man sich vom Boden entfernt, desto stärker nehmen die Temperaturen tagsüber ab.
Gallerie
Wie jedes andere Zelt lässt sich auch diese Konstruktion für den Transport zusammenrollen. Beim Aufbau, der sich von einer Person in etwa zehn Minuten durchführen lässt, wird die temporäre Behausung mittels Pumpe aufgeblasen und anschließend mit Heringen im Boden verankern. Die Befestigung der flexiblen Solarzellen erfolgt auf der Vorderseite des Wüstenzeltes. Ein Teil der gewonnenen Sonnenenergie wird für den Betrieb des Ventilators genutzt, der von oben konstant kühlere Luft in das Zelt einbläst. Die restliche Energie wird in Batterien gespeichert, damit der Ventilator nachts, wenn die Temperaturen stark sinken, wärmere Luft nach unten transportieren kann.
Ein leichter Überdruck im Inneren stabilisiert das Zelt zusätzlich zur Tragstruktur aus aufblasbaren, polyurethanbeschichteten Röhren aus Polyethylen. Ein Abschlusselement am oberen Ende des Zeltes aus zwei Millimeter starkem Aluminium wirkt ebenfalls aussteifend: Dieses Alu-Element ist mit den pneumatischen Röhren verklebt. Die Aluminiumbleche halten den Ventilator und den Luftauslass in Position. Eine Sand- und Staubschutzabdeckung aus Polyethylen und ein Sand- und Staubfilter aus Kunststoffvlies halten die Luft im Zelt sauber. Die Außenhaut aus aluminiumbeschichtetem Polyester wirkt tagsüber hoch reflektierend.
Im aufgebauten Zustand misst das Zelt etwa 235 x 125 x 226 cm (L x B x H). Es wiegt fünf Kilogramm und kann Windgeschwindigkeiten bis zu 120 Kilometern pro Stunde standhalten. Das flexible Solarpaneel bringt eine Leistung von 4,5 Watt, der Akku hat 12 Volt. Die Leistung der Solarzellen reicht aus, um den kleinen 12 Volt-Ventilator für die Lüftung des Zeltes und ein 200 mA starkes LED-Licht im Innern des Zeltes für die Nacht zu betreiben. Die ungewöhnliche Behausung ist offenbar nicht nur für Wüsten- und Weltraumexpeditionen interessant, sondern auch für Museumskuratoren: Ein Prototyp ist Bestandteil der Architektur- und Design-Sammlung des MoMA in New York.
Entwurf: Architecture and Vision – Arturo Vittori,
Bomarzo/I und Andreas Vogler, Müchen