Plus-Energie-Haus des BMVBS
Ausstellungs- und Anschauungspavillon auf Deutschlandtournee
Mehr Energie zu erzeugen als zu verbrauchen ist das Merkmal eines Plus-Energie-Hauses. Um das bislang noch selten umgesetzte Konzept in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, wird ein Ausstellungs- und Anschauungspavillon in verschiedenen deutschen Großstädten aufgebaut.
Gallerie
Der Pavillon, der die Erscheinung und Wirkungsweise eines Plus-Energie-Hauses konkret veranschaulicht, ist ein Nachbau des Hauses, das bei dem internationalen Solar Decathlon Wettbewerb 2007 in Washington D.C. aus 20 vorgestellten Projekten als Sieger hervorgegangen war. Die vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) im Rahmen der Forschungsinitiative Zukunft Bau geförderte Entwurfsidee stammt von Studierenden der Technischen Universität Darmstadt. In Berlin wird das Projekt von dem Fachbereich Bauphysik und Baukonstruktion der TU Berlin betreut. Das ursprüngliche Konzept eines kleinen 2-Personen-Gebäudes wurde zugunsten einer Ausstellungsfläche auf nun 117 m² Bruttogrundfläche umgeplant.
Der konsequente Einsatz von innovativen Baumaterialien und modernster Haustechnik wird dem Besucher im Inneren direkt demonstriert. Durch das umfassende Energiekonzept konnte das Gebäude bisher an 156 ausgewerteten Betriebstagen an unterschiedlichen Standorten rund 2.500 kWh Strom gewinnen. Dies entspricht einem rechnerischen Gegenwert von 1.750 kg vermiedener CO2-Emissionen bzw. einer Einspeisevergütung von 1.170 EUR.
Solares Bauen
Die autarke Energieversorgung, die ausschließlich über die Nutzung von Solarstrahlung erfolgt, war die Wettbewerbsvorgabe des Solar Decathlon im Jahr 2007. Um dies zu gewährleisten, umfasst das Energiekonzept verschiedene aktive und passive Maßnahmen.
Aktive Maßnahmen:
- Photovoltaik
- An allen Seiten des Hauses, außer gen Norden, wurden Dünnschichtmodule auf beweglichen Holzlamellen aufgebracht.
- Fassade: Amorphe Siliziumzellen (1050 Module), Leistung ca. 2,1 kWp
- Loggia: Semitransparente monokristalline Siliziumzellen (8 Module), Leistung ca. 1,6 kWp
- Dach: Monokristalline Siliziumzellen (47 Module), Leistung ca 9,6 kWp
- Kombilüftungsgerät (mit Wärmerückgewinnung)
- Reversible Wärmepumpe
- Solarthermie
Passive Maßnahmen:
- Kompakte Bauweise, klare Zonierung
- Südorientierung (passive solare Wärmegewinne) und Verschattung durch Lamellenfassade (Schutz vor Überhitzung)
- Hohe Wärmedämmung durch Vakuumisolationspaneele in der Holzständerkonstruktion (U-Wert < 0,1 W/m²K) und einer Mineralwolle-Dämmung im Bodenaufbau
- Hohe innere Speichermasse (Phasenwechselmaterial)
- Im Süden Dreischeibenverglasung mit Argon-Füllung (U-Wert 0,56 W/m²K, g-Wert 0,51); im Norden Vierscheibenverglasung mit Krypton-Füllung (U-Wert 0,32 W/m²K, g-Wert 0,37)
- Natürliche Querlüftung und mechanische Lüftung mit einem Wärmerückgewinnungsgrad > 80%
- Einsatz von energieeffizienter Beleuchtung und energiesparenden Haushaltsgeräten
Sowohl die Konstruktion als auch die Fassade und der Innenausbau
bestehen aus regionalem Holz wie Eiche und Fichte. Die Verbindungen
sind vollständig lösbar und überwiegend recycelfähig. Aufgrund der
modularen Gebäudestruktur ist das Gebäude beliebig erweiterbar.
2009 war das Plus-Energie-Haus in Berlin und Hamburg aufgebaut. Die
aktuellen Termine und Standorte desn Pavillons sind den Webseiten
des BMVBS zu entnehmen (siehe Surftipps). -ap
Bautafel
Architekten: Studentisches Team der TU Darmstadt, Fachgebiet Entwerfen und Energieeffizientes Bauen unter der Projektleitung von Manfred Hegger (Ursprungsentwurf); HHS Planer + Architekten, Kassel in Zusammenarbeit mit Gelber Pool Projektgruppe Berlin
Projektbeteiligte/Sponsoren u. a.: Fachbereich Bauphysik und Baukonstruktion der TU Berlin (Betreuung in Berlin); Schott Solar, Mainz (Dünnschichtzellen auf Holzlamellen); Sunways, Konstanz (Photovoltaik-Module Veranda/Dach); Stiebel Eltron, Holzminden (Solarthermie, Wärmepumpe); Isover, Ludwigshafen (Mineralwolle-Dämmung im Bodenaufbau)
Fertigstellung: 2007 (Ursprungsentwurf); 2009 (Nachbau)
Standort: Februar - Mai 2010 Rathenauplatz in Frankfurt a.M., danach in weiteren deutschen Großstädten
Bildnachweis: Amin Akhtar, Berlin für das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Berlin