Die Treppe ist etwas absolut Menschliches
Dossier der Baunetzwoche #417
Der Mensch war immer das Maß der Treppe, schreibt Sophie Jung im Dossier, der die Baunetzwoche #417 einleitet. In ihrem Essay skizziert die Autorin die Kulturgeschichte der genormten Treppe von der griechischen Antike bis zur heute wichtigsten Regel für Treppen, der DIN 18065. Die Treppe könne als Symbol oder als Metapher für das schrittweise, prozesshafte Überwinden von Höhenunterschieden begriffen werden, so Jung. Die beiden Parameter Schritt und Höhe können dabei auf unterschiedlichste Art und Weise interpretiert werden.
Gallerie
Während in der Antike die Treppen dem Ideal einer volkommenen Proportion folgend entworfen und vor allem wegen ihres Symbolcharakters gebaut wurde, dominierten im Mittelalter rein funktionale Aufgänge, die mit Nachlässigkeit in den hintersten Winkeln platziert wurden. In der Renaissance wurde die Stiege vermehrt wieder als Visualisierungsmittel der gesellschaftlichen Ordnung eingesetzt.
Die heute noch genutzte Treppenformel, nach der die Schrittlänge
des Menschen gleich der Summe aus zwei Mal der Stufenhöhe und ein
Mal der Stufentiefe ist, geht auf François Blondel zurück. Der
französische Mathematiker und Ingenieur veröffentlichte 1675 seinen
berühmten Cours d'Architecture, in dem er sich der unter
anderem der Treppe widmete. Über 250 Jahre später erschien ein
weiteres wichtiges Buch für die Normung im Treppenbau: die
Bauentwurfslehre von Ernst Neufert. Darin sind Stufen mit
einer Höhe von 17 und einer Tiefe von 29 Zentimetern als
angenehmste Form der Treppensteigung definiert. Die Entwicklung
durch zunehmende technische Spezialisierung und Massenproduktion
habe zu einer Normierung nicht nur der Treppe, sondern unserer
gesamten Lebensumwelt geführt, schreibt Jung in ihrem
Essay.
Das Magazin Baunetzwoche wird von der Redaktion der
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