Gemauerter Setzkasten als Kunstinstallation in Amsterdam
Transformierte Ziegelfassade erinnert an ersten sozialen Wohnungsbau
Eins der ersten sozialen Wohnungsbauprojekte der Niederlande waren die Dubbeltjespanden (zu deutsch: Dubbeltje*-Häuser) im Amsterdamer Stadtteil Oosterparkbuurt. Anlässlich der Renovierung der Häuser im Jahr 2012 transformierte das Public Art & Design Studio Wessels Boer die bislang schmucklose Ziegelfassade zur Straße in einen überdimensionalen Setzkasten. Die Kunstinstallation trägt den Titel Het begon met 'n dubbeltje (zu deutsch: Es begann mit einem Dubbeltje).
Gallerie
Initiator der Dubbeltje-Häuser war der 1868 gegründete Arbeiterverein BVEW (Bouwmaatschappij tot Verkrijging van Eigen Woningen). Er hatte zum Ziel, die Wohnsituation einfacher Arbeiter und ihrer Familien in der damals rasch wachsenden Industriestadt zu verbessern – und zwar mit dem Versprechen, dass Bewohnern, die neben der Miete einen Dubbeltje pro Woche ansparten, ein Haus nach 20 Jahren gehören würde. Mitte des 19. Jahrhunderts entsprach der Wert einer solchen Münze dem Zehntel eines niederländischen Gulden. Ab 1870 entstanden nach Plänen des Architekten J. W. Zoutseling in der Mauritskade Nr. 29 bis 54 die ersten von 28 Häusern mit insgesamt 56 Wohnungen. Jede Wohnung verfügt nur über 26 bis 30 m² Wohnfläche auf zwei Geschossen. Das hehre Projekt scheiterte, da keine der Familien letztlich Eigentümer ihres Hauses wurde.
Mit der Kunstinstallation soll die Aufmerksamkeit der Passanten an diesem geschichtsträchtigen Ort auf die Geschichten hinter den Fassaden der Dubbeltje-Häuser gelenkt werden. Passend zum Bestand verwendeten Wessels Boer ebenfalls Ziegelsteine, um die unterschiedlich großen Setzkastenfächer zu mauern. Stellvertretend für die Geschichten der Bewohner sind in den Fächern des Setzkastens die Silhouetten unterschiedlicher Objekte ausgestellt. Die symbolhaften Silhouetten wurden mit Wasserstrahltechnik aus Aluminium geschnitten und bilden eine bunte Mischung ganz unterschiedlicher Dinge: von einem Elefant und einem Fußballspieler über eine Feder bis hin zu einem asiatischen Schriftzeichen. In jedes der ausgestellten Objekte ist die Hausnummer des Bewohners graviert, der die dazugehörige Geschichte beigesteuert hat. Auf der Homepage des Kunstprojekts (siehe Surftipps) können diese Geschichten (nur in niederländisch) nachgelesen werden. Die Arbeit entstand mit Unterstützung des AFK (Amsterdams Fonds voor de Kunst).
*Als „Dubbeltje“ wurden in den Niederlanden
umgangssprachlich die 2-Stuiver-Münzen seit dem 17. Jahrhundert
bezeichnet, seit der Einführung des Euro wird der Spitzname für die
10-Cent-Münze benutzt.
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