Umnutzung von Kirchen
Beispiele aus Nordrhein-Westfalen
iPE Reihe Umnutzung Band 1
Cuvillier Verlag, Göttingen 2021
Preis: 69,90
ISBN 978-3-73697-233-9
Meist zentral und mit reichlich Abstand zu anderen Gebäuden gelegen, überragen Kirchen in der Regel ihr unmittelbares Umfeld. Obwohl sie gesellschaftlich an Bedeutung verloren haben und viele Gemeinden weiterhin eher schrumpfen als wachsen, sind sie bautechnisch und architektonisch ein herausragender Teil des Bestands. Städtebaulich haben Kirchen oft eine wichtige Funktion. Dieses baukulturelle Erbe gilt es zu erhalten, wenn auch nicht unbedingt in althergebrachter Form und Funktion. Die Publikation Umnutzung von Kirchen – Beispiele aus Nordrhein-Westfalen veranschaulicht, wie das gelingen kann. Herausgeberin ist Elisabeth Beusker, Professorin an der RWTH Aachen im Fachgebiet Architektur und Leiterin des Lehr- und Forschungsgebiets für Immobilienprojektentwicklung.
Den Einstieg bildet ein prominentes Beispiel, das Anneliese Brost Musikforum Ruhr. Die
preisgekrönte Umnutzung von St. Marien in Bochum, geplant von
Bez+Kock Architekten, erfuhr in einer frühen Phase reichlich
Gegenwind. Dies änderte sich jedoch; ohne öffentliche Mittel,
private Spenden und eine Stiftung hätte das Projekt nicht
realisiert werden können. Zu diesem wie zu allen anderen der 21
aufgeführten Beispiele, die durch Farbfotos, Pläne und Zeichnungen
illustriert sind, gibt es Erläuterungen zum Bestand, zur Umnutzung,
zum Städtebau und den Besonderheiten. Untergliedert sind die
Beiträge nach ihrer neuen Nutzung, die von Kultur über Kolumbarien,
Sport und Büro/Verwaltung, Wohnen und Kindergarten bis zur
Mischnutzung reicht.
Einige der Bestandskirchen sind zu Beginn der 1960er-Jahre errichtet worden, so die Kulturkirche Liebfrauen in Duisburg oder St. Sebastian in Münster. Letztere beherbergt nach dem Umbau durch Bolles + Wilson eine Kindertagesstätte. Auch die Lukaskirche in Essen stammt aus dieser Zeit. Das Architekturbüro Heinrich Böll verwandelte den profanierten Bau im Auftrag einer Wohnungsverwaltungsgesellschaft in ein gemischt genutztes Gebäude mit Wohnungen, Kindertagesstätte und Praxisräumen.
Die Umnutzung von St. Josef in Aachen, einer Kirche des ausgehenden 19. Jahrhunderts, zur Grabeskirche erscheint naheliegend. Hahn+Helten Architekten beschränkten sich auf drei Eingriffe: einen Wasserlauf, Grabstelen für die Urnen sowie eine Deckenskulptur. Auch St. Alfons in Aachen entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, es beherbergt heute Büros. Dafür wurden reversible Einbauten eingefügt: insbesondere eine zweite Ebene in den Seitenschiffen mit Galerie und Treppenaufgang im Mittelschiff. Durch die Eingriffe von Glashaus Architekten mit Kaiser Schweitzer Architekten lassen sich die hohen Räume effizient nutzen. Auch Feja + Kemper fügten bei der Umnutzung von Maria Königin in Dülmen zu Kirchwohnungen eine weitere Geschossebene ein. Sie schufen nach dem Haus-im-Haus-Prinzip 15 Sozialwohnungen mit einer Wohnfläche ab 42 Quadratmetern. Ein Gemeinschaftsbereich ist im Glockenturm untergebracht. Die Erschließung der barrierefreien Einheiten für ältere Ehepaare und Alleinstehende, Studierende und Alleinerziehende erfolgt über Treppen, einen Aufzug, Stege und Brücken. Die Nachfrage ist groß, Bauherr und Eigentümer ist eine Stiftung.
Für Dachdeckungen von Kirchen ist Schiefer
ein traditionelles Baumaterial über die Jahrhunderte hinweg. Der
Naturstein findet sich aber auch als Bodenbelag in meist großen
Plattenformaten. In dem anregenden Buch mit zahlreichen spannenden
Beispielen und anschaulichen Beschreibungen ist er auf einigen
Fotos zu entdecken. -us
Tipps zum Thema
Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen | Kontakt 02651 955 0 | www.rathscheck.de