U-Bahnhof Rotes Rathaus in Berlin
Klare Lichtwirkung und hoher Sehkomfort
Für die Erweiterung der U-Bahnlinie 5 in Berlin hat Collignon Architektur und Design eine neue U-Bahnstation entworfen. Die Architektur der Haltestelle Rotes Rathaus ist offen und hell gestaltet und fällt auf durch ein Tragwerk mit Pilzkopfstützen und durch die Materialität der Wände in Form von Terrazzoplatten. Die Lichtplaner von Licht Kunst Licht setzen auf eine in die Betondecken integrierte Downlight-Beleuchtung, die reduziert und klar wirkt.
Gallerie
Die Gotik stand Pate
Dass bestehende U-Bahnlinien verlängert und neue U-Bahnstationen eröffnet werden, kommt in Berlin eher selten vor. Seit Dezember 2020 kann man am Roten Rathaus in Berlin-Mitte in die U-Bahnlinie 5 einsteigen und direkt zur Museumsinsel, zum Bundestag und zum Hauptbahnhof fahren. Der 8.000 Quadratmeter große U-Bahnhof Rotes Rathaus ist gekennzeichnet durch das Farbzusammenspiel von Schwarz und Weiß und strahlt Dynamik aus, vor allem durch die markanten Pilzkopfstützen. Das Tragwerk ist inspiriert durch das gotische Prinzip des Lastabtrags, das an die Entstehungszeit des Rathauses erinnert. Rund zehn Jahre vor Baubeginn des neuen U-Bahnhofs hatte man bei archäologischen Ausgrabungen an derselben Stelle Reste des Rathauses aus der gotischen Zeit entdeckt. Aufgrund der archäologischen Ausgrabungen ist der neue U-Bahnhof sehr kompakt gehalten und reicht teils bis zu drei Meter an das Rote Rathaus heran.
Transparente (Hallen-)Architektur
Der U-Bahnhof wirkt licht und hell – aufgrund der reduzierten Farbpalette sowie der extensiven Verwendung der Farbe Weiß an Stützen, Decken und Boden. Und auch durch die schräg stehenden, raumhohen Glaswände der zwei Zwischenebenen, wo sich der Übergang von einem Bahnsteig zum anderen befindet. Sie geben den Blick frei auf das Geschehen auf den Gleisen, wobei sich das Motiv der Neigung durch den gesamten unterirdischen Raum zieht wie die Fugen der dunklen Terrazzoplatten an den Wänden zeigen. Insgesamt gibt es lediglich sieben schlanke Säulen, die mit ihren pilzkopf-ähnlichen Kapitellen die gesamte Last tragen, sodass der Raum mit den Gleisen als einheitliche große Halle erscheint.
Lichtplanung: klare Lichtwirkung und Sehkomfort
Die lichtplanerische Konzept vom Berliner Büro Licht Kunst Licht ist reduziert, d. h. ohne komplexe Beleuchtungsstrukturen gehalten und konzentriert sich auf in die Betondecken integrierte LED-Downlights, die wie auf einer Perlenschnur angeordnet sind. Insgesamt 70 Leuchten sind in der Decke über dem Bahnsteig verbaut. Mit je 24 LEDs in Warmweiß (3.000 Kelvin) und einer Anschlussleistung von maximal 48 Watt erzeugen sie eine symmetrisch mediumstrahlende Lichtverteilung.
Im Zusammenspiel mit den weißen Böden und der Decke ergibt sich
eine klare Lichtwirkung mit einem hohen Sehkomfort für die
Passagiere. Zu den Downlights gesellen sich Leuchtenleisten und
Abstrahlwinkel, die für ausreichende vertikale Beleuchtungsstärken
auf der Seitenwand der Zwischenebenen sorgen. Wo keine Downlights
eingesetzt werden konnten, wurden Bodeneinbauleuchten verbaut.
-csh
Bautafel
Architektur: Collignon Architektur und Design, Berlin
Projektbeteiligte: Licht Kunst Licht, Bonn/ Berlin/ Barcelona (Lichtplanung); WE-EF Leuchten, Bispingen (Leuchten)
Bauherr/in: BVG Projekt für die Berliner Verkehrsbetriebe
Fertigstellung: 2020
Standort: U-Bahnhof Rotes Rathaus, Berlin
Bildnachweis: Jan Bitter, Berlin; Lukas Roth, Köln; Frieder Blickle für WE-EF, Hamburg