Brasserie Les Haras in Straßburg
Gewendelte Treppe als dynamische Rauminstallation
Nur unweit von La Petite France, dem idyllischen Altstadtviertel
der elsässischen Hauptstadt, ist aus dem ehemaligen nationalen Pferdegestüt Straßburg ein Boutiquehotel und ein
Brasserie-Restaurant mit gehobener Küche entstanden, beide tragen
den Namen Les Haras. Für den Umbau des denkmalgeschützten
Anwesens zeichnet der Pariser Innenarchitekt Patrick Jouin (mit
seinem Projektbüro Jouin Manku) verantwortlich. Im Hotel kann seit
Ende 2013 in 55 Zimmern übernachtet werden; offenes Mauerwerk, alte
Balken, Möbel aus Eichenholz und Leder prägen das Ambiente.
Ebenfalls neu auf dem Areal und in historischen Gemäuern ist der
Biocluster, ein Tagungs- und Standort für Firmen der Medizintechnik
und Krebsforschung.
Gallerie
Die 800 Quadratmeter große Brasserie, die auch allen
Nicht-Hotelgästen offen steht, liegt in einem Seitenflügel auf dem
Nordteil des Gebäudekomplexes: ein hoher, weiter Raum mit Holzboden
und sichtbar gelassenen Steinfensterlaibungen. Passend zur alten
Bausubstanz zeigen fast alle neuen Elemente rohe, unveredelte
Materialien. Für den Bodenbelag wurde gewachste Eiche verwendet,
der Bartresen, die Leuchten und die Küche sind aus schwarzem Stahl
gefertigt. Eindeutiger Mittelpunkt ist die Treppe im Schankraum der
Brasserie. Wild und dynamisch, wie die Skulptur eines gigantischen
Wasserstrudels windet sie sich aus Stahl und Holz vom Erd- hinauf
ins Dachgeschoss.
Dank eines Deckendurchbruchs und der neuen, weit geschwungene
Treppe wird nun auch der Dachstuhl des früher eingeschossigen
Nebenflügels erschlossen und als Teil des Restaurants genutzt. Dort
oben öffnet sich dem Besucher ein warmer, diffus beleuchteter Raum.
Eine fast fünf Meter hohe stilisierte Jurte aus Leder schafft
eine introvertierte Zone und verbessert die Raumakustik. Die Gäste
ziehen sich in Sitznischen zurück oder nehmen an den Tischen Platz,
von denen man einen freien Blick durch das große Treppenauge
auf die unter ihnen liegende freistehende Bar und die offene Küche
Im Erdgeschoss hat.
Von unten im EG scheint es, als würde die sechs Meter hohe,
schwarze Wangen-Stahltreppe aus der ovalen Deckenöffnung
herauswachsen. Wegen ihrer Wucht bildet sie neben Küche und Bar das
dominierende Raumelement. Die Dynamik, mit der sich die Treppe
spiralartig nach oben entwickelt, entsteht durch feine
Eichenholzlatten. Sie sind gebogen, acht Zentimeter breit und und
winden sich wie ein Spaghetti-Nest um die Treppe – gleichzeitig
formen sie das Treppengeländer. Gehalten werden sie von sieben
unterschiedlich langen, leicht schräg stehenden Kanthölzern. Auf
der Innenseite der Treppe schützt ein unauffälligens Glasgeländer
vor dem Fall aus sechs Metern Höhe. Ein filigraner, schlichter
Handlauf aus schwarzem Stahl komplettiert die
Treppe.
Eine leichte V-Form der oberen Trittstufen,
die wie subtile Pfeile Richtung abwärts zeigen, und sich erst
allmählich, Stufe für Stufe, zu einer Rechteckform
zurückentwickeln, sorgen zusätzlich für Bewegung (siehe Abb. 6).
Das aufliegende vier Zentimeter dicke gewachste Eichenholz,
findet sich im Flechtwerk aus Latten und dem Boden der gesamten
Brasserie wieder. So wird die wuchtige Treppe mit ihren
organisch geschwungenen Elementen, trotz
Kontrast zu einer sonst aufgeräumt wirkenden Geometrie, Teil eines
großen Ganzen.
Bautafel
Projektbeteiligte: Jouin Manku, Paris (Innenarchitektur); Architekturbüro Denu & Paradon, Straßburg (Planung und Umbau Gesmatkomplex); L'Observatoire International, New York (Lichtplanung)
Bauherr: Les Haras
Standort: 23 Rue des Glacières, 67000 Straßburg
Fertigstellung: 2013/2014
Bildnachweis: © Hélène Hilaire, Montreuil; Jouin Manku, Paris
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