Norreport Station in Kopenhagen
Lichtsäulen, LED-Bänder und Laternen erhellen den Bahnhofsvorplatz
Mitten in Kopenhagen treffen Fern- und Regionalverkehr, S- und U-Bahn, Fußgänger, mehrere Buslinien, Auto- und zahlreiche Radfahrer an einem Punkt aufeinander: die Nørreport Station ist der zentrale Verkehrsknotenpunkt. Hier steigen täglich mehrere Hunderttausende Reisende und Pendler ein, aus und um. Unterirdisch rotiert der Schienenverkehr an drei Bahnsteigen und darunter die U-Bahn, oberirdisch strömen der Straßenverkehr und Passanten. Eine mit dem Lauf der Zeit notwendig gewordene Modernisierung und umfassende Umgestaltung des gesamten Bahnhofsvorplatzes nahmen die Planer von Cobe und Gottlieb Paludan Architects vor.
Gallerie
Der Bahnhof und dessen Zugänge liegen unter und auf der Straße
Nørre Voldgade, die zwischen Schloss Rosenborg nordöstlich und dem
Ørstedspark Richtung Südwesten verläuft. Eine ausführliche
Laufweganalyse der diversen Nutzer durch die Architekten war die
Grundlage zur Dimensionierung, Positionierung und Ausgestaltung
sämtlicher Komponenten des neuen Vorplatzes mit Neubauten und
Zugängen, Oberflächen und Pflasterung sowie Fahrradstellplätzen.
Das Ergebnis sind sechs organisch gerundete, großzügige
Flachdachkonstruktionen, die weitläufig über den länglichen Platz
verteilt sind. Darunter befinden sich Treppen, Rolltreppen und
Fahrstühle sowie verschiedene gläserne Pavillons, die
Ticketschalter, Kioske und öffentliche Toiletten beherbergen.
Stahlstützen tragen die Betondächer, deren helle Unterseite bauchig
ist und die zu den Rändern hin flacher werden. Teils sind die
Dächer begrünt, teils mit Solarzellen bestückt, die zur
Stromversorgung des Bahnhofs beitragen.
Statt eines Bordsteigs kennzeichnet ein barrierefreier
Bodenbelagwechsel den Bereich der Verkehrsinsel zu den angrenzenden
Straßen. Abgesetzt in der quadratisch gepflasterten Oberfläche und
zugleich doch in den Stadtraum integriert sind Stellplätze für
insgesamt 2.500 Fahrräder. Die Planer fanden dafür eine Lösung,
indem sie neun ungleichmäßig geformte Flächen um 40 cm vertieften
und so Senken schufen. Über kleine Rampen lässt es sich zu den
Abstellflächen rollen und die riesige Anzahl an Fahrrädern
dominiert dadurch nicht den Stadtraum.
Beleuchtung
Ein wesentlicher Punkt in der Planung für die
Nørreport Station war die Beleuchtung. Verschiedene Arten und
Akzente markieren dabei die unterschiedlichen Funktionsbereiche des
Bahnhofs, auf dessen größtem Dach weithin lesbar sein Name in roten
Leuchtbuchstaben erstrahlt. Neben ausreichend Helligkeit und guter
Orientierung spielt auch der Sicherheitsaspekt eine wichtige Rolle:
Im ganzen Bahnhofsbereich sollen dunkle Ecken vermieden und so
mögliche Straftaten präventiv verhindert werden. Die
Grundausleuchtung des Vorplatzes ist durch ortstypische, an Kabeln
hängenden Straßenlaternen gewährleistet. Die Überdachungen, die den
Passanten den Weg zu den Treppen leiten, sowie die Kioske und
Toilettenpavillions sind alle in einer warmen Lichtfarbe
angestrahlt – beispielsweise durch umlaufend an den
Nahtstellen zwischen den Glaspavillions und dem überspanndenden
Betondach angebrachte LED-Bänder.
Unregelmäßig auf dem ganzen Platz installiert sind zwölf hohe
zylindrische Säulen aus Glas, die mit umlaufenden Holzbänken
bequeme Sitzgelegenheiten bieten. Zugleich versteckt sich in deren
Innerem die Belüftung für die unterirdischen Bahnsteige. Auch
dienen sie der allgemeinen Beleuchtung: Die Lichtsäulen bestehen
aus geriffeltem Glas und leuchten von innen diffus heraus in einem
kühlen weißen Licht. Durch ihre Positionierung spenden sie auch den
vertieften Fahrradstellflächen ausreichend Licht. Die einzelnen
Fahrradständer – Metallpfosten mit Bügeln zum Anschließen – sind
mit einer Lichtquelle versehen: Jeder der 2.500 Pfosten hat einen
leuchtenden Abschluss mit LEDs. Diese laden sich durch integrierte
Solarzellen übrigens selber auf. „Typisch skandinavisch“, lässt
sich insgesamt kurz und knapp über das Beleuchtungskonzept sagen:
nämlich schlicht, dabei elegant und funktional.
-jb
Bautafel
Architekten: COBE, Kopenhagen und Gottlieb Paludan Architects, Kopenhagen
Projektbeteiligte: Sweco, Kopenhagen (Ingenieursplanung); Bartenbach LichtLabor, Aldrans (Lichtplanung)
Bauherr: Banedanmark / Dänische Staatsbahn (DSB) / Stadt Kopenhagen
Fertigstellung: 2015
Standort: Nørreport Station, Kopenhagen
Bildnachweis: Rasmus Hjortshøj/COAST, Kopenhagen