Harmonia 57 in São Paulo
Lebendiger Organismus
Die Rua Harmonia liegt im Westen der brasilianischen Metropole São Paulo. Sie führt durch den Stadtteil Vila Madalena, der bekannt ist für seine hippen Cafés, zeitgenössischen Kunstgalerien und eine lebendige Bar- und Musikkneipenszene. Mindestens ebenso belebt wie das Viertel zeigt sich auch die Künstler*innenresidenz Harmonia 57, die das brasilianisch-französischen Architekturbüro Triptyque als Organismus konzipiert hat. Das Gebäude sammelt Regenwasser, bereitet es auf und verteilt es durch ein außenliegendes Leitungssystem, das auch die Fassadenbegrünung bewässert.
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Die beiden mit Stegen verbundenen Baukörper der Residenz sind von den Architekt*innen als zwei große Pflanzenblöcke mit ausgeschnittenen und gerahmten Fenstern und Terrassenräumen konzipiert. Die Terrassen liegen auf jedem Geschoss an einer anderen Stelle, sodass unterschiedliche Innenraumatmosphären und Lichtsituationen entstehen. Der Freiraum zwischen den beiden Gebäudevolumen ist im Erdgeschoss als Aufenthaltszone gestaltet. Darüber spannen die auf Stahlträgern liegenden Holzstege, die von der Terrasse aus über eine Treppe erreicht werden.
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Zwei Pflanzenkörper
Der vordere Baukörper ist zweigeschossig und aufgeständert. Unter ihm befindet sich links eine Tiefgarageneinfahrt, rechts führen breite Stufen auf die Terrasse. Die straßenseitige Fassade kann sich sowohl offen als auch geschlossen zeigen: Wie überdimensionierte Fensterläden verschatten große, mit Holzlamellen gefüllte Stahlrahmen die dahinterliegenden, durchgehenden Fensterfronten und lassen sich bei Bedarf nach außen klappen. Der hintere Baukörper ist im Erdgeschoss geschlossen. Auf seinem Dach thront ein laubenartiges viertes Geschoss mit Satteldach. Das Gebäudeinnere bietet unterschiedlich große Arbeitsräume.
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Poröse Fassade
Die dicken Außenwände sind mit einer rauen Betonschicht überzogen, die von runden Öffnungen durchbrochen ist. Als Fassadenporen bieten sie Nährboden für verschiedene Pflanzenarten. Die Bewässerung der Begrünung erfolgt über einen gebäudeinternen Wasserkreislauf. Die auffallend gelb-grünen Wasserleitungen liegen außen an der Fassade und umschließen das Gebäude wie Venen und Arterien.
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Wasserkreislauf
Die Präsenz des gebäudeeigenen Wasserkreislaufs prägt das gesamte Erscheinungsbild und macht die Architektur lebendig. Die begrünten Flachdächer und drei ebenfalls gelb-grüne Zisternen fangen das Regenwasser auf. Bei ausbleibendem Regen dient das Wasser aus den Speichern zur Bewässerung des Gründaches. Das gesammelte Wasser wird durch natürliche Filter in ein Reservoir geleitet. Ein Brunnen fördert zusätzlich Grundwasser aus dem Boden.
Pumpen leiten das Wasser anschließend in die verschiedenen Geschosse. Vor der Nutzung als Trinkwasser und für die Toilettenspülung, wird das Wasser durch weitere Filter und eine UV-Anlage aufbereitet und desinfiziert. Der Kreislauf speist auch das Bewässerungssystem der Fassade, das die Bepflanzung von Zeit zu Zeit in einen Sprühregen taucht. -hs
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Bautafel
Architektur: Triptyque, São Paulo / Paris
Projektbeteiligte: Bassani Arquitetos Construtores (Bauunternehmen); Peter Webb (Landschaftsplanung); Guilherme Castanha (Wasserbau-Ingenieur); BGF / Aparecido Donizete Dias Flausino (Bauausführung); Planmetal (Metallarbeiten); Rioske Kanno (Tragwerksplanung); Disarcon (Klimatisierung); Libanio Justino da Silva (Holzarbeiten); Zanchet (Holzterrassen); Revglas (Glas)
Bauherrschaft: Privat
Standort: Rua Harmonia 57, São Paulo 05435-000, Brasilien
Fertigstellung: 2008
Bildnachweis: Nelson Kon, Ricardo Bassetti, Beto Consorte (Fotos); Triptyque, São Paulo / Paris (Pläne)
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