Novartis Pavillon in Basel

Ausstellungshaus mit organischer Medienfassade

Sie pulsiert und bebt, scheint beinahe zu atmen. Organisch rauschen Farben und Formen über den ringförmigen Körper und bilden immer wieder neue, bewegte Motive: Die wogenden Formationen und Muster auf der Hülle des Novartis Pavillons in Basel ziehen in den Bann. Wie eine zweite Haut schmiegt sich die an Schlangenleder erinnernde Membran an die Rundungen von Fassade und Dach. Wer genauer hinsieht, erkennt die unzähligen rautenförmigen Elemente, aus denen sie besteht: besonders biegsame, kohlenstoffbasierte Photovoltaikmodule. Dass sie zugleich als Medium funktionieren, um mit der Außenwelt zu kommunizieren, ist den integrierten LEDs zu verdanken, die je nach Programmierung unterschiedliche Bilder erzeugen – Kunstwerke an der Grenze zur Wissenschaft.

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Letzter Baustein des Novartis-Campus

Der Pavillon stammt aus der Feder von Michele De Lucchi und AMDL Circle und ist der vorerst letzte Baustein auf dem Campus des Biotechnologie- und Pharmakonzerns. Der Masterplan stammt von Vittorio Magnagi Lampugnani und wurde im Laufe der Jahre mit vielen namhaften Architekturbüros umgesetzt, darunter SANAA, Frank O. Gehry, Álvaro Siza und Herzog & de Meuron. Als erstes öffentlich zugängliches Gebäude auf dem Campus beherbergt der Novartis Pavillon Ausstellungs-, Begegnungs- und Veranstaltungsräume. Ziel des Unternehmens ist es, mit einer breiteren Öffentlichkeit in Dialog zu treten über die sogenannten Life Sciences, etwa der Forschung in den Bereichen Biologie, Medizin und Pharmazie. Zudem soll in den neuen Räumen über Geschichte und Fortschritte des Gesundheitswesens informiert werden.

Der Zugang zum Gebäude ist über drei Eingänge möglich: vom Campus her, über den Fußgängerweg entlang des Flusses und vom Parkplatz aus. Eingebettet ist der Pavillon in die Landschaftsgestaltung von Günther Vogt: Er befindet sich auf einer Anhöhe, die über dem Straßenniveau liegt. In das Gelände eingeschnitten ist ein Weg, der durch enge, höhlenartige Durchgänge hindurch in den Innenhof führt und ihn quert.

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Immersive Dauerausstellung: Wonders of Medicine

Die Innenräume sind auf zwei Geschosse und ein Mezzanine verteilt. Herz des Pavillons ist die Dauerausstellung im Obergeschoss mit dem Namen Wonders of Medicine. Sie soll die Komplexität medizinischer Themen und der Gesundheitsversorgung verständlich machen und zum Dialog darüber einladen. Konzeption und Gestaltung stammen von dem Szenografie-Team von Atelier Brückner und dem Basler Studio für mediale Architekturen iArt.

Startpunkt der Schau ist ein kleiner Filmsaal im Mezzanine-Geschoss in dem der Kurzfilm Making Medicine gezeigt wird. Das Obergeschoss ist unterteilt in die vier Themenbereiche Verletzlichkeit des Lebens, Vom Labor zum Patienten, Schritte durch die Zeit und Die Zukunft der Gesundheitsversorgung, die jeweils in Form von Rauminstallationen übersetzt wurden: Hörspiele wechseln sich mit Stationen zum Mitmachen und ausgeklügelten Projektionen ab. Derart vielgestaltig soll sich der Rundgang für unterschiedliche Besucher*innen ab 12 Jahren eignen. Die interaktive Elemente laden sie ein, sich eigenständig mit den Inhalten auseinanderzusetzen. Dargestellt werden unter anderem die Fragilität des menschlichen Körpers sowie die Herausforderungen, mit denen Forschende bei der Entwicklung neuartiger Medikamente konfrontiert sind. 

Darüber hinaus befindet sich anschließend an das Foyer im Erdgeschoss eine Bar sowie ein multifunktionaler Bereich, der mittels akustisch wirksamer Vorhänge je nach Bedarf als Präsentationsraum, Labor oder für sogenannte Hackathons genutzt werden kann.

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Nullenergie-Medienfassade

Das Erdgeschoss ist rundum verglast und lockt Menschen vom Campus ins Innere. Obergeschoss und Dach sind von der Medienfassade bedeckt, die sich über die Traufkante hinweg bis zum First zieht und abends im Stadtraum weithin sichtbar ist. Die zweilagige Konstruktion besteht aus insgesamt 10.000 rautenförmigen Solarmodulen, die in einem Netzsystem sitzen, welches mit 50 cm Abstand vor der inneren, metallischen Gebäudehülle aufgespannt wurde.

In die einzelnen Solarpaneele integriert sind LEDs, die nicht nur nach außen, sondern auch nach innen, in Richtung der darunterliegenden Metallverkleidung von Außenwänden und Dach leuchten. Das Licht wird reflektiert und schimmert durch die halbtransparenten Solarmodule hindurch diffus nach außen. Zugleich akzentuieren die nach außen leuchtenden LEDs die Konturen der gezeigten Formen – eine vielschichtiges Bild entsteht. Verantwortlich für die Konzeption und Umsetzung der Medienfassade war ebenfalls das Designbüro iArt.

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Organische Photovoltaikmodule auf Kohlenstoffbasis

Das System ist in der Lage, sich gänzlich selbst mit Strom zu versorgen: Die leuchtende Membran verbraucht nur so viel elektrische Energie, wie sie selbst erzeugen kann: Zwei Stunden lang sind die Licht-Kunstwerke am Abend zu sehen, am Tag zieren Texte die Fassade. Grund dafür sind die besonders lichtempfindlichen Photovoltaikmodule auf Kohlenstoffbasis, die speziell für den Pavillon angefertigt wurden.

Dank der physikalischen Eigenschaften der organischen Solarmodule sind sie für den Einsatz am Novartis Pavillon ideal: Sie können in verschiedenen Formen hergestellt werden, sind biegsam und lichtdurchlässig. Aufgrund ihrer extrem hohen Photosensibilität können sie auch an Stellen installiert werden, die nicht optimal zur Sonne ausgerichtet sind. Darüber hinaus enthalten sie weniger graue Energie als Silizium-Solarmodule. -si

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Novartis Pavillon – Zero-Energy Media Facade

Bautafel

Architektur: Michele De Lucchi und AMDL Circle, Mailand
Projektbeteiligte:
Blaser Butscher Architekten, Basel (Generalplanung); Schnetzer Puskas Ingenieure, Berlin (Tragwerksplanung); Herrmann & Partner, Basel (Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Kältetechnik); Edeco, Aesch (Elektroplanung); Emmer Pfenninger Partner, Münchenstein (Fassadenplanung); iart, Münchenstein/Basel (Medienfassade); Asca, Nantes/Kitzingen (Photovoltaikmodule); Atelier Brückner, Berlin (Ausstellungsgestaltung)
Bauherr*in: Novartis Pharma
Standort: St. Johanns-Hafen-Weg 5, 4056 Basel, Schweiz
Fertigstellung: 2022
Bildnachweis: iart – studio for media architectures; Laurids Jensen; Biondopictures/Novartis

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
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