Entwicklung der Lichtplanung

Quantitative Lichtplanung und Kognitionswissenschaft

Die quantitative Lichtplanung und die Leuchtdichtetechnik entwickelten früher ihre Theorien auf der Annahme, dass der Vorgang der menschlichen Wahrnehmung in schematische Kategorie zerlegt werden kann. Architektonische Element wie Tisch, Stuhl, Wand, Decke etc. bestimmten nach den damaligen Denkmodellen die Wahrnehmung und dementsprechend die Fixpunkte, an denen die Beleuchtungsrichtlinien ausgerichtet wurden.

Gallerie

Heute sind diese Lehrmeinungen überholt und die Erkenntnisse der Kognitionswissenschaft haben sich weitgehend durchgesetzt. Sehen und Wahrnehmen werden seit den 1960er-Jahren eher als komplexe Vorgänge anerkannt, und nicht als passives Empfangen von visuellen Signalen. Die Augen sind seitdem nicht mehr die schlichten Abbildungsapparate der Umwelt und der Planer muss nun Bedeutungsmuster analysieren und interpretieren.

Oft wird der Begriff „Licht“ verwendet, obwohl eigentlich ein Effekt gemeint ist, der durch Licht auf Oberflächen im Raum ausgelöst wird – so zum Beispiel die Betonung eines Objektes oder Bauteils, ein sanfter Verlauf von Licht oder die Formulierung von Kanten mit einer Akzentbeleuchtung. Durch den geschickten Einsatz solcher Effekte kann Licht helfen, unsere Raumerfahrung zu bereichern:

  • Licht enthüllt Form: Wandflächen, den dreidimensionalen Raum, architektonische Details etc.
  • Licht kann Elemente der gebauten und natürlichen Umwelt hervorheben oder zurücktreten lassen.
  • Licht stimuliert in uns Gefühle wie Wohlbefinden, Erstaunen, Verwunderung etc. Es beeinflusst die Wahrnehmung der Dinge, die uns umgeben. Die Gestaltung von Licht regt unsere intuitiven Reaktionen auf Attribute wie hell, schummerig, magisch, angenehm oder verboten an.
Mit fortschreitenden Erkenntnissen über die Physiologie des Auges und der gleichzeitigen Anerkennung der Psychologie der Wahrnehmung werden die Bedingungen der visuellen Informationsaufnahme heute neu gefasst. In diesem Zuge hat die Theorie der Informationsverarbeitung größere Bedeutung erlangt: Der Mensch wird als aktiv wahrnehmendes und informationsverarbeitendes Wesen anerkannt. Die Art und Form der Wahrnehmung wird essenziell durch natürliches und künstliches Licht bestimmt. Die Umwelt wird anhand des Informationsangebotes erkannt: Logische Strukturen, Dimensionen, Proportionen und die verschiedenen Qualitäten von Oberflächen determinieren, nach dieser Betrachtungsweise, die Wahrnehmung. Dieser Paradigmenwechsel verändert unser Verständnis von sozialen Bedürfnissen, Handeln und den damit verbundenen, gesellschaftlichen Interaktionen.

Die wahrnehmungsorientierte Beleuchtungsplanung bezieht sich auf die so erneuerten Paradigmen. Es zählt nicht mehr die absolute Lichtmenge, die einen Raum ausleuchtet, sondern die angemessene Menge und Lichtqualität, die erforderlich ist, um eine bestimmte Tätigkeit auszuüben.
Zum Seitenanfang

Lichtwirkung

Lichtwirkung

Licht ist lebenswichtig für den Menschen. Es erfüllt einerseits technische Anforderungen, um z.B. eine bestimmte Sehaufgabe...

Mit Licht gestalten

Potsdamer Platz

Potsdamer Platz

Licht ist ein Werkzeug, die Umwelt visuell und emotional zu gestalten. Es modelliert Baukörper, hebt Flächen, Bauelemente oder...

Licht und Gesundheit

Licht löst im menschlichen Körper zahlreiche Funktionsmechanismen aus

Licht löst im menschlichen Körper zahlreiche Funktionsmechanismen aus

Der Einfluss von Licht auf unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit wurde in der Gebäudeplanung lange Zeit unterschätzt....

Entwicklung der Lichtplanung

Licht erzeugt Effekte auf Oberflächen im Raum

Licht erzeugt Effekte auf Oberflächen im Raum

Die quantitative Lichtplanung und die Leuchtdichtetechnik entwickelten früher ihre Theorien auf der Annahme, dass der Vorgang der...

Aufgaben der Lichtplanung

Differenzierte Lichtgestaltung in der Staatsbibliothek Unter den Linden in Berlin; Architekten: HG Merz, Berlin/Stuttgart

Differenzierte Lichtgestaltung in der Staatsbibliothek Unter den Linden in Berlin; Architekten: HG Merz, Berlin/Stuttgart

Künstliches und natürliches Licht sind die Grundlagen für die visuelle Wahrnehmung. Während sich die spektrale Verteilung des...

Licht und Energieeinsparung

Museum Folkwang, Essen

Museum Folkwang, Essen

Beim energiesparenden Bauen wird vorwiegend an die Reduzierung des Heiz- oder Kühlenergieverbrauches in Gebäuden gedacht. Ebenso...

Anforderungen an Lichtquellen

Aus lichttechnischer Sicht beginnt die Beleuchtungsplanung mit der „richtigen Auswahl" des Leuchtmittels

Aus lichttechnischer Sicht beginnt die Beleuchtungsplanung mit der „richtigen Auswahl" des Leuchtmittels

Das Feuer, genauer gesagt die selbstleuchtende Flamme des Feuers, war die erste künstliche Lichtquelle des Menschen. Ebenso wie...

Lichtberechnungen

Lichtplanungssoftware DIALux evo

Lichtplanungssoftware DIALux evo

Ein wichtiger Aspekt der Lichtplanung ist die Beleuchtungsstärke und damit die Lichtberechnung. Wie viel und welche Art von Licht...

Blendung durch Licht

Reflexblendung bezeichnet störende Reflexionen durch Tageslicht, Lampen oder Leuchten an spiegelnden oder glänzenden Oberflächen

Reflexblendung bezeichnet störende Reflexionen durch Tageslicht, Lampen oder Leuchten an spiegelnden oder glänzenden Oberflächen

Grundsätzlich werden zwei Arten der Blendung unterschieden: Direktblendung und Reflexblendung. Direktblendung entsteht durch...