Aufbahrungshalle in Gutau/A
Mit Bronze beschlagenes, zweiflügeliges Tor
Das Aufbahren eines Verstorbenen ist vielerorts ein wichtiger Teil der Trauerarbeit und dient dem stillen und oft gemeinsamen Abschiednehmen der Angehörigen und Freunde. Dies kann unter bestimmten Auflagen zu Hause erfolgen oder in einer Aufbahrungshalle der Kirchengemeinde. Der Pfarrfriedhof in Gutau, einer Marktgemeinde in Oberösterreich, besitzt ein entsprechendes Gebäude. Es entstand nach einem Entwurf von Schneider und Lengauer Architekten und ersetzt die alte Aufbahrungshalle aus den 1960er-Jahren, die den heutigen Ansprüchen nicht mehr genügte.
Gallerie
Die Architekten schufen einen schlichten, weißen Baukörper, der
den Zugang zum Friedhof bestimmt, eine Öffnung der Friedhofsmauer
aus Naturstein schließt und eine abgeschlossene Platzsituation
entstehen lässt. Über ein großes Tor betreten die Trauernden das Innere –
eine kleine aber recht hohe Halle. Drei ihrer Wände sind weiß
gekalkt, die Stirnseite ist mit Tannenholz verkleidet. Außer der
längsseitig angebrachten schlichten Sitzbänke, sechs Lampen sowie
drei kleinen Engelfiguren, die an der Holzwand auf Vorsprüngen
platziert sind, ist der Raum leer. Auf ein Kreuz verzichtete die
Gemeinde bewusst, um möglichst vielen Menschen offen zu stehen. In
der Holzverkleidung befinden sich zwei kaum wahrnehmbare Türen,
sogenannte Tapetentüren, die in ein Hinterzimmer führen. Von hier
aus gelangt man in ein flaches Nebengebäude, das einen Lagerraum
sowie ein öffentlich zugängliches WC aufnimmt. Dieses ist auch vom
Friedhof über einen überdachten Vorraum betretbar.
Wie die Innenwände sind auch die Außenfassaden weiß gekalkt. Der
graue Boden besteht aus Mühlviertler Granitplatten, den oberen
Raumabschluss bildet eine helle Holzdecke mit sichtbaren Balken.
Durch einen Lichtschlitz oberhalb der Kopfseite sowie ein dem
Friedhof zugewandtes schmales Fenster fällt Licht ins Innere. Gestaltung,
Proportionen und Lichteinfall machen die Aufbahrungshalle zu einem
Ort der Stille, der dem würdevollen Abschiednehmen und der Trauer
Raum gibt.
Beschläge
Bestimmendes Element der Aufbahrungshalle
ist ein zweiflügeliges Tor, das beinahe die ganze Fläche der dem
Platz zugewandten Schmalseite einnimmt. Die Torflügel sind von
innen wie von außen mit Bronze beschlagen, auf der sich je nach Wetter
und Tageszeit ein anderes Lichtspiel abbildet. Mit je fünf
unauffälligen Bändern, Zapfen-Einbohrbändern, sind die Flügel
an der schmale Torzarge – auch aus Bronze – befestigt.
Im geschlossenem Zustand entsteht eine große ebene Bronzefläche; im
geöffneten Zustand sind die beiden Flügel komplett umgeschlagen und
stehen beidseitig neben der Öffnung vor der Fassade. So vermittelt
der kleine Baukörper den Trauernden eine einfache Botschaft, wie es
der Pfarrer bei der Eröffnung treffend formulierte: „Das geöffnete
Tor am Ende des Lebens [...].“ -eh
Bautafel
Architekten: Schneider & Lengauer Architekten, Neumarkt/A
Projektbeteiligte: Martin Palzer, Neumarkt/A (Statik); TB Freunschlag, Freistadt/A (Haustechnik und Elektroplanung)
Bauherr: Marktgemeinde Gutau
Fertigstellung: 2009
Standort: Sankt Oswalderstraße 2, 4293 Gutau/A
Bildnachweis: Kurt Hörbst, Wien/A; Schneider & Lengauer Architekten, Neumarkt/A
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