Werkhof in Rorschacherberg

Transluzente Falttore

Ein zweiteiliger Neubau beherbergt hinter einer teils lichtdurchlässigen Fassade und hinter großen, ebenfalls transluzenten Falttoren Fahrzeuge, Maschinen, Schneepflüge, Anhänger, Geräte sowie Werkstätten. Der Entwurf für den Werkhof in Rorschacherberg, der sich teils in einen Hang schmiegt und teils auskragt, stammt von illiz Architektur.

Gallerie

Am südlichsten Punkt des Bodensees liegt direkt am Ufer die Schweizer Ortschaft Rorschach. Oberhalb davon, am Hang gelegen, erstreckt sich die Gemeinde Rorschacherberg. Sie ist durch Felder, bewaldete Hügel, vereinzelte Bebauung und mäandernde Verkehrswege geprägt. In der Hand der Gemeinde liegt der ganzjährige Unterhalt von Straßen und öffentlichen Anlagen, die Pflege von Grünanlagen und auch das Bereitstellen von Wertstoffsammelstellen. Die dafür notwendigen Fahrzeuge und Gerätschaften des Bauamtswerkhofs waren jahrezehntelang dezentral in Gebäuden eines ehemaligen Landwirtschaftsbetriebs mit Scheunen und Remisen untergebracht. Doch für den gewachsenen Fuhr- und Gerätepark sowie für die Angestellten wurde der Platz zu eng. Auch die beengte Zufahrt zu den Entsorgungs-­ bzw. Wertstoffsammelstellen und die prekäre Parkplatzsituation erschwerten den geregelten Betrieb des Werkhofs. So fiel die Entscheidung dafür, die bisherigen Bauten abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen.

Nach Plänen von illiz Architektur aus Zürich ist ein zweiteiliger Werkhof realisiert worden, der nun ausreichend Platz für den Fuhrpark mit den entsprechenden Fahrzeugen wie Schneepflügen, Anhängern, Gerätschaften und Fahrzeugwaschboxen bereit hält. Auch beherbergt er Werkstätten für Schlosser-, Mauerer-, Maler- und Scheinerarbeiten, Garderoben sowie Büros und einen Aufenthaltsraum für Personal. Parkplätze, Wertstoffsammelstellen, Materiallager und Salzsilo sind auf zwei unterschiedlich nivellierten Höfen untergebracht.

Geschickt in den Hang platziert

Zwei L-förmig zueinander platzierte Riegel bilden auf den Grundstück in Hanglage das Ensemble. Durch die Aufteilung in die beiden zweigeschossigen Baukörper wirkt der Werkhof mit einer Nutzfläche von 789 m² nicht massig. Aufgrund der starken Hanglage entsteht ein Geländesprung, der die Freianlagen in eine obere Ebene im Norden und eine untere im Süden gliedert. Die Architekturschaffenden platzierten die Baukörper so, dass sie nach außen Lärm abschirmen. Unten ist ein gesonderter, öffentlich zugänglicher Hof für die Wertstoffsammelstelle dem Gebäude vorgelagert. Begrenzt wird der Bereich von einem Sockelgeschoss mit Technikflächen. Die Höfe sind je über separate Einfahrten erreichbar. Zu Fuß lässt sich der Niveauunterschied über eine Treppe im Spalt zwischen den beiden Bauteilen überwinden. Auf dem oberen, nur für Mitarbeitende zugänglichen Hof befinden sich gereiht eine Einstellhalle für die Fahrzeuge, eine Waschbox und Gerätschaften des Werkhofs, daneben Büro- und Personalräume.

Da der Werkhofvorplatz im ansteigenden Gelände versinkt, ist dieser Arbeitsbereich nicht einsehbar und das Umfeld zusätzlich vor Lärm geschützt. Mit Blick auf den Bodensee können die Angestellten pausieren oder sich stärken: Im nördlichen Teil des parallel zur Straße verlaufenden Riegels befindet sich der Aufenthaltsraum mit Küche. Durch das bodentiefe Fenster fällt viel Tageslicht in den Raum und gibt den Blick hangabwärs frei über das Gewässer. Beide Gebäudeschenkel kragen hangabwärts aus und bilden ein schützendes Vordach für Parkplätze und Eingänge.

Hülle aus Polycarbonat und Lärchenholzlatten

Gestalterisch prägend und funktional ist für die massive Betonkonstruktion die Hülle aus Polycabornatstegplatten, die an mehreren Fassaden zum Einsatz kommt. Sie verleiht der massiven Kubatur Leichtigkeit und sorgt für Lichtspiele. Im Norden, hangabwärts zum Ort und Bodensee ausgerichtet, belichtet die großflächige halbtransparente Fassade die dahinterliegenden Arbeitsbereiche. Wenn es draußen dunkel wird, sind die Betriebsabläufe schemenhaft wie ein Schattenspiel von außen abzulesen. Wie ein Bild sind die lichtdurchlässigen Fassaden von schmalen Bändern aus Aluminium gerahmt.

An der Straße auf der Ostseite fällt durch das Polycarbonat diffuses Licht in die Personalräume hinein, verhindert jedoch zugleich Einblicke von außen. Im gesamten Gebäude besteht der Boden aus versiegeltem Hartbeton. Während in den Innenräumen Sichtbeton ebenso an den Wänden vorherrscht, ist nach außen keine Betonsichtigkeit belassen und ein weiteres Material kommt an dem Neubau zum Einsatz: Wo keine transluzenten Stegplatten sind, setzt eine Verkleidung aus vertikal montierten Latten aus Lärchenholz an der Fassade natürliche Akzente.

Lichtdurchlässige sowie verglaste Falttore und Holztüren

Im Süden bildet eine wegfaltbare Toranlage aus Polycarbonat (PC) die gesamte Front zwischen Fahrzeughalle und oberer Freifläche. Damit werden innere und äußere Arbeitsbereiche definiert und funktional zusammengeschaltet. Im Vergleich zu üblichen transparenten Materialien hat PC gute Dämmwerte, lässt sich leicht handhaben und ist wartungsarm. Fünf Doppeltore bilden die Faltwand, sie haben eine stattliche Höhe von 4,50 m. Davon sind vier Doppeltore knapp 6,5 m breit und eines – das vor der Fahrzeugwaschbox – ist mit 5,50 m etwas schmaler und speziell gegen Feuchtigkeit ausgeführt. Wie bei den Fenstern und der Fassade verfügen die Falttore über einen Rahmen aus eloxiertem Aluminium, also einem leichten Material. Trotz ihrer Größe weisen die manuell zu öffnenden und schließenden Tore ein geringes Gewicht auf.

Ebenfalls zum oberen Hof gerichtet sind die drei Außentüren der Werkstätten auf der Westseite des Nord-Süd-Riegels. Hier kommen drei flächenbündige Falttore mit vollflächigem Glaseinsatz ESG (2-IV-IR) zum Einsatz, die ebenfalls manuell bedienbar sind. Sie sind 3,20 m hoch und 3,05 m breit, wobei ein Tor als Fluchttür mit einer Schwelle weniger als 2 cm ausgeführt ist.

Beim unteren, öffentlich zugänglichen Hof mit Wertstoffsammelstelle befinden sich im mit Lärchenholz verkleideten Untergeschoss mehrere Lagerräume. Von den vier Türen sind drei Doppeltüren und eine einfache. Alle diese Türen sind wie die Fassade mit Lärchenholz bekleidet und fügen sich daher dezent in die Fläche ein. Die zweiteiligen Holztüren mit Stahlumfassungszarge sind mit silberfarbenen Gleitschienen und Öffnungsbegrenzung ausgestattet. Als Beschläge wurden auf der Bandseite sowie der Bandgegenseite Türdrücker und Rosetten in einer ergonomischen, robusten Edelstahlausführung gewählt.

Damit zu den nicht-öffentlichen Bereichen und ins Gebäude nur Zugangsberichtigte gelangen können, gibt es eine Zutrittskontrolle in Form eines Chiplesegerätes. -jb

Bautafel

Architektur: illiz Architektur, Zürich
Projektbeteiligte: b+p baurealisation, St. Gallen (Bauleitung); Wälli Ingenieure, St. Gallen (Bauingenieure); Vadea, St. Gallen (HLS); Projekt, Heerbrugg (Elektroplanung); Braune Roth, Binz (Bauphysik); Atec Metallbau, Staad (Außentüren und Fensterrahmen in Aluminium); TS Tor & Service, Steinach (Falttore, Außentüren Werkstätten); Gretsch-Unitas, Rüdtligen (Beschläge); Glutz, Solothurn (Drücker 5038 Lugano, Rosette: 5620C); Dormakaba, Wetzikon (Zutrittskontrolle per Chip, Gleitschienen TS 93); SimonsWerk, Rheda-Wiedenbrück (Bänder Holztüren: Tectus); PR Landschaftsarchitektur, Arbon (Landschaftsarchitektur)
Bauherr/in: Gemeinde Rorschacherberg
Fertigstellung: 2019
Standort: Hüttenmoos 1, 9404 Rorschacherberg, Schweiz
Bildnachweis: Roger Frei, Zürich / www.rogerfrei.com

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