Bikini-Haus in Berlin

Regenwassernutzung für sanierte Bauikone der 1950er-Jahre

Das zwischen 1955 und 1957 nach Plänen der Architekten Paul Schwebes und Hans Schoszberger erbaute Berliner Bikini-Haus ist eine Bauikone der 1950er-Jahre. Seinen Namen verdankt es einem Luftgeschoss, das die Fassade wie einen Bikini in Ober- und Unterteil gliedert. Das ehemalige Industrie-, Geschäfts- und Bürogebäude befindet sich gegenüber der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und bildet gemeinsam mit dem Huthmacher-Haus, dem Kino Zoo Palast, dem kleinen Hochhaus und dem Parkhaus am Elefantentor ein denkmalgeschütztes Ensemble.

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Transformation

Unter Wahrung der architektonischen Identität wurde der Komplex zwischen 2010 und 2014 umfassend saniert. Um das veraltete Gebäude zu revitalisieren und vor weiterem Verfall zu bewahren, entwickelten SAQ architects das Konzept Bikini Berlin. Das Münchner Architekturbüro Hild und K passte die Planungen an den Masterplan und die Denkmalschutzanforderungen an, ermöglichte so eine umfassende Umgestaltung und leitete die anschließende Umsetzung. Die im Jahr 2013 begonnene Sanierung transformierte das Gebäude in eine zeitgenössische „Concept Mall“ mit einer Mischung aus Flächen für Einzelhandel, Gastronomie und kulturelle Einrichtungen. Die offene Architektur schafft fließende Übergänge zwischen den verschiedenen Nutzungen und Gebäudeteilen. Die Umnutzung der historischen Bausubstanz soll den Status des Gebäudes als kulturelle Ikone im städtischen Kontext festigen.

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Sanierung im Detail

Eine Vielzahl von Sanierungsmaßnahmen setzt die heutigen Anforderungen an Funktionalität, Ästhetik und Nachhaltigkeit um. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Rekonstruktion der Originalfassade des Bikini-Hauses, wobei die filigranen Fenster und ihre ursprüngliche Farbigkeit besondere Herausforderungen hinsichtlich der heutigen Energiesparverordnungen darstellten. Um Bezüge zum Bestand herzustellen, wurden alte Baustoffe nicht einfach ersetzt, sondern sorgfältig integriert. So finden sich beispielsweise die historischen Glasflächen als zerkleinerte Zuschläge im Putz der neuen wärmegedämmten Wände wieder.

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Erweiterungsbau

Ein eingeschossiger, zurückgesetzter Anbau erweitert die bestehende Nutzfläche auf 54.000 Quadratmeter. Der Innenraum des Neubaus bietet durch eine offene Konstruktion Platz für eine großzügige Flaniermeile der Concept Mall. Ein lichtdurchflutetes Atrium wird durch die Galeriegänge der zweiten Etage gesäumt und lässt einen weitläufigen Raum entstehen. Unverkleidete Stahlfachwerkträger prägen das Erscheinungsbild, ein 4 x 14 Meter großes, zentral angeordnetes Panoramafenster öffnet den Blick auf den angrenzenden „Affenfelsen“ des Zoos. Die Materialwahl, darunter massive Eichenbohlen, Holzpflasterparkett und roh belassener Stahlbeton, verleiht dem Innenraum eine zeitlose Atmosphäre. Das Dach der Concept Mall ist eine öffentlich begehbare Terrasse mit Blick auf den Zoologischen Garten und den Breitscheidplatz. Die rund 7.000 Quadratmeter große Fläche ist über eine ausladende Freitreppe zugänglich, die eine Verbindung zwischen dem städtischen Raum und den umliegenden Grünanlagen schafft.

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Wassermanagement

Für eine effiziente Nutzung wird das Regenwasser der Dachterrasse sowie der restlichen Grundstücksfläche aufgefangen und durch eine Filteranlage aufbereitet. Die Entwässerung erfolgt durch dezent integrierte Entwässerungssysteme, die zur Erhaltung der historischen Gestalt des Gebäudes beitragen. Das Wasser wird in einer Zisterne im Untergeschoss gesammelt und zur Bewässerung aller Grünflächen des Gebäudekomplexes sowie für die Spülung der Toiletten verwendet. Das Regenwasser wird auch für die Verdunstungskühlung des Gebäudes genutzt, die bei bestimmten Wetterbedingungen die Luft ohne zusätzliche elektrische Geräte reguliert. Die effiziente Nutzung des Regenwassers reduziert den Trinkwasserbedarf erheblich und trägt zur Erfüllung der Kriterien des LEED GOLD-Zertifikats bei. Der geringe Trinkwasserverbrauch wird auch durch ressourcensparende Armaturen und Toiletten sichergestellt.

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Bei der intensiven Begrünung der Dachflächen wurde auch auf ein möglichst effizientes Wassermanagement geachtet. Es wurden ausschließlich heimische, an das lokale Klima angepasste Pflanzen ausgewählt, die weitgehend ohne zusätzliche Bewässerung auskommen. Bei Bedarf wird eine witterungsgesteuerte Tröpfchenbewässerung mit Regensensoren eingesetzt, die ebenfalls mit Regenwasser gespeist wird. Die begrünten Dächer tragen zur Rückhaltung und Reinigung des Regenwassers bei und wirken der Entstehung von Hitzeinseln in der Stadt entgegen.

Bautafel

Architekten:  Hild und K, Berlin/München (Sanierung und Umbau); Paul Schwebes und Hans Schoszberger, Berlin (Bestand 1955-1957)
Projektbeteiligte: WTM Engineers, Berlin und GuD Planungsgesellschaft für Ingenieurbau, Berlin (Tragwerksplanung); TPG Technische Prüfgesellschaft, Berlin (Brandschutz); Benno Ellerböck, München (Bauphysik); Lützow 7, Berlin (Landschaftsplanung); Sto, Stühlingen (Sonderputz mit recyceltem Glas); Klaus Hildebrandt GmbH, Berlin (Garten- und Landschaftsbau); ACO, Büdelsdorf (Entwässerungssystem: ACO Profiline)
Bauherrschaft: Bayerische Hausbau, München
Fertigstellung: 2014
Standort: Budapester Straße 38-50, 10787 Berlin
Bildnachweis: Franz Brück, Berlin

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