Gebäudedruck in Serie
Tiny Houses aus dem 3D-Drucker
Die ersten Experimentierschritte sind vollbracht, nun könnte die 3D-Gebäudedrucktechnik sogar in Serie gehen. Das 2021 gegründete und in Pfaffenhofen beheimatete Unternehmen Rupp Gebäudedruck nimmt sich dieser Aufgabe im industriellen Maßstab an. Fundierte Erfahrung mit der Technologie, die erstmalig vom süddeutschen Gerüst- und Schalungsspezialisten Peri angewendet wurde und auf dem in Dänemark entwickelten Portalroboter BOD2 von Cobod basiert, sammelte das zur Rupp-Gruppe gehörende Unternehmen bereits im Jahr 2020. Dabei entstand in Wallenhausen bei Ulm, ebenfalls in Bayern, das erste Mehrfamilienhaus mithilfe der experimentellen Konstruktionsweise aus Beton. Als Bauherrin agierte die Michael Rupp Bauunternehmung, aus der das nun ausführende Tochterunternehmen hervorging. Ähnlich bahnbrechend gilt der Neubau eines Einfamilienhauses in Beckum, bei dem dieselbe Technologie zum Einsatz kam.
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Nun verspricht der Pfaffenhofener Hersteller, die Konstruktionstechnik als serielle Modulbauweise einzusetzen. Die Nutzung bedient dabei den allgemeinen Trend zum Tiny House, bei dem auf geringer Fläche gewohnt und gelebt wird, jedoch auf das Gefühl der isolierten Einfamilienhausstruktur nicht verzichtet werden will. Auch als Anbauten zu Bestandsgebäuden sollen sich die Minihäuser eignen. Weitere Anwendungsfelder benennt der Hersteller etwa im Bereich der Hotellerie, als separate Gästezimmer oder als Büromodule im Zuge der zunehmenden Entwicklung zum Homeoffice. Ein Katalog, aus dem sich vier Standard-Wohnmodelle auswählen lassen, existiert bereits. Die Entwürfe stammen vom Neusser Büro Janetzko Architektur und Design. Zur Auswahl stehen Einzelmodule mit 23 oder 36 Quadratmetern Fläche, ein Exemplar mit 65 Quadratmetern, das sich auf zwei Gebäudeteile verteilt sowie das größte Modulhaus mit 77,5 Quadratmetern auf zwei Ebenen. Der Fertigungsgrad variiert dabei, auch preislich, von vollausgestatteten Modulen mit Photovoltaik-Anlage, Solarspeicher, Heizsystem oder gedruckten Waschbecken und Gartenmöbeln bis hin zur ausbaufähigen Variante.
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Die Technologie des 3D-Gebäudedrucks, die auch bei den neuartigen Modulhäusern namens Ready 4 Space zum Einsatz kommt, erlaubt es, Betonschichten aus einem speziell entwickelten Mörtel mithilfe einer digitalen Vorplanung und der Portaldruckanlage zu Wandschalen aufzubauen. Der extrudierbare Beton kommt dabei ohne Schalung und Bewehrung aus. Durch die hohe Frühfestigkeit des neuartig entwickelten Materials werden die unteren Schichten schnell tragfähig. Die Vorteile liegen unter anderem in der hohen Zeitersparnis. Für den Druck eines Einfamilienhauses gibt der Hersteller die Bauzeit von 48 Stunden netto an, bei einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde. Zudem soll die Bauweise materialsparender sein als herkömmliche Konstruktionen in Stahlbeton. Ebenso ließe sich in Zeiten des Handwerker*innen- und Fachkräftemangels Personal einsparen. Im Fall der Tiny House-Produktion von Rupp Gebäudedruck werden die Raummodule in einem Werk vorgefertigt und an den Bestimmungsort transportiert. Während beim Mehrfamilienhaus in Wallenhausen noch ein Leihdrucker der Firma Peri zum Einsatz kam, erwarb das Start-up nun einen eigenen Portaldrucker Cobod BOD2.