Beleuchtung von Kunst

Als zumeist visuelles Erlebnis ist das Betrachten und Erleben von Kunst stark durch die Beleuchtung beeinflusst. Der Ausdruck eines Exponats kann durch die Beleuchtung verändert und der Blick des Betrachters durch sie gelenkt werden. Ausschlaggebend für die Lichtplanung sind die Gattung der zu beleuchtenden Kunst, die räumlichen Begebenheiten sowie die angestrebte Dramaturgie. Ferner können konservatorische Aspekte von Bedeutung sein im Hinblick auf die Wahl der adäquaten Lichtquelle. Und auch die Einbindung bzw. der Ausschluss von Tageslicht muss abgewogen werden. Die Möglichkeiten, Kunst zu beleuchten sind entsprechend vielfältig.

Gallerie

Lichtplanungen sind zudem komplex, da die Anzahl der Planungsbeteiligten in Kulturbetrieben in der Regel hoch ist: Neben Kuratoren, Lichtplanern, Bauherrn, Architekten und den Künstlern selbst, haben Angehörige der Institutionen, wie Kunstpädagogen, oder Vertreter der Öffentlichkeitsarbeit, häufig Mitspracherecht. Grundsätzlich gilt, dass Kunstbeleuchtungskonzepte gelungen sind, wenn die Lichtquellen nicht von den Kunstwerken ablenken, sondern sie bestmöglich präsentieren.

Inszenierung

Die klassische Lichtinszenierung von Kunst hebt das Exponat durch gerichtete Beleuchtung hervor, den restlichen Raum weniger. Der Kontrast erzeugt Dramatik. Gerichtete Lichtquellen mit Blendschutzklappen und Linsen setzen dabei die Akzente an den Exponaten, Streulichtquellen beleuchten den umgebenden Raum und schaffen eine Licht-Grundstimmung. Bei der Bleuchtung historischer Museen beispielsweise wird zumeist auf eine ausgewogene Behandlung beider Aspekte geachtet, da sowohl die Exponate, als auch die architektonischen Details von Interesse sind. Es empfiehlt sich dann, kontrastreiche Blickpunkte zu schaffen.

Gerade für die Inszenierung moderner Kunst werden Beleuchtungskonzepte umgesetzt, die vom klassischen Ideal abweichen: Im sogenannten White Cube wird die Kunst in sachlicher, teils steriler Umgebung – idealerweise einem weißen Raum – ausgestellt. Insbesondere für die Inszenierung von großformatigen Gemälden ist die dabei häufig gewählte Beleuchtungsart die Wandflutung. Dabei leuchten meist mehrere Lichtquellen die Wand möglichst gleichmäßig aus, unabhängig davon, wo sich die Kunstwerke befinden. Wandfläche und Exponat sind vollkommen gleichberechtigt, was die Beleuchtung angeht.

Demgegenüber steht die „Black Box“, bei der räumliche Aspekte durch Abdunklung des Raumes gelöscht werden. Die Beleuchtung ist allein auf das Exponat gerichtet. Selbst mit nur geringer Luxzahl, wirken Exponate in der Black Box prominenter, oft überhöht. Auch die meisten Videoinstallationen gehören dazu, bei denen in vollkommen abgedunkelten Räumen nichts als die hell erleuchtete Projektionsfläche zu sehen ist.

Beleuchtung nach Kunstgattung

Einer der Hauptgesichtspunkte bei der Kunstlichtplanung in Ausstellungsräumen ist die Art und Materialität der ausgestellten Gegenstände. So erfordern Gemälde andere Lichtverhältnisse als dreidimensionale Skulpturen oder Videoinstallationen.

Gemälde werden entweder akzentuiert beleuchtet oder mithilfe der Wandflutung. Bei beiden Varianten sollte bei Positionierung und Ausrichtung der Lichtquelle der sogenannte Museumswinkel eingehalten werden. Er schreibt vor, dass das Licht im Einfallswinkel von 30º auftrifft. Das ist steil genug, um eine Blendung des Betrachters zu vermeiden und flach genug, um zu starkes Streiflicht auf dem Kunstwerk und zu tiefe Schlagschatten auf den Wänden zu vermeiden. Durch Ausrichtung mehrerer Strahler auf ein Bild wird Schatten- und Reflexbildung zusätzlich verringert. Beim „Framing“ wird der Lichtstrahl durch Blendschutzklappen und Linsen so stark gebündelt, dass nur die Bildfläche beleuchtet wird, während auf die umgebende Wand kaum Licht trifft.

Kann ein Exponat umschritten werden, wie Skulpturen, so bietet es sich an, mit Spots und Strahlern einzelne Aspekte hervorzuheben. Beim Inszenieren des Zusammenspiels von Licht und Schatten auf Skulpturen spricht man von „Modelling“. Die Platzierung der Lichtquellen erfordert Können, denn nicht nur auf Schattenwürfe am Objekt selbst muss geachtet werden, sondern auch darauf, dass Besucher beim betrachten oder Bewegen durch den Raum nicht geblendet werden.

Konservatorische Aspekte

Gute Sichtbarkeit der Ausstellungsstücke und deren gleichzeitiger Lichtschutz stellen oft einen Zielkonflikt dar. Alterungserscheinungen, Verfärbungen und andere Schädigungen der Ausstellungsgegenstände können Folgen von zu großer Lichteinwirkung sein, sodass – abhängig von Material und Farbe des Exponates sowie dessen Licht-, Ultraviolett- und Infrarotempfindlichkeit – festgelegte Grenzwerte für die maximale Beleuchtungsstärke sowie eine mögliche Ausstellungsdauer bei bestimmter Beleuchtung einzuhalten sind. Für die Ermittlung notwendiger Beleuchtungsstärken werden Erfahrungswerte, aber auch Norm-Werte aus der DIN EN 12464 Beleuchtung von Arbeitsstätten – Teil 1: Arbeitsstätten in Innenräumen herangezogen.

Lichtquellen

Heute werden bei Lichtplanungen im Kunstbereich fast außschließlich LED-Lichtquellen eingesetzt. Sie bieten in Hinblick auf Farbtemperatur, Helligkeit, Farbwiedergabe, Lichtverteilung, Lebensdauer und Energieverbrauch die größten Handlungsspielräume. Darüber hinaus sind Hochdruckentladungslampen aber auch Glühlampen weiterhin in Gebrauch, werden aber kontinuierlich abgelöst. Sämtliche Leuchten in Museen und anderen Orten der Kunstpräsentation sollten einzeln dimmbar sein.

Die Grundbeleuchtung der Räume wird häufig über abgependelte Hängelampen und Profilleuchten geregelt, die sowohl indirekt die Räume ausleuchten (zum Beispiel über die Bestrahlung der Decke), als auch direkte Leuchtquellen beinhalten können, die in den Raum gerichtet werden. Tageslicht- bzw. Kunstlichtdecken sind klassische Lichtquellen in historischen Museumsbauten. Für Wechselausstellungen oder Galerieräume mit häufiger Fluktuation der Exponate bieten sich Schienensysteme an, mit werkzeuglos wechselbaren Lichtquellen. Ebenso eignen sich kardanisch gelagerte Downlights. Ihre Beweglichkeit und wechselbare Optiken erlauben eine Integration in die Decke. Vitrinen werden durch Lichtbänder, Miniaturstrahler oder Lichthauben von innen oder durch Akzentstrahler spiegelungsfrei von außen beleuchtet. In abgedunkelten Räumen platziert können sie Lichtinseln bilden mit autarken Lichtinszenierungen im Miniaturformat.

Fachwissen zum Thema

Differenzierte Lichtgestaltung in der Staatsbibliothek Unter den Linden in Berlin; Architekten: HG Merz, Berlin/Stuttgart

Differenzierte Lichtgestaltung in der Staatsbibliothek Unter den Linden in Berlin; Architekten: HG Merz, Berlin/Stuttgart

Grundlagen der Lichttechnik

Aufgaben der Lichtplanung

Künstliches und natürliches Licht sind die Grundlagen für die visuelle Wahrnehmung. Während sich die spektrale Verteilung des...

 Die wichtigste Einheit aus einer Reihe von Begriffen zur Lichtplanung ist die Beleuchtungsstärke; sie wird in lux (lx) oder lumen pro Quadratmeter (lm/m²) gemessen

Die wichtigste Einheit aus einer Reihe von Begriffen zur Lichtplanung ist die Beleuchtungsstärke; sie wird in lux (lx) oder lumen pro Quadratmeter (lm/m²) gemessen

Lichttechnische Größen

Beleuchtungsstärke

Die wichtigste Einheit aus einer Reihe von Begriffen zur Lichtplanung ist die Beleuchtungsstärke. Alle gesetzlichen Vorschriften,...

Belichtung über Oberlichter an der Nordseite

Belichtung über Oberlichter an der Nordseite

Tageslichtanwendungen

Tageslicht in Museen

Lichtverhältnisse in Museen üben einen maßgeblichen Einfluss auf die Wirkung der jeweiligen Exponate aus. Auch spielen eine gute...

Bauwerke zum Thema

Für das Deutsche Elfenbeinmuseum in Erbach entwickelten Sichau & Walter Architekten eine außergewöhnliche Ausstellungsarchitektur

Für das Deutsche Elfenbeinmuseum in Erbach entwickelten Sichau & Walter Architekten eine außergewöhnliche Ausstellungsarchitektur

Kultur/​Bildung

Deutsches Elfenbeinmuseum in Erbach

Elfenbeinschnitzerei war eines der wenigen Kunsthandwerke, das zu erlernen auch unter Adeligen beliebt war. Zu ihnen gehörte Franz...

Museumsneubau mit rekonstruierter Barockhüllle am Alten Markt nach Plänen von Hilmer & Sattler und Albrecht Architekten

Museumsneubau mit rekonstruierter Barockhüllle am Alten Markt nach Plänen von Hilmer & Sattler und Albrecht Architekten

Kultur/​Bildung

Museum Barberini in Potsdam

Am Alten Markt in Potsdam entsteht viel Neues. Der Platz gilt als historischer Kern der Residenzstadt, die ursprüngliche...

Zum Seitenanfang

Akzentbeleuchtung

Als Akzentbeleuchtung wird eine Ausrichtung der verwendeten Leuchten auf einzelne Architekturelemente oder Objekte im Raum bezeichnet.

Als Akzentbeleuchtung wird eine Ausrichtung der verwendeten Leuchten auf einzelne Architekturelemente oder Objekte im Raum bezeichnet.

Das Gestaltungsmittel, um Blickpunkte zu setzen, Kontraste herzuvorheben und Raumzonen zu schaffen

Allgemeinbeleuchtung

Allgemeinbeleuchtung

Bei einer Allgemeinbeleuchtung verfügt das Licht nicht über eine spezielle Ausrichtung, d.h. es leuchtet einen ganzen Raum aus...

Arbeitsplatzbeleuchtung

Eine gute Beleuchtung ist die Voraussetzung für ein ermüdungsfreies Arbeiten. In Bürogebäuden mit einem ausgewogenen Verhältnis von Kunst- und Tageslicht an jedem Arbeitsplatz lässt sich die Produktivität steigern und der Krankenstand der Mitarbeiter verringern.

Eine gute Beleuchtung ist die Voraussetzung für ein ermüdungsfreies Arbeiten. In Bürogebäuden mit einem ausgewogenen Verhältnis von Kunst- und Tageslicht an jedem Arbeitsplatz lässt sich die Produktivität steigern und der Krankenstand der Mitarbeiter verringern.

Die Konzentration der Beleuchtung auf den Ort der Sehaufgabe erlaubt, dass Entblendung, Kontrast und Schattigkeit exakt auf die jeweilige Tätigkeit abgestimmt werden.

Beleuchtung spezieller Arbeitsumgebungen

In Laboren ist gutes Sehen sehr wichtig (im Bild: Labor eines Prüfzentrums für Windturbinen im dänischen Brande)

In Laboren ist gutes Sehen sehr wichtig (im Bild: Labor eines Prüfzentrums für Windturbinen im dänischen Brande)

Bereiche für die medizinische Forschung und Behandlung wie Labore und OP-Säle, aber auch für die industrielle Fertigung und Produktion erfordern besondere Lichtverhältnisse.

Beleuchtung von Kunst

Die Beleuchtung von Kunst gleicht einer effektvollen Inszenierung.

Die Beleuchtung von Kunst gleicht einer effektvollen Inszenierung.

Ausschlaggebend für die Lichtplanung sind die Gattung der zu beleuchtenden Kunst, die räumlichen Begebenheiten sowie die angestrebte Dramaturgie.

Beleuchtungsstärken: Empfehlungen für Räume

Sitzecke im Großraumbüro der Unternehmenszentrale 50Hertz in Berlin.

Sitzecke im Großraumbüro der Unternehmenszentrale 50Hertz in Berlin.

Die hier aufgeführten Beleuchtungsstärken stellen keine vollständige Aufstellung dar, sondern nur eine Zusammenstellung der...

Dekorative Beleuchtung

Dekorative Wandleuchten im Schloss Cecilienhof in Potsdam

Dekorative Wandleuchten im Schloss Cecilienhof in Potsdam

Bei der dekorativen Beleuchtung handelt es sich um eine Unterstützung der vorhandenen oder projektierten Raumwahrnehmung. Sie wird...

Direkte Beleuchtung

Direkte Beleuchtung mit Strahlern

Direkte Beleuchtung mit Strahlern

Wenn Leuchten ihr Licht unmittelbar in den Raum oder auf Nutzflächen abgeben, wo es benötigt wird, spricht man von direkter...

Gleichmäßige Beleuchtung von Oberflächen

Hell-Dunkel-Kontrast im Deutschen Pavillon der Architekturbiennale 2018 in Venedig, Gestaltung: Graft

Hell-Dunkel-Kontrast im Deutschen Pavillon der Architekturbiennale 2018 in Venedig, Gestaltung: Graft

Die gleichmäßige Beleuchtung von Wänden oder Decken lassen Räume in der Regel größer erscheinen. Im Bereich der ausgeleuchteten...

Herausarbeiten von Oberflächen

Schmale Lichtlinien heben die glänzenden Fliesenoberflächen hervor

Schmale Lichtlinien heben die glänzenden Fliesenoberflächen hervor

Mit Licht lassen sich Oberflächen und Materialien in der Raumwahrnehmung gezielt betonen. Am besten mit Lampen in abgeblendeten Leuchten, so zum Beispiel in Deckeneinbau-, Deckenaufbaudownlights oder Wandaufbaudownlights.

Indirekte Beleuchtung

Indirekte Beleuchtung einer Treppe

Indirekte Beleuchtung einer Treppe

Licht, das von Decken, Wänden oder Objekten in den Raum reflektiert wird, bezeichnet man als indirekte Beleuchtung. Indirekte...

Not- und Sicherheitsbeleuchtung

Die Sicherheitsbeleuchtung trägt dazu bei, dass Menschen im Not- oder Brandfall das Gebäude sicher verlassen können

Die Sicherheitsbeleuchtung trägt dazu bei, dass Menschen im Not- oder Brandfall das Gebäude sicher verlassen können

Die Sicherheitsbeleuchtung trägt dazu bei, dass Menschen im Not- oder Brandfall das Gebäude sicher verlassen können. Sie ist...

Schaffung von kleinen Bereichen

Gezielte Treppen- und Kunstbelichtung im Futurium in Berlin, Architekten: Richter Musikowski

Gezielte Treppen- und Kunstbelichtung im Futurium in Berlin, Architekten: Richter Musikowski

Um in einem größeren, räumlichen Zusammenhang kleinere Bereiche herzustellen, kommen oft verschiedene Arten der Beleuchtung zur...

Vergrößerung von Raum

Vergrößerung von Raum

Die Lichttechnik bietet auch die Möglichkeit, einen Raum insgesamt größer erscheinen zu lassen. Diese visuelle Vergrößerung kann...